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Ein bewegtes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Doch die Hoffnung, Silvester mit Freunden und Familie feiern und dabei voller Zuversicht ins Neue Jahr blicken zu können, wurde von den Corona-bedingten Einschränkungen durchkreuzt. Lassen sich unter solchen Umständen noch „gute Vorsätze“ fassen?
In der Zeit „zwischen den Jahren“ treffe ich mich traditionell mit meiner Freundin Irene*, die ich als Patientin kennengelernt und sofort ins Herz geschlossen hatte. Treffpunkt war stets ein Café in Hamburg-Eppendorf, dessen morbider Charme es uns beiden angetan hatte. Hier berichtete sie mir immer in leuchtenden Farben von ihrem Weihnachtsfest und verriet mir ihre Pläne für das kommende Jahr.
Da uns unser „Kaffeekränzchen“ dieses Jahr leider verwehrt blieb, rief ich sie am 2. Weihnachtstag an – in der Erwartung, sie so fröhlich wie sonst anzutreffen. Leider wirkte sie jedoch zutiefst deprimiert und ließ mich auch gleich wissen, warum:
„Wir hatten uns so gefreut, Weihnachten mit meiner Lieblingstante und meinem Neffen hier bei uns zusammen zu feiern, aber aus Angst, sich oder uns womöglich mit Covid-19 anzustecken, sagte sie kurzfristig ab, und somit fiel alles ins Wasser, was ich mir so schön ausgedacht hatte. Am Ende war ich mit Martin* allein, und so sehr er auch bemüht war, mich aufzurichten, waren die Weihnachtstage dann doch recht bedrückend.“
Weihnachten ist nun mal emotional aufgeladen
Das konnte ich gut nachvollziehen – meine Weihnachtsplanung war auch von Corona gründlich durchkreuzt worden (nachdem ich schon meine gebuchte Reise nach Madeira im Frühjahr stornieren musste!). Nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ versuchte ich sie etwas aufzumuntern, und für einen Moment gelang es mir auch, aber es war ihr anzumerken, dass sie – als Künstlerin und „Solo-Selbstständige“ – von all den Entbehrungen und Existenzängsten des zu Ende gehenden Jahres gezeichnet war.
Wofür eigentlich noch „gute Vorsätze“?
„Jetzt weiß ich noch nicht mal, ob ich mich als Allergikerin überhaupt impfen lassen sollte“, klagte sie. „Das Neue Jahr fängt ja gut an! Da fragt man sich doch, warum man überhaupt noch ,gute Vorsätze’ fassen sollte!“
Weiter wollte ich unser Gespräch nicht in so eine „Es ist alles egal – Richtung“ driften lassen, deshalb „grätschte“ ich energisch dazwischen und erinnerte sie daran, dass sie im Prinzip mit ihren guten Vorsätzen schon ziemlich weit gekommen sei: „Hast Du nicht vor über zehn Jahren erfolgreich den Zigaretten abgeschworen? Und liegst Du damit nicht ganz vorne – jetzt, da dieses Virus ausgerechnet unsere Atemwege angreift?“
„Du hast ja recht“, lenkte sie ein, „aber im Moment ist alles so zäh.“
Vom Fleischfresser zur „Gemüsetante“
„Dann nimm Dir doch vor, Dich stärker für Umweltprojekte zu engagieren“, schlug ich vor. „Den ersten Schritt hast Du ja schon getan, als Du beschlossen hast, Vegetarierin zu werden!“
Irene musste lachen, hatte sie doch ihre Wandlung vom „Fleischfresser zur Gemüsetante“ vor ihren Freund*innen einst selbst damit begründet, etwas für das Tierwohl und gegen die Erderwärmung tun zu wollen. Dass ich ihr damals aus ganz anderen, gesundheitlichen Gründen vom Fleischkonsum abgeraten hatte, schien sie vergessen zu haben.
Doch der Gedanke, sich als Teil einer größeren Bewegung zu fühlen, schien sie zu beflügeln: „Ich glaube, gegen die Verlorenheit in diesen Sch…-Corona-Zeiten ist das wirklich ein gutes Mittel“, befand sie.
Der stärkste Vorsatz: gesund bleiben!
„Eben“, sagte ich, „wenn das kein guter Vorsatz ist. Aber am Anfang muss immer der Beschluss stehen, alles zu tun, um selbst gesund zu bleiben.
„Also weiter sinnvolle Vitalstoffe futtern, sich gesund ernähren und unsere Darmbakterien hochleben lassen?“ Endlich schlug Irene wieder einen fröhlicheren Ton an. „Genau“, antwortete ich, „das ist der wichtigste Vorsatz! Schließlich ist der Darm die Wurzel unserer Gesundheit!“
„Na, auf diesen Satz habe ich gewartet“ Irene lachte und war nun wieder ganz die Alte.
Eine Pandemie der Empathie
Es ist sicher nicht leicht, angesichts der „Fallzahlen“ und der harschen Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens den Optimismus nicht zu verlieren. Umso wichtiger erscheint es mir, die Düsternis der vergangenen Tage und Monate in etwas Sinnstiftendes zu verwandeln. Setzen wir dem Virus eine Pandemie der Empathie und des Engagements entgegen!
Stecken wir doch die Grenzen unserer „guten Vorsätze“ etwas weiter und engagieren wir uns für eine gute Sache! Hauptsache, wir vergessen dabei nicht den wichtigsten Vorsatz: auf unsere Gesundheit zu achten … und dabei an unsere Billionen Freunde zu denken, die ständig bemüht sind, uns fit und fröhlich zu halten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen zuversichtlichen Start ins Neue Jahr!
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert