Dass Menschen, die häufig und lange Antibiotika einnehmen, ihr Immunsystem schleichend mattsetzen, kann sich jede/r an zehn Fingern ausrechnen. Eine neue Studie führt jetzt den Beweis, dass damit auch die Wahrscheinlichkeit einer Darmkrebserkrankung steigt.
Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Der Nutzen von Antibiotika in der Medizin ist unbestritten – um bakterielle Infektionen zu behandeln, sind sie nach wie vor unersetzlich.
Das Problem, das jedes Antibiotikum mit sich bringt, ist die große Keule, die gegen alle Bakterien – ob nützlich oder pathogen – geschwungen wird. Auch deshalb wird ja immer wieder die große Gefahr multiresistenter Keime beschworen, an denen jedes Jahr knapp 1,3 Millionen Menschen weltweit sterben.
Dass dies nicht folgenlos bleibt, habe ich in ungezählten Beiträgen an dieser Stelle beschrieben, u. A. hier:
Jetzt hat ein schwedisches Forscherteam an der Universität Umeå eine umfangreiche Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen der häufigen Einnahme von Antibiotika und einem erhöhten Risiko für Darmkrebs nachweist: „Eine häufige Antibiotika-Einnahme erhöhte demnach die Wahrscheinlichkeit, an Dickdarmkrebs zu erkranken, um 17 Prozent.“1
Diese Zahl mag Ihnen vielleicht gering erscheinen, doch wenn man bedenkt, dass allein in Deutschland jedes Jahr ca. 60.000 Menschen an Darmkrebs – und überwiegend an Dickdarmkrebs – erkranken, ist sie doch recht bedeutsam. Immerhin dienten über 40.000 Darmkrebs-Patient:innen und mehr als 200.000 Menschen ohne Erkrankung den Forschern bei dieser Studie zum Vergleich.
Über den Krebs im Darm können Sie hier lesen:
Dass Antibiotika die Darmflora schädigen und Durchfallerkrankungen oder Entzündungen der Darmschleimhaut hervorrufen können, ist bekannt. Dass sie aber auch das Darmkrebs-Risiko erhöhen können, wurde in dieser neuen Studie überzeugend nachgewiesen.
Sollten das auch andere erfahren?
Vorsicht bei längerfristigen Antibiotikakuren
Ein besonders hohes Risiko, in den oberen Abschnitten des Dickdarms einen Tumor zu entwickeln, konstatierten die Forscher bei einer „antibiotischen Therapie für mehr als sechs Monate“. Dass gerade an der Stelle Zellen entarten, erscheint logisch, leben dort doch die meisten Bakterien, die der flächendeckenden Wirkung der Antibiotika zum Opfer fallen. Den Forschern fiel allerdings auf, dass „nicht jedes Antibiotikum den gleichen Effekt zu haben scheint: Wirkstoffklassen wie Chinolone erhöhten der Analyse zufolge das Risiko besonders stark.“
Diese Antibiotika enthalten Chinolone:
- Cinoxacin
- Ciprofloxacin
- Flumequin
- Levofloxacin
- Lomefloxacin
- Moxifloxacin
- Nalidinsäure
- Norfloxacin
- Ofloxacin
- Pefloxacin
- Pipemidinsäure
- Prulifloxacin
- Rufloxacin
Unterschiedslos für alle Antibiotika aber gilt, dass sie einen bakteriellen Exodus bewirken, der zu schweren Durchfällen führen kann. Dieser „Antibiotika-assoziierten Diarrhoe“ (AAD) wiederum kann und sollte mit Probiotika-Gaben wie etwa OMNi-BiOTiC® 10 begegnet werden – einem Synbiotikum, das bereits vor Jahren von der Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) für genau diesen Zweck empfohlen wurde.
Über Diarrhoen werden Sie hier ins Bild gesetzt
Dass sich mit einer gekoppelten Einnahme von Antibiotikum und Probiotikum die typischen Folgen einer Antibiotika-Therapie – eine mikrobielle Dysbiose im Darm – zumindest abfedern, wenn nicht sogar ganz vermeiden lassen, wird durch diese Studie eindrucksvoll belegt.
Auch wenn Sie’s nicht mehr hören können …
Darum werde ich auch nicht müde, immer wieder und auch hier noch einmal zu betonen, dass am besten vor, während und nach jeder Antibiotika-Kur unser Darmmikrobiom durch dieses Präparat gestärkt werden sollte, weil es uns mit den so dringend benötigten, natürlich im menschlichen Darm vorkommenden Bakterien versorgt. Und das nicht zu knapp: Von den zehn wichtigsten Bakterienstämmen enthält jede einzelne Portion mindestens fünf Milliarden Keime!
Wie segensreich sich dies auswirkt, habe ich u. A. hier ausführlich beschrieben:
Doch zurück zu den Erkenntnissen der schwedischen Studie:
„Im Rektum, dem letzten Teil des Dickdarms, zeigte sich ein umgekehrter Effekt: Dort waren Frauen, die Antibiotika genommen hatten, seltener von Tumoren betroffen. Eine mögliche Erklärung: Infektionen etwa mit Chlamydien verursachen bei Frauen oft Entzündungen der Darmschleimhaut. Dies kann ebenfalls zur Krebsentstehung beitragen. Eine erfolgreiche Antibiotika-Therapie eliminiere den Erreger, so dass sich die Schleimhaut erholen könne, vermuten die Forschenden.“
Antibiotika verursachen teils schwere Schleimhautentzüdnungen – andere Ursache, gleiche Wirkung. Sehen Sie hier:
Kein Grund zur Panik
Zusammenfassend betont die Leiterin der Studie, Sophia Harlid, „dass es viele Gründe gibt, Antibiotika nicht großzügig zu verschreiben“, denn „viele Erkrankungen würden auch ohne antibakterielle Therapie ausheilen.“ Dieser generelle Rat zur Vorsicht im Umgang mit Antibiotika wird von vielen Experten geteilt. Vor dem Hintergrund ihrer Studie betont Harlid allerdings auch, dass sich niemand sorgen müsse, Darmkrebs zu bekommen, nur weil er Antibiotika eingenommen hat. Dazu gebe es absolut keinen Grund.
Ein anderer Experte, der in dem vorliegenden Artikel zitiert wird, Prof. Dr. Andreas Stallmach vom Universitäts-Klinikum Jena, rät allerdings „Patienten, die über einen längeren Zeitraum Antibiotika einnehmen“, dringend zur Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge, um einen eventuellen Tumor frühzeitig zu entdecken.
Ich hoffe, ich konnte Sie für dieses Thema sensibilisieren, ohne ein Gefühl der Panik bei Ihnen auszulösen. Das Wichtigste, um unser Immunsystem zu stärken, ist immer noch eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung. In diesem Sinne: Füttern Sie Ihre Darmbakterien weiterhin gut!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
1 Alle Zitate entstammen einem Artikel von Wiebke Schumacher auf www.welt.de/gesundheit/article233631999/Mehr-Darmkrebs-bei-haeufiger-Antibiotika-Gabe.html