Es sollte sich eigentlich schon herumgesprochen haben, dass ich einen Aufnahmestopp für meine Praxis verhängt habe (dachte ich zumindest), aber wenn mir dann von einer guten Freundin ein Patient ans Herz gelegt wird, kann ich mich nicht lange sträuben …
„Ich habe Prostatakrebs“, fiel mir Frank* (57) mit der Tür ins Haus und wirkte immer noch etwas ungläubig, obwohl er die Diagnose bereits drei Wochen zuvor erhalten hatte. „Bis dahin hab’ ich mir über das Thema Krebs überhaupt keine Gedanken gemacht. Dass es mich selbst mal treffen würde, mit noch nicht mal 60 – das wäre mir nie in den Sinn gekommen.“
Prostatakrebs – damit ist Frank nicht allein, denn bei Männern ist eine Tumorerkrankung der Vorsteherdrüse die häufigste Krebsform überhaupt. In Deutschland wird sie jährlich bei ca. 65.000 Männern neu diagnostiziert. Mit steigendem Alter steigt auch das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken – der durchschnittliche Patient ist bei Erhalt der Diagnose 70 Jahre alt.
Insofern bildete Frank mit seinen 57 Jahren vielleicht einen „Ausreißer“, doch nicht ohne Grund finanzieren die Krankenkassen ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Vorsorgeuntersuchung. An dieser Stelle deshalb noch einmal der dringende Rat an meine männlichen Leser, dieses Screening regelmäßig vornehmen zu lassen.
Doch nicht nur das Alter erhöht das Risiko einer Krebserkrankung an der Prostata: Wenig überraschend mischen auch hier die Darmbakterien mit!
Die Mikrobiota als Hinweisgeber
Erste Untersuchungen dieser Art wiesen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Darmflora und Prostatakrebs hin. So konnten beispielsweise einige Bakterienstämme identifiziert werden, die bei Patienten mit Prostatakarzinom vermehrt im Darm vorkamen. Dazu gehören u. a. die neu entdeckten Bacteroides massiliensis.
Die Butyrat-produzierenden Bakterien der Gruppe Faecalibacterium prausnitzii hingegen waren stark vermindert. Auch ein besonders gutes Ansprechen auf Immuntherapien bei Prostatakrebs hing mit einer Gruppe Bakterien zusammen: den Akkermansia muciniphila. Je größer die Anzahl an Akkermansia muciniphila, desto besser schlug die Therapie an.
Die Immuntherapie richtet sich nicht direkt gegen die Krebszellen wie z. B. bei einer Chemotherapie. Vielmehr wird das Immunsystem des Patienten gezielt aktiviert. Auf diese Weise kann es die Krebszellen besser erkennen und letztlich vernichten. Auch soll die Immuntherapie die Wirkung einer Strahlentherapie verbessern.
Außerdem weiß man, dass Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen ein höheres Risiko haben, an Prostatakrebs zu erkranken. Mit einem gesunden Darm scheint man also zumindest einen Risikofaktor für den Prostatakrebs minimieren zu können. In Zukunft wird die Therapie von Prostatakrebs sehr wahrscheinlich auch das Darmmikrobiom miteinbeziehen.
Frank war zwar ziemlich erstaunt, ließ sich jedoch darauf ein, sich künftig auch um seine Darmbakterien zu kümmern. Über die richtige Ernährung bei Prostatakrebs würden wir noch zu sprechen kommen, denn ein gesunder Darm ist natürlich von zentraler Bedeutung. Mehr über dieses Thema erfahren Sie hier:
Grundsätzlich empfahl ich Frank schon mal eine ballaststoffhaltige und abwechslungsreiche Kost und zusätzlich die Einnahme des Probiotikums OMNi-BiOTiC® 10 für 4 Wochen, um die pathogenen Keime zu verdrängen und Platz zu machen für Faecalibacterium prausnitzii und Akkermansia muciniphila. Danach sollte Frank die Therapie weiterführen mit OMNi-BiOTiC® FLORA plus für mindestens 6 Monate.
Das erstaunte Gesicht von Frank muss ich hier wohl nicht weiter beschreiben: „Das ist doch für Frauen“, rutschte es aus ihm heraus. Er hatte eine Packung in meinem Regal stehen sehen – mit dem markanten Umriss eines Frauenkörpers darauf.
Das ist schon richtig, ursprünglich wurde OMNi-BiOTiC® FLORA plus für Frauen entwickelt, die Erfahrung zeigt aber, dass auch Männer von den vier Lactobazillen profitieren, die explizit für das weibliche, aber ebenso für das „seminale“ Mikrobiom der Männer von Bedeutung sind.
Die kritische Entwicklung bei der Spermien-Qualität habe ich hier beleuchtet:
Zusammengefasst: Lactobacillus crispatus, Lactobacillus rhamnosus, Lactobacillus gasseri und Lactobacillus jensenii sind die Helden im weiblichen UND männlichen Unterleib. Leider sind sie bei den meisten Menschen in zu geringer Anzahl vorhanden. Insofern würde mein Patient von dem „Frauen-Probiotikum“ sicher profitieren.
Auffällig viele Auffälligkeiten
Doch zurück zu Franks Diagnose: Seine Prostata hatte sich bei einer Vorsorgeuntersuchung als auffällig erwiesen. Daraufhin hatte ihm seine Urologin Blut abgenommen und den sogenannten PSA-Wert bestimmt – das steht für Prostata-spezifisches Antigen, ein Enzym, das in der Prostata gebildet wird und Teil des von der Prostata produzierten Sekrets ist.
Dieses Sekret wird bei jeder Ejakulation ausgeschüttet und macht die Samenflüssigkeit geschmeidiger. Besonders bei Krebserkrankungen der Prostata, aber auch bei Entzündungen (ja, selbst nach einer Fahrradtour) kann das Enzym erhöht sein.
Da auch dieser Wert bei Frank auffällig war, wurden schließlich Gewebeproben aus Franks Prostata entnommen und auf Krebszellen untersucht. Leider war die Pathologie fündig geworden: Prostatakrebs im Stadium T2 lautete die Diagnose. „Das heißt, so wurde es mir erklärt, dass der Tumor in der Prostata schon ein ganzes Stück gewachsen ist.
Sie können sich vorstellen, wie es mir da ging“, schob er ein, und das konnte ich in der Tat, aber einen Hoffnungsschimmer hatte man ihm zumindest mitgegeben: „Immerhin gibt es noch keine Metastasen.“
Anzeichen für Prostatakrebs
„Gemerkt hatte ich bis dahin nichts von dem Tumor“, fuhr Frank fort, „wenn man mal davon absieht, dass ich seit geraumer Zeit nachts nicht mehr durchschlafen kann, weil die Blase irgendwann zwickt. Aber was ist schon so’n nächtlicher Harndrang gegen Prostatakrebs?“
„Was ist schon so’n nächtlicher Harndrang gegen Prostatakrebs?“
Solche Probleme beim Wasserlassen können tatsächlich erste Anzeichen für eine Tumorerkrankung der Prostata sein, aber auch Blut im Urin oder Erektionsprobleme. Wenn sich der Tumor ausbreitet und möglicherweise auch schon angrenzende Organe infiltriert, können auch Schmerzen im Bereich der Prostata oder im unteren Rücken auftreten.
„Ich kann ja noch von Glück sagen, dass ich bei der Vorsorgeuntersuchung war“, befand mein Patient. Das ist ja auch Sinn und Zweck dieser Maßnahme: möglichst früh einen Prostatakrebs zu erkennen und damit die Heilungschancen zu verbessern. Wird die Erkrankung nämlich in einem Frühstadium erkannt, lässt sie sich gut behandeln.
Vom Abwarten bis zum radikalen Schnitt
Frank wurde eine „kleine Prostata-OP“ in Aussicht gestellt, durch die der Krebs möglichst vollständig entfernt werden soll. „Was die ’ne ,kleine OP’ nennen, heißt aber, dass ich mich von meiner Prostata komplett verabschieden kann“, empörte sich Frank, aber eigentlich hatte er sich bereits damit abgefunden: „Naja, die wissen natürlich am besten, was zu tun ist“, meinte er, „und wenn der Krebs danach wirklich weg ist …“
Hinter der „kleinen“ Prostata-OP (O-Ton unter Urologen) verbirgt sich eine transurethrale Prostataresektion, also eine Entfernung der Vorsteherdrüse über die Harnröhre. Alternativ kann auch eine Bestrahlungs- oder Chemotherapie bei der Bekämpfung des Tumors helfen, Gerade bei deutlich älteren Betroffenen kann auch ein Abwarten mit regelmäßigen Kontrollen des Tumorwachstums eine Option sein.
„Klar hab’ ich auch Angst vor möglichen Folgen der OP“, gestand Frank. „Wie ich zum Beispiel mit einer Harninkontinenz umgehen würde, mag ich mir noch gar nicht vorstellen“. Verständlich, aber ansonsten war mein Patient durchaus gewillt, sich alles mögliche vorzustellen, was nach der anstehenden Operation zu beachten ist, … weswegen er auch meinen Rat suchte:
„Wenn ich dann – hoffentlich – den Tumor demnächst los sein sollte, möchte ich natürlich alles tun, um zu vermeiden, dass er wiederkommt“, erklärte er. Unverzichtbar ist dabei natürlich die regelmäßige Teilnahme an den Kontrolluntersuchungen, die sich an eine erfolgreiche Therapie des Prostatatumors anschließen.
Vor allem der bereits erwähnte PSA-Wert spielt hier eine wichtige Rolle: Würde nämlich der Wert nach der operativen Entfernung seiner Prostata wieder ansteigen, könnte das auf einen wieder entstandenen Tumor im Operationsgebiet oder Metastasen des Prostatakrebs’ hinweisen.
„In der Hinsicht werde ich natürlich nichts anbrennen lassen, logisch“, stellte Frank klar, „aber daneben gibt es doch sicher noch ein paar andere Dinge, die ich tun könnte, oder? Ich hab’ zum Beispiel gelesen, Sojaprodukte seien gut gegen Prostatakrebs. Ist da was dran?“
Wunderwaffe Soja?
Das konnte ich bestätigen. Tatsächlich wurde beobachtet, dass es in Asien, wo viel Soja konsumiert wird, deutlich weniger Prostatakrebsfälle gibtals in Europa oder den USA. In westlichen Ländern lebende Asiaten hingegen, die sich in ihren Lebensgewohnheiten angepasst hatten, wiesen eine ähnliche Prostatakrebsrate auf wie die lokale Bevölkerung. Der regelmäßige Konsum von Soja, besonders in nicht-fermentierter Form, senkt offenbar das Risiko für Prostatakrebs.
Verantwortlich dafür sind vermutlich die darin enthaltenen Isoflavone. Diese sekundären Pflanzenstoffe, die man nicht nur in Sojabohnen, sondern auch in anderen Hülsenfrüchten findet, ähneln dem Hormon Östrogen. Das ist besonders bei Prostatakrebs nützlich, weil die Zellen dieser Krebsform Testosteron zum Wachstum benötigen.
Die Gabe von Östrogenen verringert die Testosteronproduktion und kann so die Ausbreitung des Tumors verlangsamen. Zusätzlich, so hatte sich gezeigt, sollen Isoflavone unter anderem auch die Gefäßneubildung im Bereich des Tumors und die Bildung von Metastasen verhindern.
Auch bei Patienten, deren Prostatakrebs mittels Strahlentherapie behandelt wird, haben Sojaprodukte sich mit ihrer antientzündlichen und antioxidativen Wirkung als gute Unterstützung der Therapie erwiesen.
Ein weiterer sekundärer Pflanzenstoff, der beim Thema Prostatakrebs nicht vergessen werden sollte, ist das Lycopin. Dieser in Tomaten, Hagebutten oder Kürbis enthaltene Stoff ist stark antioxidativ und soll ebenfalls das Risiko für Prostatakrebs senken. Am höchsten ist der Lycopin-Gehalt im Tomatenmark.
Frank war begeistert und hatte wohl schon seine Spaghetti mit Tomatensauce vor Augen. Es sei ihm von Herzen gegönnt.
Auch Selen wirkt prostata-protektiv. Selenhaltig sind Fisch, Pilze, Weißkohl, Linsen, Spargel und Nüsse, insbesondere Paranüsse, hiervon max. 2 am Tag. Allerdings sind die Böden in Europa eher selenarm, deshalb riet ich Frank, nach Rücksprache mit seinem Arzt – und je nach Laborergebnis – zusätzlich Selen einzunehmen.
Ein Tipp gegen häufigen Harndrang ist noch das Prostagutt® duo mit einer Extrakt-Kombination aus Sägepalmenfrüchten (Sabal) und Brennnesselwurzeln (Urtica).
Pflanzliche Ernährung bietet beste Perspektiven
Frank war ein sehr aufmerksamer Zuhörer und nickte eifrig, als ich ihm eine möglichst ausgewogene und vielfältige Ernährung ans Herz legte, die ihm die nötige Energie für seine Prostatakrebs-Therapie geben würde. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich besonders eine auf pflanzlichen Lebensmitteln basierende Ernährung positiv auf den Verlauf von Prostatakrebs auswirkt. Nicht zuletzt würden auf diese Weise natürlich auch seine Darmbakterien von der Ernährung profitieren. Besonders rotes Fleisch und stark verarbeitete tierische Produkte, wie zum Beispiel Wurst, sollten möglichst gemieden werden. Frank machte eine Bewegung, die mir signalisierte, dass er damit kein Problem hätte. Empfehlenswert ist hingegen eine „mediterrane Diät“, bei der viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und pflanzliche Fette auf den Tisch kommen.
Es gibt genügend Studien, die belegen, dass diese Form der Ernährung das Fortschreiten der Krebserkrankung verlangsamen und das Risiko für ein Rezidiv des Prostatakrebs’ senken soll.
Aktiv bleiben – trotz Krebserkrankung!
Wie er denn seinen Lebensstil ansonsten gestalten solle, war die nächste Frage. Darauf hatte ich eine klare Antwort: mit Sport. Natürlich sind nicht alle Prostatakrebs-Patienten in der Lage, ein straffes Sportprogramm zu absolvieren. Trotzdem riet ich Frank zu möglichst viel körperlicher Aktivität.
Einerseits hilft Sport unzweifelhaft der Psyche, mit der Ausnahmesituation Krebsdiagnose besser fertigzuwerden und die Lebensqualität zu erhöhen. Andererseits verbessert Sport nachgewiesenermaßen die Prognose von Prostatakrebs.
Das gilt übrigens auch für die Nebenwirkungen von Chemotherapie oder Bestrahlung, die sich durch körperliche Aktivität verringern lassen. Je nach körperlicher Verfassung reichen dafür schon regelmäßige kleine Spaziergänge mit dem Rollator. Hier musste Frank lachen: „So schlimm wird es hoffentlich nicht werden“, meinte er und ergänzte, „da hol’ ich doch lieber gleich meine Nordic-Walking-Stöcker wieder vom Dachboden.“
Gerade bei Prostatakrebs sollten auch regelmäßige Beckenbodenübungen das Sportprogramm abrunden. Angesichts seiner Angst vor Inkontinenz nach der OP wäre das für Frank ideal. Er müsste sich dafür von Physiotherapeuten entsprechende Übungen zeigen lassen und diese gewissenhaft in seinen Alltag einbauen, und wie ich ihn einschätze, wird er das auch tun.
Mein Patient zeigte sich erleichtert und zuversichtlich, mit diesen Tipps aktiv etwas gegen seinen Krebs ausrichten zu können. Ich werde sicher an dieser Stelle noch einmal von ihm berichten, wenn seine Operation schon einige Monate zurückliegt.
Bleiben auch Sie zuversichtlich und sorgen Sie immer dafür, dass Ihre Darmbakterien fröhlich bleiben.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge