Bis zu 70% aller Männer über 70 leiden an einer vergrößerten Prostata, auch benigne Prostatahyperplasie oder benignes Prostatasyndrom genannt. Dass dies kein „Männerschnupfen“ ist und die Lebensqualität in vieler Hinsicht einschränkt – davon konnte mein Patient ein Lied singen.
„Ich weiß ja, dass ich nicht mehr der Jüngste bin.“ Mit diesem Bekenntnis vorab tastete sich Martin* (72) an die Schilderung seiner Beschwerden heran: „Dass ich jetzt schon die gleichen Probleme beim Wasserlassen haben soll wie so viele ganz alte Männer, trifft mich trotzdem hart.“
Dass das Wasserlassen immer länger dauere, war ihm schon seit Monaten aufgefallen, auch „dass der Strahl schon mal stärker war“. Das Hauptproblem sei aber, dass er ständig und auch mitten in der Nacht auf die Toilette müsse. „Meine Frau hat so einen leichten Schlaf, ich kann es gar nicht vermeiden, dass sie dann aufwacht.“
Bei Martins Beschwerden in Kombination mit seinem Alter musste ich nicht lange überlegen, um auf eine benigne Prostatahyperplasie zu tippen. „So hat das auch meine Urologin genannt“, erinnerte sich mein Patient. Benigne steht hier übrigens für „gutartig“.
Warum nur wächst die Prostata über sich hinaus?
Obwohl das Problem so landläufig ist, dass eigentlich jeder Mann schon mal von der „Altherrenkrankheit“ gehört haben müsste, ist das Erstaunen groß, wenn es sie selbst ereilt. Im Laufe des Lebens vergrößert sich nun mal die Prostata oder Vorsteherdrüse bei praktisch allen Männern – unter anderem wegen des sinkenden Testosteronspiegels im Alter.
Hat sie in jungen Jahren etwa die Größe einer Walnuss, nimmt sie später immer mehr Raum ein und verursacht die bekannten Probleme.
Dem Thema Hormonveränderungen beim Mann und Andropause habe ich mich übrigens hier schon mal gewidmet:
Doch auch genetische Faktoren und ein ungesunder Lebensstil können ein starkes Wachstum der Prostata begünstigen.
Wenn’s nicht mehr so gut läuft
Die Harnröhre des Mannes läuft durch die Prostata hindurch. Eine Vergrößerung der Prostata kann die Harnröhre komprimieren und so zu verschiedenen Symptomen führen. Durch die Einengung der Harnröhre kann der Urin schlechter ablaufen, der Harnstrahl ist schwächer, das Wasserlassen dauert länger und kann immer wieder abbrechen.
Auch ein Nachtröpfeln von Urin nach dem Urinieren ist nicht selten, teilweise kommt es auch zu Inkontinenz. Da zudem die Blase dann meistens nicht komplett entleert werden kann, verbleibt stets Restharn in der Blase, was die vermehrten Toilettengänge der Betroffenen – nicht nur nachts – erklärt.
Ich nahm an, dass ich Martin damit nicht viel Neues sagen konnte. Erstens kannte er das Problem aus eigenem Erleben, und zweitens würde ihm seine Urologin diese Vorgänge sicher schon erklärt haben. Aber er hörte mir weiter aufmerksam zu und nickte nur vielsagend.
Die Vergrößerung der Prostata und die Probleme beim Harnabfluss haben – wen wundert’s – auch Auswirkungen auf die Blase. Durch den erhöhten Widerstand ist die Blasenmuskulatur stärker gefordert, was zu einer Wandverdickung und Aussackungen der Blasenwand führen kann. Richtig schlimm wird’s, wenn gar kein Urin mehr aus der Blase abfließen kann. Harnverhalt ist ein urologischer Notfall, der den Einsatz eines Katheters erfordert!
Der schmerzhafte Abschied von der Libido
Die Beschwerden beim Wasserlassen sind das eine. Dass eine benigne Prostatahyperplasie auch das Sexualleben beeinflusst, stellt für viele Männer das größere Problem dar. Selbst wenn noch keine erektile Dysfunktion vorliegt, kann beispielsweise eine Ejakulation als schmerzhaft empfunden werden. Kein Wunder, wenn die Libido sich da mehr und mehr verabschiedet. Martin nickte betreten.
Was Martin jedoch am meisten belastete, war etwas ganz Anderes: die Sorge, ob die Diagnose Prostatavergrößerung nicht womöglich auf Prostatakrebs hindeuten könne. Auch darüber habe ich schon mal ausführlich berichtet:
Tatsächlich ähneln die Symptome anfangs denen einer benignen Prostatahyperplasie. Zwar hatte Martins Urologin keinerlei Hinweise auf eine Prostatakrebserkrankung gefunden – das Prostata-spezifische Antigen war bei ihm nicht erhöht –, doch seit kurz zuvor ein enger Freund an Prostatakrebs erkrankt war, hatte ihn diese Sorge nicht mehr losgelassen.
Da offenbar auch weitere Untersuchungen keinen Hinweis auf Krebs gezeigt hatten, brachte ich Martin wieder auf die Spur: „Möchten Sie nicht wissen, was bei einer vergrößerten Prostata alles helfen könnte?“ „Klar, deswegen bin ich ja hier.“ Na also.
Als erste Maßnahme gilt es die Risikofaktoren für ein weiteres Wachsen der Prostata zu minimieren. Das Altern kann man natürlich nicht einstellen (schön wär’s), doch mit einer Reduktion des Übergewichts und einer Überprüfung des Lebensstils ist schon viel gewonnen.
Martin musste zugeben, dass er sich im Ruhestand „ein kleines Bäuchlein“ zugelegt hatte. Die Option, sich mehr zu bewegen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, hatte er bislang noch nicht erwogen. Da war noch viel Luft nach oben …
Wie zur Ablenkung erkundigte er sich, was von den Medikamenten gegen die benigne Prostatahyperplasie zu halten sei. Er nehme eh schon so viele Tabletten ein …
Nun muss bei einer Prostatavergrößerung nicht unbedingt eine medikamentöse Therapie erfolgen – das ist abhängig vom Ausmaß der Vergrößerung und von den individuellen Beschwerden. Eine regelmäßige Kontrolle ist allerdings angezeigt.
Es gibt sicher eine ganze Reihe von Medikamenten, die helfen können. Entweder wirken diese über eine Entspannung der Muskulatur, was zu einem erleichterten Abfließen von Urin führen soll, oder sie greifen in die Umwandlung von Testosteron in das sogenannte Dihydrotestosteron ein. Das Dihydrotestosteron ist nämlich ein entscheidender Botenstoff, der für das Wachstum der Prostata sorgt.
Auf die Kraft der Pflanzen vertrauen
Neben den konventionellen Medikamenten gibt es bei einer Prostatavergrößerung aber auch einige pflanzliche Stoffe wie zum Beispiel Tee aus der Wurzel von Brennnesseln. Die Wurzeln sind reich an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen und helfen bei Harnwegsinfekten und auch einer vergrößerten Prostata, denn der Tee erleichtert den Harnabfluss und bremst das Wachstum der Prostata.
Eine weitere wichtige Pflanze in Bezug auf die Prostata ist die Sägepalme, beziehungsweise die Früchte der Pflanze aus dem Mittelmeerraum. Wichtig für ihre positive Wirkung sind vor allem die darin enthaltenen Phytosterole und die vielen freien Fettsäuren, die – Medikamenten nicht unähnlich – die Bildung von Dihydrotestosteron verringern sollen. Die Einnahme in Form von Tabletten oder Tropfen wirkt sich also positiv auf die Größe der Prostata und die dadurch entstehenden Beschwerden aus.
Übrigens: Mit Prostagutt duo gibt es ein empfehlenswertes Kombipräparat mit Sägepalmenfrüchte- + Brennnesselwurzel-Spezialextrakt.
Ein weiteres Präparat gegen die benigne Prostatahyperplasie stammt aus der traditionellen afrikanischen Medizin, die sich der Rinde des afrikanischen Pflaumenbaums bedient, um Beschwerden beim Wasserlassen (wie bei einer zu großen Prostata) zu lindern.
Auch Kürbissamen gelten als hilfreich bei einer Prostatavergrößerung: Vermutet wird, dass deren Inhaltsstoffe in den Hormonhaushalt eingreifen und außerdem entspannend auf die glatte Muskulatur wirken.
Martin war überrascht, wie viele pflanzliche Stoffe es gegen seine Beschwerden gab, und gleichzeitig froh, es erstmal ohne Medikamente versuchen zu können. Denn die Angst vor einer möglicherweise anstehenden OP war auch noch da. Einigen seiner Freunde habe eine solche operative Verkleinerung der Prostata zwar geholfen, aber die Aussicht, danach womöglich erst mal eine Windel tragen zu müssen, trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn.
„Ich hab’ so eine Sch … angst davor, inkontinent zu werden“
Ab einem gewissen Grad der Vergrößerung ist eine solche Operation sicherlich sinnvoll, für Martin aber noch nicht zwingend notwendig. Um akut weniger Probleme mit den Symptomen zu haben, hatte ich noch einige Tipps für Martin:
Die nächtlichen Gänge zur Toilette ließen sich nämlich verringern, wenn er zwar tagsüber ausreichend trinken würde, jedoch nicht direkt vor dem Schlafengehen. Auch besonders harntreibende Substanzen wie scharfe Gewürze, Kaffee oder Alkohol sollte Martin am besten meiden. Letzteres schien ihn nicht gerade zu erfreuen, aber wenn’s hilft, seine Frau bei Laune zu halten …
Das Mikrobiom in Harntrakt und Prostata
Früher hatte man angenommen, dass der Harntrakt eine sterile Umgebung darstellt und keine dauerhafte Besiedelung mit Bakterien besitzt. Heute weiß man, dass der Harntrakt durchaus ein Mikrobiom besitzt – und dieses bei verschiedenen Erkrankungen verändert ist.
Natürlich besitzt auch die Prostata ihr eigenes Mikrobiom! Ob es einen Einfluss auf die Prostatavergrößerung hat und ob sich dadurch neue Therapiemethoden ergeben, wird gerade erforscht. In diesen Untersuchungen wurde beispielweise gezeigt, dass sich in einer vergrößerten Prostata mehr E.coli-Bakerien befinden.
Die Harnblase hingegen wies bei Betroffenen der benignen Prostatavergrößerung mehr Staphylokokken auf als bei Gesunden. Und auch Veränderungen im Darmmikrobiom werden mit der Prostatavergrößerung assoziiert. Auffällig war beispielsweise eine Erhöhung der Firmicutes und Actinobakterien (z. B.Ecoli), während die Bacteroidetes verringert waren.
Es wird vermutet, dass die Veränderung des Mikrobioms mit entzündlichen Prozessen zusammenhängt, die die Vergrößerung der Prostata begünstigen. Schon deswegen empfahl ich Martin, zusätzlich zur pflanzlichen Therapie und der Änderung seines Lebensstils, auf sein Mikrobiom zu achten.
Abwechslungsreich, gesund und mit vielen Ballaststoffen – so sollte seine Ernährung in Zukunft aussehen, wenn er die Darmbakterien auf seine Seite ziehen will. Zusätzlich riet ich ihm zu dem Probiotikum OMNi-BiOTiC® WOMAN, das für eine ausgeglichene Bakterienzusammensetzung sorgen soll.
„Was, woman?“ Martin war entrüstet. „Ich bin doch keine Frau“.
Sicher nicht, sonst hätte er ja auch keine Prostataprobleme, und die Frauenfigur auf der Packung irritiert natürlich jedes gestandene Mannsbild. Aber: Die vier darin enthaltenen Laktobazillen-Stämme sind auch für den männlichen Urogenitaltrakt sehr hilfreich.
Lactobacillus crispatus, Lactobacillus rhamnosus, Lactobacillus gasseri und Lactobacillus jensenii fördern zum einen ein gesundes vaginales Mikrobiom, sind aber gleichzeitig auch eine wichtige Voraussetzung für ein beschwerdefreies, funktionsfähiges seminales Mikrobiom, insbesondere für die Prostata.
„Stellen Sie sich doch die Bezeichnung „Woman“ als Synonym für Womanizer vor“, riet ich meinem verdutzten Patienten, „und kleben Sie sich zur Not einen Fußball auf das Bild“. Damit hatte ich ihn. Er grinste in sich hinein und wirkte entschlossen, meine Tipps zu befolgen, er hatte sich sogar eifrig Notizen gemacht.
In sechs Monaten soll er zur Kontrolle wieder zu seiner Urologin. Wär’ ja zu schön, wenn meine Prostata bis dahin vielleicht schon wieder etwas kleiner wäre“, gab sich Martin hoffnungsvoll.
Ich wünschte ihm, dass er nachts wieder ungestört schlafen könne … und richtete Grüße an seine Frau aus. Vielleicht können Sie die Tipps ja an den einen oder anderen Mann im gesetzten Alter weiterleiten. Dann darf man auch wieder fragen, wie’s läuft!
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
benigne Prostatahyperplasie
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.