Es wird nicht gleich zu solchen Verformungen wie bei den „Pinheads“ aus dem Film „Freaks“ kommen, denn von außen lassen sich die Folgen sicher nicht erkennen, doch eines sollten Raucher wissen: Ihre Sucht führt u. a. auch zu einem Verlust an Hirnsubstanz. Ein Grund mehr, endlich rauchfrei ins Neue Jahr zu starten …
20 Jahre Schreckensbilder und Warnhinweise auf Zigarettenschachteln haben zwar dafür gesorgt, dass jedem klar ist, was Nikotinsucht alles bewirken kann, doch eingefleischte Raucher wissen dies erfolgreich zu ignorieren.
Es scheint sie weder zu beeindrucken, dass Tabakprodukte toxische und kanzerogene Inhaltsstoffe beinhalten, noch dass Rauchen ihr Mikrobiom verändert und zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen beiträgt.
Auch nicht ganz neu ist die Erkenntnis, dass ein so geschädigtes Mikrobiom die Entwicklung kolorektaler Tumore begünstigt, wie ich erst kürzlich an dieser Stelle berichtete:
Vielleicht machen da ja eher die Ergebnisse einer Studie den Unterschied, die jetzt ein Forscher-Team aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri präsentiert hat und die sich auf die kurze Formel bringen lassen: „Langjährige Raucher haben ein kleineres Gehirn.“ *
Demnach „bildet sich in erster Linie die graue Hirnsubstanz zurück, wobei der Verlust mit jedem Packungsjahr zunimmt.“ (Ein Packungsjahr beziffert dabei den Konsum von „20 Zigaretten am Tag über ein Jahr.“)
Der Substanzverlust ließ sich messen: „Die täglichen Raucher hatten ein um 3.360,95 mm3 kleineres Gehirn. Dies war vor allem auf ein geringeres Volumen der grauen Hirnsubstanz zurückzuführen. Hier betrug der Verlust 2.964,18 mm3.“
Nun ist diese Größenordnung nicht mehr ganz so ehrfurchtgebietend, wenn man sie in Relation setzt: „Bezogen auf die Gesamtgröße von etwa 1.230.000 mm3 sind das Unterschiede im Promillebereich.“
Doch diese Entwicklung zeigt noch etwas anderes auf: „Die Hirnatrophie (vulgo: Gehirnschwund, Anm. DP) ist zudem ein Zeichen für eine Alterung, woraus geschlossen werden kann, dass das Rauchen das Altern des Gehirns beschleunigt.“
Was sonst noch zum Turbo-Altern führen kann, sehen Sie hier:
Das Fatale: „Da Hirnzellen nicht nachwachsen, kann einmal verloren gegangene Hirnsubstanz nach dem Verzicht auf das Rauchen nicht wieder ersetzt werden.“ Der einzige „Trost“ besteht in dem Hinweis, „dass die Atrophie nach der letzten Zigarette nicht weiter über das normale Maß des Alters fortschreitet.“
Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgen Forscher** aus zehn europäischen Ländern, die der Kommunikation zwischen Darmflora und Gehirn auf der Spur sind. Sie hatten vor einigen Jahren das Netzwerk „SmartAge“ gegründet, um „mikrobiombasierte Therapien (zu) entwickeln, die den kognitiven Funktionsverlust im Alter verlangsamen.“
Über „den Zusammenhang von Änderungen der Darmflora mit psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen“, wie ihn die „SmartAge“-Netzwerker erforschen, ist erfreulicherweise auch insgesamt bereits viel veröffentlicht worden, denn gerade die neurologische Forschung hat den Einfluss des Darm-Mikrobioms auf die Gesundheit des Gehirns längst erkannt – Stichwort Darm-Hirn-Achse.
So gilt mittlerweile als erwiesen, dass Darmbakterien an der Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen wie z. B. Morbus Parkinson oder Multiple Sklerose beteiligt sind. Dass im Übrigen nicht nur die probiotische Medizin, sondern die medizinische Forschung generell davon ausgeht, die Darmmikrobiota gezielt über Präbiotika und Probiotika modulieren zu können – darüber hatte ich hier bereits berichtet:
Doch so sehr sich die Forschung auch bemüht, unser Hirn selbst im Alter noch gesund zu erhalten und gut funktionieren zu lassen – es bedarf schon der Eigenverantwortlichkeit und des festen Entschlusses, einen gesunden Lifestyle zu pflegen. Der Jahreswechsel erscheint mir hervorragend geeignet, in dieser Hinsicht neue Wege einzuschlagen …
Falls Sie mit Ihren guten Vorsätzen noch hadern, sind Sie hier in bester Gesellschaft:
Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihr immerwährendes Interesse an medizinischen Themen und wünsche Ihnen einen zuversichtlichen Start ins Neue Jahr!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Die Zitate, die sich auf die US-Studie beziehen, entstammen einem Artikel, der im Dezember 2023 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © rme/aerzteblatt.de
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/148053/Studie-Rauchen-laesst-das-Gehirn-schrumpfen?rt=1d7eb3afd365fdec30800609abb85847
** Wörtliche Zitate zur europäischen Studie entstammen einem älteren Artikel, der im November 2020 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © hil/aerzteblatt.de
Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117737/Forschungsnetzwerk-untersucht-Kommunikation-zwischen-Darmflora-und-Gehirn
Einfluss Rauchen Gehirn
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge
Nicht erst seiz diesen Artikel: ich habe am 20,09.1996 die Sucht bezwungen und noch heute freu ich mich fast jeden Tag einmal darüber 😉
Hm sehr interessant. Wie sieht es denn mit Zigarren aus? Raucher von Zigarren und Zigarillos konsumieren diese ja eher seltener in der Menge als Zigaretten. Wie verhält es sich damit? Meistens sind Zigarren ja eher Genussmittel das nicht 10-20 mal am Tag konsumiert wird.
Laut Studien birgt das Rauchen von Zigarren, Zigarillos und Pfeifentabak ein vergleichbares, krebserzeugendes Risiko wie für das Rauchen von Zigaretten, wobei es darauf ankommt, ob und wie tief der Rauch inhaliert wird. Also: Ein Freifahrtschein ist das Zigarren-Rauchen nicht, letzendlich kommt es immer auf das Gesamtpaket an, also sonstige Lebensweise, Ernährung, Bewegung, Alkohol und so weiter. Ich sehe am Absender die Genießer von guten Zigarren… Haben Sie Ihre Freude damit!