Eine Refluxerkrankung ist häufiger, als viele denken, doch der „Stille Reflux“ dürfte ihr aufgrund der vielen irreführenden Symptome leicht den Rang ablaufen. Allein in den USA soll bereits jeder Fünfte unter dieser schwer erkennbaren Krankheit leiden …
Vorurteile zu bedienen liegt mir fern, aber ich gebe zu, dass ich auch nicht ganz frei davon bin. So war ich zum Beispiel ehrlich überrascht, als mich mein Patient Herbert* (58) kürzlich „aus freien Stücken“ aufsuchte – und nicht etwa, weil ihn seine Frau sanft, aber bestimmt über die Schwelle meiner Praxis geschoben hätte wie bei seinem ersten Besuch.
So einen schlimmen Eindruck können meine Ratschläge also nicht hinterlassen haben, und ich freute mich, dass er mir offenbar vertraute. Das Thema, um das es ihm aktuell ging, hatten wir letztes Mal auch schon kurz angeschnitten, aber der Fokus meines Patienten, der sich selbst als „Schlinger“ bezeichnet, lag damals auf anderen Problemen.
Welche das waren, können Sie hier noch mal nachlesen:
„Dass ich so ein Schlinger und Knirscher bin, hatte mir ein Zahnarzt schon vor Jahrzehnten mal bescheinigt, aber mittlerweile halte ich mich ziemlich konsequent an Ihre Tipps – fragen Sie ruhig meine Frau, falls Sie mir nicht glauben“, erzählte Herbert und schmunzelte dabei. Natürlich glaube ich ihm das! „Dadurch, dass ich bewusster esse und gefühlt hundert Mal kaue, sind die Magenschmerzen direkt nach dem Essen auch deutlich weniger geworden. Worauf ich übrigens einigermaßen stolz bin: Seit meinem letzten Besuch bei Ihnen hab’ ich schon 10 Kilo abgenommen!“
Nur das mit dem Sodbrennen bereite ihm nun schon seit Monaten Unbehagen, weil es vor allem den Schlaf beeinträchtige: „Das hatte ich zwar immer wieder mal, aber es ist doch deutlich mehr und auch stärker geworden als früher, und es ist auch längst nicht auf die Nacht beschränkt.“
Das leidige Sodbrennen
Meiner Erfahrung nach geht Sodbrennen bzw. Reflux häufig mit einem Reizmagen bzw. einem Reizdarm einher. Diesen Problematiken liegt praktisch immer ein verändertes Mikrobiom zugrunde, was einen signifikanten Ansatzpunkt für eine Therapie liefert. Tipps zum Umgang mit einem Reizdarm finden Sie unter anderem hier:
Auch eine übermäßig starke Besiedelung des Magens durch Helicobacter Pylori kann Sodbrennen auslösen. Mit einem gesunden und ausgeglichenen Mikrobiom erschwert man es diesen Bakterium, sich zu stark auszubreiten. Dass dabei ein gewisses Vorkommen von HelicobacterPylori im Magen durchaus normal ist, habe ich hier näher beschrieben:
Offenbar hatte Herbert eine Woche zuvor einen Arzttermin wahrgenommen und nahm seitdem einen Protonenpumpenhemmer, auch Protonenpumpeninhibitor oder kurz PPI genannt, aber so richtig wohl war ihm nicht dabei.
Die Belegzellen in der Magenschleimhaut sind dafür zuständig, sogenannte Protonen in den Magen zu pumpen, bei denen es sich um positiv geladene Teilchen (H+) handelt, die sich im Magen mit Chlorid zu Salzsäure – der Magensäure – verbinden. Je mehr Protonen in den Magen gepumpt werden, desto mehr Magensäure wird produziert. PPI blockieren diese Protonen.
Überrascht war ich nicht, dass bei Herbert die Erkrankung „Reflux“ diagnostiziert worden war, denn seine Symptome und seine bisherige Geschichte waren typisch dafür. Meistens reicht dafür schon eine ausführliche Anamnese aus – zur endgültigen Klärung kann aber eine Magenspiegelung und/oder eine Langzeit-Messung des pH-Werts im Magen beitragen. Dazu muss allerdings einen Tag lang eine Magensonde getragen werden – nicht schön, aber machbar.
Vom pH-Wert im Körper, der den Säurezustand angibt, hängt übrigens auch ganz entscheidend ab, ob wir uns gesund und aktiv fühlen oder nicht. Wussten Sie das? Den Zusammenhang habe ich hier bereits beschrieben:
Was, wenn GERD sich häuslich einnistet?
Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (im Englischen „gastroesophageal reflux disease“ = GERD) handelt es sich um eine Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus), die den Mundraum mit dem Magen verbindet und am Übergang zum Magen einen Schließmuskel besitzt. Der soll normalerweise verhindern, dass Mageninhalt „rückwärts“ fließen kann, doch bei GERD funktioniert er nicht mehr optimal – was die Barriere zum Magen „undicht“ macht.
Tatsächlich ist dies gar nicht so selten, vor allem mit zunehmendem Alter schwindet die Zuverlässigkeit des Schließmuskels etwas. Was uns dann im Wortsinn „sauer aufstößt“, ist der Magensaft, der halt sehr sauer ist, um bei der Verdauung zu helfen und u. a. auch Keime abzutöten. Saure Substanzen sind bekanntermaßen aber auch häufig sehr aggressiv, wodurch viele der Beschwerden und möglichen Komplikationen erst zustande kommen.
Typische Beschwerden bei GERD:
- Sodbrennen
- Aufstoßen
- Schmerzen „hinter“ dem Brustbein
- Rückenschmerzen in der Brustwirbelsäule
- Schmerzen in der Speiseröhre
- Brennen im Mund
- Beschwerden beim Atmen
Ein Reflux tritt manchmal auch im Verborgenen auf
Sind in der Hauptsache die Atemwege betroffen, kann es sich häufig um einen „Stillen Reflux“ handeln, der leicht mit einer Allergie verwechselt werden kann, die Entzündungen in den Atemwegen verursacht. Die Atemwegssymptome lassen sich darauf zurückführen, dass kleinste Mengen der aufgestoßenen Flüssigkeit verschluckt werden, was die Luftröhre reizt.
Das Tückische beim Stillen Reflux: Da er meistens in Gasform auftritt, ist er schwer zu erkennen und wird deshalb auch oft falsch behandelt. Selbst eine scheinbare Immunschwäche kann den Verdacht auf einen Stillen Reflux erhärten!
Symptome, die auf „Stillen Reflux“ hindeuten können
- Schlafstörungen
- Chronischer Husten
- Ohrentzündungen
- Asthma
- Reizhusten
- Heiserkeit
- Blähungen
- Hohe Infektanfälligkeit
Ob still oder vernehmlich – bei falscher oder fehlender Behandlung einer Refluxerkrankung kann die Speiseröhre längerfristig so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass ernsthafte Komplikationen daraus resultieren: Die aufsteigende Säure greift die empfindliche Schleimhaut an, mit Defekten und Entzündungen in der Folge. Auch kann sich die oberste Schicht der Schleimhaut so verändern, dass im Verlauf das Risiko für ein Barrett-Karzinom (Tumor in der Speiseröhre) steigt. Selbst Zahnschäden oder Kehlkopfentzündungen sind nicht auszuschließen.
„Da jagen Sie mir jetzt aber einen ziemlichen Schrecken ein!“ Herbert war sichtlich geschockt, aber ich konnte ihn beruhigen, schließlich war ihm ja schon PPI verschrieben worden. Diese Protonenpumpenhemmer hemmen die Bildung der Magensäure und schützen somit indirekt auch den Ösophagus.
Freilich stehe ich dieser Medikation sehr skeptisch gegenüber, weil sie zu oft langfristig und wiederholt verschrieben wird. In der Akutphase ist sie durchaus sinnvoll, aber bei dauerhafter Einnahme können verschiedenste unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.
PPI verringern, wie gesagt, die Magensäureproduktion, der pH-Wert im Magen steigt, und Keime wie der Helicobacter pylori beginnen sich immer mehr auszubreiten. Nur führt die starke Vermehrung dieses Keims wiederum zu einer verstärkten Magensäureproduktion, so dass wir es hier mit einem Teufelskreis zu tun haben.
Darüber hinaus wird insbesondere die Vorverdauung von Eiweiß im Magen behindert, so dass mehr „unvorbereitetes“ Eiweiß im Dünndarm landet und hier für reichlich Unruhe sorgt.
Transporter zum Dünndarm gesucht
Last but not least wird die Resorption des wichtigen Vitamins B12 durch PPI behindert! B12 muss an einen „Transporter“, den Intrinsic-Faktor, gebunden werden, damit es so im Dünndarm aufgenommen und ins Blut transportiert werden kann. Dieser Intrinsic-Faktor wird aber in den Magen-Belegzellen produziert, die auch die Protonen herstellen. Durch PPI werden diese Zellen größtenteils „platt“ gemacht – und mit ihnen die B12-Aufnahme.
Die Nebenwirkungen einer langfristigen Einnahme äußern sich meist in Form von Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Durchfall, Schwindel und ähnlichen Beschwerden. Einige PPI können sogar Sehstörungen verursachen oder zu einem erhöhten Osteoporose-Risiko führen.
Wichtig ist es, Protonenpumpenhemmer immer auszuschleichen. Der Magen wird sonst nach einem abrupten Absetzen plötzlich sehr viel Säure produzieren – es kommt dann zu einer überschießenden Reaktion!
Das Wichtigste: mehr Muße beim Essen!
Es gilt also nach dem Absetzen ein erneutes „Aufflammen“ des Refluxes zu verhindern, und dafür konnte ich Herbert ein paar gute Tipps geben: langsam essen, gründlich kauen, lieber mehrere kleine Mahlzeiten und nicht zu knapp vor dem Schlafengehen zu Abend essen – all dies hatte ich ihm schon bei seinem ersten Besuch „eingetrichtert“.
Letzteres ist besonders wichtig, weil ein Reflux, also das „Zurückfließen“, beim Schlafen aufgrund der waagrechten Oberkörperposition oft noch verstärkt wird. U. U. bietet sich daher auch an, mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen.
Was die Entstehung von Reflux außerdem begünstigt, sind Speisen, Getränke und Medikamente, die die Magensäureproduktion ankurbeln und oftmals auch die Speiseröhre direkt reizen. Dazu gehören Kaffee, Alkohol, rotes Fleisch und fettreiche bzw. sehr süße Nahrung.
Auch Nikotin und Stress fördern die Bildung von Magensäure. Herbert sollte also dringend auf seinen morgendlichen Kaffee verzichten, auch wenn’s ihm schwer fällt. Stattdessen sollte er lieber zu entzündungshemmenden Tees wie Kamillentee greifen.
Mein Tipp: die wohlschmeckende „Magensalbe“
Was in allen Fällen einer Übersäuerung zuverlässig Linderung verschafft, ist Caricol®-Gastro – ein 100 %iges Naturprodukt, hergestellt aus Bio-Papayas und Bio-Hafer, auf das ich schon lange schwöre. Zu Recht gilt dieses Präparat als „Salbe für den Magen“, weil es die Magenschleimhaut auf natürliche Weise vor der Säure schützt und somit auch die Speiseröhre schont.
Außerdem verbessert das darin enthaltene Papain die Vorverdauung im Magen. Caricol®-Gastro ist sehr enzymreich, die Nahrung wird besser verdaut und kann den Magen schneller verlassen. Das ist Schongang pur.
Übrigens ist es ungemein praktisch auch unterwegs einzunehmen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß und weshalb ich es Herbert jetzt wärmstens ans Herz legte. „Aber das haben Sie mir doch schon beim ersten Mal empfohlen“, begehrte Herbert auf. „Und“, sagte ich, „nehmen Sie es denn auch?“ Sein schuldbewusster Blick sprach Bände …
Mehr zur Wirkungsweise dieses „Zaubermittels“ finden Sie in diesem Beitrag:
Auch wenn’s Herbert nicht betrifft, möchte ich hier doch noch erwähnen, dass auch eine Schwangerschaft in vielen Fällen das Rückfließen von Mageninhalt begünstigt, einfach weil ein größerer Druck auf den Magen wirkt.
Natürlich konnte sich Herbert ein breites Grinsen beim Blick auf seinen stattlichen Bauch nicht verkneifen.
Tipps gegen einen Reflux
Schwanger oder nicht – speziell gegen sein Sodbrennen empfahl ich meinem Patienten auch noch das Aboca neoBianacid, das auf pflanzlichen und mineralischen Molekülkomplexen basiert. Es wirkt schützend und deshalb schmerzlindernd auf die Schleimhaut des Magens und der Speiseröhre. Den typischen Symptomen einer gereizten und entzündeten Schleimhaut wie Sodbrennen, Schmerzen und Säuregefühl kann Herbert auch damit gut entgegenwirken.
neoBianacid greift nicht in die Aktivität der Belegzellen ein, sondern erhöht den Schutzfilm auf der Magenschleimhaut und der Speiseröhre – ein natürlicher Weg zur Verbesserung der Reflux-Krankheit.
Zu guter Letzt empfahl ich ihm noch OMNi-BiOTiC® SR9. Dieses Multi-Spezies-Probiotikum gebe ich gern meinen stressgeplagten Patient:innen, weil es die Nerven beruhigt und Entzündungen reduziert. Genau das richtige für Herbert.
Den werde ich jetzt ohnehin öfter sehen, denn bis auf weiteres werde ich ihm zur Sicherheit Vitamin B12 und Folsäure spritzen. „Und lassen Sie sich um Himmels willen immer Zeit zum Essen“, schärfte ich ihm zum Abschied noch mal ein.
Natürlich hoffe ich, dass Sie beschwerdefrei sind und bleiben, aber falls Sie sich in Ihrer Symptomatik hier wiedererkannt haben sollten, schadet es nichts, dem Verdacht auf einen „Stillen Reflux“ einmal nachzugehen …
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Reflux Erkrankung
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.