Schätzungsweise 10 bis 20 % aller Menschen leiden an Schlaflosigkeit. Bei der Ursachenforschung stießen chinesische Wissenschaftler jetzt auf einen Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit … und einem ganz bestimmten Bakterium aus einer berühmten Familie der Darmmikrobiota.
Kurze Frage: Wundert Sie das? Mich nicht, gibt es doch im Prinzip keine Körperfunktion, die völlig losgelöst vom Darmmikrobiom agieren könnte. Alles wird durch das bakterielle Geschehen in unserem Darm beeinflusst. Insofern war diese Erkenntnis überfällig: „Zwischen der Zusammensetzung der Darmmikrobiota und dem Risiko für Schlaflosigkeit könnten wechselseitige kausale Zusammenhänge
bestehen.“ *
Wenn Sie sich jetzt fragen, auf welchem Weg die Darmbakterien Einfluss auf unser Schlafverhalten nehmen, ist auch diese Erklärung völlig logisch: „Ein Ungleichgewicht der Darmmikrobiota kann über die Darm-Hirn-Achse die Pathophysiologie des Gehirns beeinflussen“.
Nun ist dies beileibe nicht die erste Studie, in der „die Auswirkungen der Darmmikrobiota auf Schlafcharakteristika untersucht“ wurden, und auch das hier beschriebene Projekt räumt ein, dass „die genauen Wechselwirkungen nach wie vor unklar“ seien.
Falls es Sie interessiert, wie die Forscher bei ihrer Analyse genau vorgingen, empfehle ich die Lektüre des unten verlinkten Artikels aus dem Ärzteblatt. Hier nur so viel: Angewandt wurde die sogenannte Mendelsche Randomisierung (MR), mit der sich „Kausalzusammenhänge zwischen einem potenziellen Risikofaktor und einer Erkrankung untersuchen lassen“.
Von den insgesamt über 70 Bakteriengruppen, die untersucht wurden, erwies sich insbesondere „die Bakterienklasse Odoribacter“ als „signifikant mit dem Risiko für Schlaflosigkeit assoziiert“.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht um das Fehlen von Odoribacter-Bakterien im Darm, das uns um den Schlaf bringt. Und jetzt wird’s noch spannender: Dieses Bakterium gehört nämlich zum Stamm der Bacteroidetes (jetzt in „Bacteroidota“ umbenannt)! Erinnern Sie sich? Firmicutes und Bacteroidota sind die Bakterienstämme, die einen erheblichen Einfluss auf unser Körpergewicht haben.
Während die Firmicutes vermehrt Kalorien aus der Nahrung ziehen und dem Körper zur Verfügung stellen, machen Bacteroidota das Gegenteil und helfen dem Körper, weniger Kalorien aufzunehmen. Und jetzt findet sich in dieser Bakterien-Familie noch der Schlaf-Helfer!
Doch nicht nur das. Eine unzureichende Anzahl von Odoribacter wurde auch mit weiteren Erkrankungen in Verbindung gebracht, wie etwa nichtalkoholischer Fettleber (NAFL), Mukoviszidose und entzündlichen Darmerkrankungen (CED).
Sport sowie eine Ernährung mit viel Ballaststoffen und pflanzlichen Proteinen unterstützen den Stamm der Bacteroidota. Und natürlich können medizinisch relevante Probiotika und Präbiotika die Bakterienbildung fördern. Sie erinnern sich an OMNi-BiOTiC® metabolic? Das Multispezies-Probiotikum zur Unterstützung der Gewichtsregulation? Tja, offensichtlich kann das noch mehr….
Über Bacteroidota (damals noch Bacteroidetes) und Firmicutes habe ich hier ausführlich geschrieben:
Zurück zu der oben zitierten Studie: Interessant für mich war weniger das Verfahren selbst, das auf eine immense Datenmenge von fast 400.000 Personen mit Schlaflosigkeit und weitere ca. 26.000 Mikrobiomdaten zugriff, sondern die Schlussfolgerung:
Die Studie liefert nämlich nach Einschätzung der Forschergruppe „wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Entwicklung von mikrobiominspirierten Behandlungsplänen für Schlaflosigkeit“. Und weiter: „Solche Ansätze könnten Probiotika, Präbiotika oder eine Stuhltransplantation umfassen“. Da ist die Wissenschaft wohl aufgewacht!
In diesem Sinne: Schlafen Sie gut – und seien Sie hellwach, wenn es drauf ankommt!

Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im August 2025 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde.
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Quelle: https://www.aerzteblatt.de/news/darmbakterien-moglicher-schlussel-zur-behandlung-von-schlafstorungen-5c1b38f4-de4a-4052-8084-e09295061794
Schlaflosigkeit
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge