Es passiert immer wieder, dass besorgte PatientInnen zu mir in die Praxis kommen und mir zu verstehen geben, dass sie große Angst vor dem Krankenhaus und vor allem vor der Intensivstation hätten. Doch diesmal war es eine Angehörige, die sich sorgte.
Als mich kürzlich meine langjährige Patientin Debby* aufsuchte (die mittlerweile 25 ist), nahm ich mir wie immer besonders viel Zeit, weil ich sie und ihre Familie schon lange kenne. Sie rang sichtlich um Fassung, als sie erzählte, dass es gar nicht gut um ihren geliebten Opa Otto* stünde, den ich nun auch schon viele Jahre mitbetreue.
„Opa ist vor zwei Tagen auf die Intensivstation gekommen“, begann Debby zu berichten, „weil sich sein Zustand innerhalb kürzester Zeit deutlich verschlechtert hatte: Zuhause war er gar nicht mehr aus dem Bett gekommen und hatte auch nur schwer Luft bekommen. Nun war er ja schon länger nicht mehr der Fitteste, aber so kannten wir ihn gar nicht. Deswegen haben wir ihn dann doch ins Krankenhaus bringen lassen.“
Wie sich herausstellte, war nicht ihr Großvater durch die Situation verunsichert, sondern sie: „Ich habe ihn jetzt einmal besucht und fand die Intensivstation ganz gruselig. Seitdem habe ich noch viel mehr Angst, dass mein Opa stirbt.“ Das ganze Gepiepse und die Kabel und Monitore hätten Debby ganz schön eingeschüchtert.

Das kann ich nachvollziehen, und ich glaube, so würde es fast jedem Menschen gehen, der nicht beruflich damit in Kontakt kommt. Natürlich liegt ihr Opa Otto nicht ohne Grund auf der Intensivstation. Daher würde ich seinen Zustand schon als kritisch einschätzen, ohne jetzt seine Akte studiert zu haben.
Was blieb mir übrig, als ihr die Krankenhausabläufe und -situationen so zu erklären, dass es ihr etwas von dieser Angst nehmen würde. Deshalb betonte ich, dass die bloße Verlegung auf eine Intensivstation kein Präjudizsei und das Personal ein großes Interesse daran hätte, PatientInnen – sobald es ihr Zustand erlaube – wieder auf eine normale Station zu verlegen.
Übrigens habe ich an dieser Stelle schon mal den genauen Ablauf einer Narkose und einer Operation erklärt:
Nun gibt es verschiedene Gründe, die für eine Intensivpflege sprechen. In akuter Lebensgefahr wie z. B. bei einem Herzinfarkt oder nach einem schweren Unfall sowieso. Auch wenn PatientInnen invasiv beatmet werden müssen und/oder kreislaufinstabil sind, ist dies eine klare Indikation. Oft werden aber auch PatientInnen nach komplizierteren Operationen für ein paar wenige Nächte zur Überwachung aufgenommen.
Dann gibt es noch die Situation, dass z. B. die Kreislaufüberwachungsmöglichkeiten einer Normalstation nicht ausreichen, etwa wenn eine invasive Blutdruckmessung erforderlich ist, also über einen dieser Schläuche, die Debby so furchtbar fand.
Die ÄrztInnen hatten Debby erklärt, dass ihr Opa eine Sepsis, also eine Blutvergiftung, entwickelt hatte. Am wahrscheinlichsten ausgehend von einer Lungenentzündung, die er sich ein paar Tage zuvor eingefangen hatte. Das würde auch die rapide Verschlechterung seines Zustands erklären. Da auch die Laborwerte sehr schlecht waren und er Hilfe beim Atmen brauchte, wurde er auf die Intensivstation aufgenommen.
„Eine Sepsis, Frau Praßler, das ist doch furchtbar!“
Neben einer Intubation, also der Atemwegssicherung mit einem Schlauch und der maschinellen Beatmung, gibt es noch andere Möglichkeiten, die Lunge bzw. das Atmen zu unterstützen, die keine Sedierung und komplett maschinelle Beatmung erfordern.
So reicht manchmal schon Sauerstoff über eine Nasenbrille.

Debbys Opa allerdings musste „mit schwerem Gerät“ beatmet werden, zum Leidwesen seiner Enkelin. Dabei wird eine lungenprotektive Beatmung angewendet, um Lungenschäden zu vermeiden. Opa wurde also bei leicht erhöhtem Oberkörper mit einer Sedierung behandelt, die häufig angewandte Bauchlage wurde ihm – noch – erspart. Welch ein Angst einflößender Anblick für Debby!

Wie lässt sich eine Sepsis erkennen?
Einer Sepsis liegt eine Infektion zugrunde, die der Körper mit einer verstärkten Abwehrreaktion in den Griff zu bekommen versucht. Die Sepsis ist also keine Infektion, sondern die überschießende Reaktion des Immunsystems auf Bakterien, Pilze, Viren oder Parasiten. Dabei werden auch die unbeteiligten Organe in Mitleidenschaft gezogen, was zu einem Multiorganversagen führen kann, gegen das dann kein Kraut und kein Medikament mehr gewachsen ist.
Die Infektion muss dabei nicht von einer Verletzung mit dem typischen „roten Strich“ ausgehen. Tatsächlich sind häufige Auslöser eher z. B. Harnwegsinfekte oder eben Lungenentzündungen.
Eine Sepsis ist ein absoluter Notfall, und die Überlebenschancen sind davon abhängig, wie früh eine Therapie eingeleitet wird. Besonders Neugeborene und ältere und vorerkrankte Menschen tragen ein erhöhtes Risiko, eine Sepsis zu entwickeln. Und ich will auch nicht verschweigen, dass rund 100.000 Personen in Deutschland jährlich an einer Sepsis sterben.
Speziell zum Thema Neugeborenen-Sepsis habe ich mich hier schon mal eingelassen:
Die Angst davor ist also begründet, und auch Debby schien verzweifelt: „Eine Sepsis, Frau Praßler, das ist doch furchtbar!“ Wenn aber frühzeitig eine entsprechende, intensive Therapie angesetzt wird, kann dennoch eine Heilung erfolgen.
Woran können nun Angehörige eine Sepsis erkennen, um dann rechtzeitig den Rettungsdienst zu verständigen und womöglich ein Leben zu retten? Denn Zeit ist Leben, ähnlich wie bei einem Schlaganfall, wo es ja auch heißt: „Time is brain“.
Anzeichen für eine Sepsis
- blasse, kalte und/oder marmorierte Haut
- schnelle Atmung
- erhöhter Puls
- niedriger Blutdruck
- starkes „Krankheitsgefühl“
- Verwirrtheit
- Fieber (kann auftreten, muss aber nicht)
Was im Krankenhaus zuerst gemacht wird, so erklärte ich es Debby, ist eine Blutentnahme einschließlich der Abnahme von Blutkulturen, die bebrütet werden, um den genauen Erreger feststellen zu können. Als nächstes wird direkt mit der Gabe eines breit wirksamen Antibiotikums begonnen, das im Verlauf an den kultivierten Erreger angepasst wird.
Außerdem wird per Infusion Flüssigkeit gegeben und – wenn nötig – kreislaufunterstützende Medikamente. Anschließend kann man nur hoffen, dass das Antibiotikum schnell anschlägt.

Letzteres verschwieg ich Debby allerdings, um sie nicht noch mehr zu verunsichern. Ich drängte sie aber, ihrem Großvater auf jeden Fall OMNi-BiOTiC© 10 vorbeizubringen, sobald er wieder auf Normalstation sei und keinen zentralen Venenkatheter am Hals mehr haben sollte (was nicht ganz klar war).
Unter einem zentralen Venenkatheter, kurz ZVK, versteht man einen dünnen Kunststoffschlauch, der in eine herznahe größere Körpervene eingeführt wird. Darüber lassen sich intravenös Medikamente und Infusionen zuführen oder der zentrale Venendruck messen.
Nach Rücksprache mit dem Ärzteteam könnte dann die Pflegekraft das Probiotikum in die Abgabe der restlichen Medikamente integrieren. Ja, ich höre jetzt im Geiste schon das Pflegepersonal aufstöhnen, sie hätten ja eh genug zu tun. Ja, haben sie auch! Aber gerade weil Opa eine hochdosierte Breitbandantibiose erhielt, sollten ihm im weiteren Verlauf unbedingt Darmbakterien von außen zugeführt werden, so falsch sich dies im ersten Moment auch anhören mag.
Denn Antibiotika (und je breiter die Wirkung des Antibiotikums, umso mehr) töten nicht nur die Krankheitserreger im Körper, sondern auch einen Großteil der im Körper heimischen, „guten“ Bakterien, die wir z. B. für unsere Verdauung und Immunabwehr benötigen.
Gekommen, um zu bleiben
OMNi-BiOTiC© 10 ist ein Multispezies-Probiotikum, das die wichtigsten Bakterienstämme nach (oder im ambulanten Setting am besten während) einer Antibiotikatherapie wieder „auffüllt“, damit die normalen Körperfunktionen weiterhin bakteriell unterstützt werden können. Über die Bedeutung dieses Probiotikums im Kontext einer Antibiotikagabe habe ich häufig genug aufgeklärt, u. a. hier:
Gerade bei älteren und stark geschwächten Patienten bestimmt immer die Gefahr einer Darm-Infektion mit Clostridium difficile durch die Antibiotika-Therapie oder genauer durch das Verdrängen der „guten“ Bakterien, was den Pathogenen Vorschub leistet. Dies musste in Opas Fall dringend vermieden werden! Ich wollte Debby nicht weiter ängstigen, aber so eine Infektion „obendrauf“ würde ihr Opa wahrscheinlich nicht überleben.
Stillstand auf ganzer Front
Im Krankenhaus und besonders auf einer Intensivstation spielt Verstopfung generell oft eine große Rolle. Eine angegriffene Darmmikrobiota durch die Antibiotika, wenig bis keine Bewegung, wenig bis keine Ballaststoffzufuhr (Krankenhauskost ist dafür berüchtigt) und starke Schmerzmittel wirken bei der Problematik zusammen.
Um einem Darmverschluss vorzubeugen, wird bei Verstopfung meist mit Abführmitteln gearbeitet. Auch die üben Einfluss auf die Darmbakterien aus, weshalb nach einem Krankenhausaufenthalt der Wiederaufbau des Darmmikrobioms Vorrang hat!
Als Wiederaufbau-Therapie für den Darm (und somit für den ganzen Körper) sollte Debby ihrem Großvater OMNi-BiOTiC© 10 Aktiv schmackhaft machen. Er wird es zum Aufbau seines Darms über mindestens sechs Monate täglich einnehmen müssen.
Zum Thema Darmverschluss (Ileus) gibt es hier Näheres:
Tatsächlich ist es mir gelungen, Debbys Nervosität und Ängsten etwas den Stachel zu nehmen. Ich bot ihr an, im Anschluss an dessen Krankenhausaufenthalt gern noch mal mit ihrem Opa vorbeizukommen. Oder ich besuche die beiden, falls Opa noch zu schwach sein sollte. Bis dahin würde hoffentlich nicht mehr zu viel Zeit vergehen – ich drückte ihr jedenfalls ganz fest die Daumen, dass bald alles wieder ins Lot kommt.

Niemand geht gern ins Krankenhaus und schon gar nicht auf die Intensivstation. Doch wenn die Umstände es erfordern, sollten wir froh sein, solche Einrichtungen nutzen zu können.
Ein herzlicher Gruß von Ihrer
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
Sepsis erkennen
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge