Man muss sich nur mal vor Augen halten, was unser Sehorgan alles erleiden muss – von der Luftverschmutzung bis zum stundenlangen Blick auf Bildschirme jeder Größe –, um zu verstehen, dass immer mehr Menschen unter Augentrockenheit leiden.
Dass etwa Kontaktlinsenträger ein anderes Augenmikrobiom aufweisen als Normalsehende und ihre Tränenflüssigkeit z. B. vermehrt von Staphylococcus aureus heimgesucht wird, einem Bakterium, das mit Augenentzündungen im Zusammenhang steht, ist bekannt. Weniger bekannt ist, inwiefern Augentrockenheit von der mikrobiellen Zusammensetzung des Tränenfilms abhängt.
Nun haben sich Forschende dieser Erkrankung angenommen und herausgefunden, dass „Patienten mit Trockenem Auge ein verändertes Augenmikrobiom“ aufweisen, wie eine texanische Studie * ergab.
Wenn man weiß, dass das Trockene Auge heute bereits eine Volkskrankheit darstellt – „mit einer Prävalenz von 15-17 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland“, dann wird auch klar, wie bedeutsam solche Untersuchungen sind, denn:
Ob extreme Lichtempfindlichkeit oder rote Augen, Schleimabsonderung oder geschwollene Augenlider – das Sicca-Syndrom, das die Phänomene trockener Augen zusammenfasst, kennt eine reiche Symptomatik. Selbst tränende Augen können die Folge einer „gestörten Benetzung“ sein.
Als ursächlich für einen gestörten Tränenfilm gibt es gerade in unserer Zeit viele Verdächtige: lange Verweildauer vor dem Computerbildschirm, Unverträglichkeit von Kosmetika, beständiger Luftzug, wie er z. B. im Flugzeug vorherrscht, oder der Aufenthalt in rauch- bzw. abgasgeschwängerter Luft – man muss nicht lange überlegen, wie sich das Sicca-Syndrom zur Volkskrankheit entwickeln konnte.
Die texanischen Forscher analysierten mit modernsten Sequenzierungsmethoden die „Mikrobiomzusammensetzung von Personen mit gesunden Augen und Personen mit Sicca-Syndrom“. Dabei zeigte sich, dass das Augenmikrobiom von Personen mit Trockenem Auge „durch eine höhere Prävalenz von Solirubrobacterales, Acinetobacter und Enterococcaceae gekennzeichnet“ war als bei den gesunden Vergleichspersonen.
Ein Blick in die Zukunft
„Die Forschenden spekulieren, dass von diesen Bakterien produzierte Metabolite für das Trockene Auge (mit)verantwortlich sein könnten. Als nächstes wollen sie die mit Acinetobacter assoziierten Stoffwechselpfade näher untersuchen, um so die Erkrankung besser zu verstehen – und möglicherweise Ansatzstellen für neue Therapieoptionen zu finden.“
Da mag man ihnen nur die Daumen drücken, aber etwas Anderes erscheint mir mindestens genauso vielversprechend: „Darüber hinaus planen sie, sich auch das Darmmikrobiom der Patienten mit Sicca-Syndrom genauer anzusehen. Möglicherweise gibt es Zusammenhänge mit den in den Augen beobachteten Unterschieden.“
Spoiler-Alarm: Im Darm werden sie mit ziemlicher Sicherheit fündig werden, und dementsprechend wird es vermutlich auch bald Anleitungen für eine erfolgversprechende probiotische Therapie geben! Spätestens dann bleibt hoffentlich so schnell kein Auge mehr trocken …
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im April 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © nec/aerzteblatt.de
Sicca-Syndrom Behandlung
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge