Unabhängig vom Lebensalter meinen immer mehr Menschen, mit dekorativer „Kunst am Körper“ ein Zeichen setzen zu müssen, das ihre Einzigartigkeit betont. Ein Entschluss fürs Leben … und manchmal für einen früheren Tod, wie schwedische Wissenschaftler jetzt herausfanden.
Im privaten Kreis bin ich dafür bekannt, ungefragt meine Bedenken zu äußern, wenn es um Tattoos geht. Es geht mir einfach darum, für die Risiken zu sensibilisieren, die damit einhergehen, wenn unser wichtigstes Schutzorgan – die Haut – mit Farbstoffen traktiert wird, die alles andere als unbedenklich sind. Die Vorstellung allein, dass z. B. durch eine Spritze Farbpartikel in die Nervenbahnen gelangen könnten, reicht mir völlig aus, um diesen Trend fragwürdig zu finden.
So ästhetisch die Motive auch bisweilen sind – intuitiv hatte ich immer das Gefühl, dass sich diese Körperkunst dereinst als fatal herausstellen könnte. Jetzt stieß ich auf eine „Fall-Kontroll-Studie mit Registerdaten aus Schweden“*, die genau dies festgestellt hat: dass „Menschen mit Tattoos einem höheren Risiko ausgesetzt sind, maligne Lymphome zu entwickeln“.
Da hört dann der Spaß auf, denn bei malignen Lymphomen (früher sprach man von Lymphdrüsenkrebs bzw. Lymphosarkom) handelt es sich um eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems.
Fakt ist, dass über unser Lymphsystem alle Körperregionen miteinander verbunden sind. Die Lymphbahnen durchziehen den gesamten Körper; sie sind quasi die Autobahnen für unser Immunsystem. In den Lymphknoten unterscheidet der Körper zwischen Gut und Böse.
Viel Verkehr auf der Darm-Haut-Achse
Die mit Abstand größte Ansammlung von Lymphknoten haben wir mit den Peyer-Plaques im Darm, wo auch 80% unserer Immunzellen sitzen. Es würde mich nicht wundern, wenn es für Probleme im Gastro-Intestinal-Trakt einen Zusammenhang mit Tattoos gäbe. Wer sagt denn, dass ein Reizdarm oder andere entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn nicht auch durch persistierende Tattoo-Farben ausgelöst werden können?
Bekannt ist schließlich, dass die Darm-Haut-Achse bidirektional verläuft: So können Veränderungen im Darm direkt oder indirekt die Haut beeinflussen, aber das funktioniert eben auch umgekehrt. Dass z. B. eine allzu sorglose Haltung gegenüber UV-Strahlen gravierende Konsequenzen haben kann – darüber habe ich hier schon geschrieben:
Was früher im Wesentlichen unter Seeleuten (der berühmte Anker) und „Knackis“ (norddeutsch für Gefängnisinsassen) verbreitet war, erfreut sich heute gerade bei Teens größter Beliebtheit, und besonders jetzt im Sommer ist diese Modeerscheinung nicht mehr zu übersehen: Die Bandbreite der schmückenden Tattoos reicht von bunten Miniaturen bis zu epischen, flächendeckenden Szenerien!
Das Problem: „Das Stechen von Tattoos löst immunologische Reaktionen aus, die unter anderem dazu beitragen können, dass ein Teil der Tätowierfarbe von der Injektionsstelle in die Lymphknoten gelangt“!
Gifte, die unter die Haut gehen
Schon länger weiß man, dass „Tätowierfarbe mitunter krebserregende Chemikalien enthält, zum Beispiel primäre aromatische Amine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Metalle“. Was hingegen die „langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen der Ablagerung von Tätowierungspigmenten in Lymphknoten“ betrifft, konnten nur Vermutungen angestellt werden – bis jetzt.
Es ist das Verdienst schwedischer Wissenschaftler, die anhand von Registerdaten nach einem „möglichen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Tattoos und malignen Lymphomen sowie anderen Lymphomsubtypen“ fahndeten, dass erstmals valide Hinweise auf solche möglichen Konsequenzen des „Stechens“ vorliegen.
Von den knapp 12.000 Personen, deren Daten analysiert wurden, entwickelte ca. ein Viertel (für die exakten Zahlen verweise ich auf den unten verlinkten Artikel) im Zeitraum zwischen 20 und 60 Jahren ein Lymphom.
„Nach Berücksichtigung anderer relevanter Faktoren wie Rauchen und Alter“ zeigte sich, dass Tätowierte ein 21 % höheres Risiko trugen, an einem Lymphom zu erkranken.
Schon ein kleines Tattoo reicht aus!
Interessant ist dabei auch ein anderer Fund: „Ursprünglich ging die Arbeitsgruppe davon aus, dass die Größe des Tattoos, wie zum Beispiel bei einem Ganzkörpertattoo, mit einem höheren Krebsrisiko verbunden sein könnte als ein kleiner Schmetterling auf der Schulter. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Bereich der tätowierten Körperoberfläche keine Rolle spielte.“
Warum das so ist, liegt auch für die Wissenschaftler (noch) im Dunklen: „Man kann nur spekulieren, dass eine Tätowierung, unabhängig von ihrer Größe, eine geringgradige Entzündung im Körper auslöst, die wiederum Krebs auslösen kann. Das Bild ist also komplexer, als wir zunächst dachten.“
Nicht nur für die Autoren der Studie erscheint es „plausibel, dass Immunreaktionen, die durch bestimmte Chemikalien in der Tätowierfarbe verursacht werden und sich im Lymphsystem ablagern, im Zusammenhang mit der Entwicklung von Lymphomen stehen könnten“.
Oberflächlich betrachtet, mag ein Tattoo ein cooles individuelles Statement sein, aber – wie wir von Sonnenbränden wissen: Die Haut vergisst und verzeiht nichts! Das Ergebnis von Unachtsamkeit in jungen Jahren bekommen wir häufig 40 Jahre später präsentiert.
Ich lege daher allen unbeirrbaren Tattoo-Fans ans Herz, zumindest regelmäßig ein Multispezies-Probiotikum einzunehmen, um den Schaden zu begrenzen.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im Juli 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatt veröffentlicht wurde. © cw/aerzteblatt.de
Quelle: https://www.lunduniversity.lu.se/article/possible-association-between-tattoos-and-lymphoma-revealed
Tattoo Folgen Hautmikrobiom
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge