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Wie belastend Akne besonders für Jugendliche ist, wissen die meisten von uns nur zu gut. Es ist ja auch wirklich zum Aus-der-Haut-fahren: Ausgerechnet in der Zeit, in der nicht nur der Mensch, sondern auch das Selbstbewusstsein heranwächst, mit einem stark verpickelten Gesicht herumzulaufen ist nicht witzig. Besonders übel wird es, wenn sich Narben bilden, die das Gesicht, manchmal auch Dekolleté und Rücken, entstellen. Bisherige Therapien wirken von außen auf die Haut ein, dabei ist längst erwiesen, dass die Ursache woanders liegt. Dies sollte dringend im Therapieplan berücksichtigt werden! Wie häufig ist das, was wir sehen, nicht das, was es ist.
So kam Jan* (15) völlig frustriert in meine Praxis, ein sehr sympathischer, pfiffiger Junge, sportlich, witzig und eigentlich gut drauf. Wenn nur die vielen lästigen, teils entzündeten Pickel im Gesicht nicht wären. Er litt sehr darunter und wollte „alles tun, damit diese Dinger verschwinden“. Sein Hausarzt habe ihm bereits ein Zink-Präparat verschrieben, das er auch brav schlucke, und ich bestätigte ihm, dass es mindestens 25 mg am Tag sein sollten.
Als erstes versuchte ich, ihm die Hintergründe dieser Erkrankung zu erklären, damit er mir bei den Therapiemaßnahmen folgen kann: Für Sie, liebe Blog-Leser*innen, mache ich es gern noch etwas ausführlicher:
Niemand ist vor Akne gefeit
Akne ist die häufigste Hauterkrankung weltweit. Sie tritt vorwiegend bei Jugendlichen während der Pubertät auf (Acne vulgaris). Aber auch Neugeborene (Acne neonatum), Säuglinge (Acne infantum) sowie Erwachsene (Acne tarda) können darunter leiden. Die schlimmste Form ist die Acne inversa mit einer starken Entzündung der Achselhöhlen und Genitalregion. Dann kennen wir noch die „Mallorca-Akne“, die eigentlich eine Allergie ist – hervorgerufen durch die Reaktion der mit Sonnenmilch eingecremten Haut mit der Sonne und vor allem mit der Hitze. Sie wird auch als „Sonnenekzem“ bezeichnet (polymorphe Lichtdermatose).
Was der Darm an Entgiftung nicht schafft, sehen wir früher oder später auf der Haut!
Eine einheitliche Definition für Akne gibt es nicht, ihre Erscheinungsformen sind so vielfältig wie die auslösenden Faktoren. Unsere Haut ist mit 2 qm ein großes, vor allem aber schweres Organ. 16% unseres Körpergewichtes gehen auf das Konto der Haut! Sie ist außerdem unser wichtigstes Sinnesorgan, unsere Abgrenzung nach außen, Spiegelbild unserer Seele – und unserer Darmgesundheit! Die Haut hat ihr eigenes Immunsystem (SIS = “Skin Immune System”) und ist Teil des lymphatischen Immunsystems des Körpers (SALT = “Skin-Associated Lymphoid Tissue”). Das wiederum hat seine Wiege im Darm.
Die Haut – unser wichtigstes Sinnesorgan
Das Mikrobiom der Haut jedes einzelnen Menschen ist individuell! Jeder hat seine persönliche, identifizierbare Wolke! In den verschiedenen Mikroklimazonen fühlen sich unterschiedliche Bakterien wohl und bestimmen die immunologische Balance:
Feucht: | Achselhöhle, Leistengegend, Zehenumgebung | Corneybakterium + Staphylococcus aureus |
Trocken: | Arme, Beine | Staphylococcus epidermis |
Fettig: | Gesicht, oberer Rücken, Dekolleté | Propionibakterien und Hefepilze |
Acne vulgaris („gewöhnliche Akne“) ist die bekannteste Akneform. Sie wird durch die hormonellen Veränderungen während der Pubertät hervorgerufen; Jungen sind meist stärker betroffen als Mädchen. Am Ende der Pubertät ist diese Akne häufig verschwunden. In einzelnen Fällen können aber Symptome auch noch bis zum 40. Lebensjahr bestehen bleiben.
Die einfachste Form sind die „offenen Mitesser“ (= schwarze und weiße Komedonen, auch als „black and white heads“ bezeichnet) der Acne comedonica: Durch eine Überproduktion der Talgdrüsen in der Haut gelangt dieser Talg an die Hautoberfläche. Der Talg staut sich, der Mitesser ist als kleines weißes Pünktchen sichtbar. Reißt ein solcher Mitesser auf, wird er durch die Reaktion mit Sauerstoff schwarz. Durch das Ausdrücken kann er sich entzünden, es entstehen „blühende Pickel“.
Da aber in der Pubertät durch eine zunehmende Bildung von Androgen nicht nur der Talg vermehrt gebildet wird, sondern auch die Verhornung der Haut zunimmt, kann sich ein Mitesser verschließen. Die Entzündung breitet sich unter der Haut aus und nimmt zu (Acne papulopustulosa).Bei der Acne conglobata umfasst die Entzündung den gesamten Talgdrüsengang, es kommt zur Knotenbildung, die beim Abheilen Narben hinterlässt.
„Western Eating“ und das Leiden der Jungs
Androgene, also männliche Geschlechtshormone, werden in der Pubertät verstärkt produziert, in geringem Maße auch bei Frauen. Da sie aber bei Männern in größerer Menge vorkommen, sind Männer auch stärker von der Akne betroffen.
So weit konnte Jan mir gut folgen. Er schien sogar ein bisschen stolz zu sein, dass seine Akne auf seine männlichen Hormone zurückzuführen sei.
Nun gibt es aber noch einen weiteren, wichtigen Einfluss auf die Entstehung der Akne, und das ist die Ernährung. Genauer: das „western eating“ mit viel Milch, Milchprodukten, Kartoffeln in allen Formen, Zucker und Getreide, das mit einer pathologischen Überhöhung von Insulin und insulinartigen Wachstumsfaktoren wie dem „Insuline-like growth factor“ (IGF-1) einhergeht.
Viele unserer Nahrungsmittel haben einen hohen Insulin- und glykämischen Index. Diese weisen Parallelen zu hormonellen Signalkaskaden in der Pubertät auf, d.h. über mehrere Stationen laufenden biologischen Signalen, die eine Erhöhung von Insulin und Wachstumsfaktoren nach sich ziehen. An den Talgdrüsen befinden sich Androgenrezeptoren, und je mehr Androgen vorhanden ist, desto mehr Talg wird produziert. Genau hier dockt aber auch der Insuline-like growth factor (IGF) an mit einer vergleichbaren Wirkung auf die Talgdrüsen und die vermehrte Verhornung der Haut. Kohlenhydratreiche Ernährung unterstützt den Prozess der „Pickelbildung“ also unmittelbar.
Nun war Jan doch recht kleinlaut geworden – wahrscheinlich tauchten vor seinem Auge die Pizza-Abende mit Freunden auf, auf denen auch die Limo in allen Geschmacksrichtungen nicht fehlen durfte, hier und da aufgepeppt mit etwas Wodka.
Milch – ein zweifelhaftes Vergnügen
Nicht toll ist auch der vermehrte Milchkonsum, insbesondere bei Jugendlichen, die sich gern bei jeder Gelegenheit einen Caffé Latte oder Chai Latte genehmigen.
Professor Dr. med. Bodo Melnik, ein renommierter Dermatologe mit eigener Praxis in Gütersloh, beschreibt die Zusammenhänge so:
Kuhmilch enthält zum einen bioaktive Wachstumsfaktoren wie IGF-1, IGF-2, Prolaktin und Betazellulin. Aber vor allem stimulieren Milch bzw. Molkeproteine die körpereigene Bildung von Insulin und IGF-1.
IGF-1, das auch Somatomedin C heißt, regt als „Pubertätshormon“ das Muskel-, Knochen- und Knorpelwachstum an“. Das ist ein komedogener Effekt.
Für Professor Melnik ist Akne nicht weniger als das „metabolische Syndrom der Haut“, das als erstes sichtbares Zeichen einer Kette weiterer Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus oder Krebs gesehen werden müsse. Nach seiner Ansicht „… läuft in den westlichen Industrieländern etwas schief.“ Eine zunehmende Chronifizierung der Akne im jungen Erwachsenenalter, wie wir sie kennen, sei in Kulturen mit nicht-westlichem Lebens- und Ernährungsstil unbekannt.
Bei einer genetischen Disposition für Akne heißt dies: Finger weg von Milch, Joghurt, Frischkäse, Sahne, Quark. Vor allem Molkenprotein-Konzentrate in Fitness-Drinks gilt es zu meiden! Reifer Käse wiederum ist – in Maßen – okay, da hier die Milch durch Bakterien bereits verändert wurde.
Wenn die Welt zusammenbricht
Zwar hatte ich Jan nicht in die tiefsten Tiefen der dermatologischen Forschung entführt, aber er hatte auch so begriffen, was dies für ihn hieß: Künftig keine Pizza mehr, ebenso wenig wie Burger und Co., Caffé Latte, Bagel mit Frischkäse oder Müsli mit Milch. So ein Mist!
Da bricht für Jugendliche erst mal die Welt zusammen, klar. Ich wies meinen jungen Patienten behutsam darauf hin, dass es auch Milchalternativen gebe, von denen die Supermarkt-Regale voll seien. Aber er müsse sich schon entscheiden, wie wichtig ihm eine gesunde, reine Haut sei.
Da die Ernährung immer eine wesentliche Rolle für unsere Bakterienwelt im Darm darstellt und von hier aus Entzündungsprozesse auch das Haut-Mikrobiom beeinflussen, habe ich Jan für insgesamt 8 Wochen eine sanfte, aber gründliche Darmreinigung mit dem Darmelixier MikroSan® empfohlen. Schlacken und Stuhlreste, die nicht nur Entzündungen hervorrufen, sondern darüber auch das lymphatische Immunsystem triggern, das sich ja auch in der Haut wiederfindet, werden so effektiv abgetragen. Im Übrigen ist die Wechselwirkung zwischen Hormon- und Immunsystem in der Medizin hinreichend bekannt.
Das vermehrte Vorkommen von pathogenen (krankmachenden) Keimen im Darm befeuert das Immunsystem mit seiner Entzündungsbereitschaft ebenfalls. Schließlich ist die bakterielle Aktivität an den Mitessern auf der Haut ein wesentlicher Akt des Immunsystems. Und dieses hat seinen „Hauptsitz“ mit über 80% aller Immunzellen nun mal im Darm. Je mehr pathogene Keime sich hier tummeln, desto aufgeregter ist das System. Um diese Keime und vor allem deren Ausscheidungen, die Metabolite, zu beseitigen, sollte Jan für 4 Wochen OMNi-BiOTiC® 10 einnehmen, dessen anti-pathogene Wirkung ich schon ausführlich beschrieben habe.
Die Toxine der pathogenen Keime werden perfekt gebunden durch Activomin®. Das Präparat enthält Huminsäuren, wie sie überall in der Natur vorkommen. Sie sind auch in der Lage, einen löchrigen Darm zu heilen.
Um eine weitgreifende Ernährungsumstellung kommt Jan nicht herum.
Diese Probiotika könnten bei Akne helfen
Für eine dauerhafte Stabilisierung des Darm- und Hautmikrobioms wird Jan in der Folge für mindestens 6 Monate OMNi-BiOTiC® 6 einnehmen. OMNi-BiOTiC® 6 enthält sechs wichtige, hochaktive Leitkeimstämme, die den Darm von oben bis unten besiedeln. Diese Leitkeimstämme können, nach meiner Erfahrung, das Immunsystem auf allen unseren menschlichen Ökosystemen langfristig stabilisieren. Das braucht aber seine Zeit.
Um eine weitgreifende Ernährungsumstellung kommt Jan in keinem Fall herum. Das hat er auch verstanden. Eine umfangreiche Tabelle mit den „DO’s and DONT’s“ findet Jan bei den Ernährungs-Docs:
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ernaehrung-bei-Akne,akne136.html
Natürlich müssen nicht sofort alle aufgeführten Lebensmittel strikt gemieden werden, aber ein bewusster Anfang ist schon die halbe Miete. Wenn sich dann Verbesserungen zeigen, steigt auch die Bereitschaft, noch mehr zu tun und auf weitere Lebensmittel zu verzichten, die der Haut nicht gut tun. Ich drücke Jan jedenfalls die Daumen, dass er die Kraft hat, durchzuhalten, damit seine Akne endlich abheilen kann – und keine Narben zurücklässt.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
*Name geändert
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
Guten Tag,
werden die o.g. genannten Produkte nacheinander eingenommen oder beginnt man mit allen direkt und lässt diese dann entsprechend nach dem genannten Zeitraum ausklingen ?
Vielen Dank.
Hallo Patrick! In dem Patienten-Beispiel war es sinnvoll, erstmal mit MikroSan und Omni-Biotic 10 zu beginnen und anschließend Omni-Biotic 6 über mehrere Monate einzunehmen. Zink wurde von Beginn an eingenommen. Wenn das Problem längere Zeit besteht, braucht auch die Therapie ihre Zeit. Es gilt die Faustregel: 1 Jahr Beschwerden, 1 Monat Therapie. Alles Gute! Dagmar
Hallo Dagmar,
Danke für deinen Bericht. Haben die Produkte bei Jan am Ende geholfen?
Liebe Grüße!
Ja, zum Glück! Er hat aber auch fleißig mitgemacht und sich, nach einer ersten Gegenwehr, akribisch an die Therapieempfehlungen gehalten. Sogar die Ernährungsumstellung hat er durchgezogen.