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Es ist ein entscheidender Unterschied für junge Eltern, ob man ihnen das Glück über ihr Neugeborenes oder eine permanente Überlastung ansieht: „Schreibabys“ bringen die Eltern an den Rand der Verzweiflung, aber warum schreien einige Säuglinge besonders viel – und andere nicht? Insbesondere in den frühen Abendstunden weinen manche dieser kleinen Wesen bis zur Erschöpfung. Auch die Eltern werden an ihre Grenzen gebracht, schließlich scheint es dem Baby nicht gut zu gehen, keine Beruhigung hilft. Das ist wirklich zum Verzweifeln!
Man würde am liebsten mitschreien!
So erging es auch meiner Patientin Suse E. (32)*, die mich in meiner Praxis anrief. Wegen der Corona-Krise traute sie sich nicht, in die Praxis zu kommen. Ihr kleiner Sohn Bo* (6 Wochen) schreit fast jeden Abend, läuft dabei puterrot an, hat kleine Schweißperlen auf der Stirn und japst irgendwann nach Luft. Sein Bauch wölbt sich hervor und ist hart wie eine Trommel. Das Schreien strengt ihn furchtbar an – und seine Eltern auch. Suse weiß nicht, wie sie ihm helfen kann und ist mit den Nerven zu Fuß.
Mit ihrem Mann Steffen* war sie noch vor der Geburt von Köln nach Hamburg gezogen, was sicher auch eine Herausforderung war. Steffen war bei mir wegen seiner Neurodermitis in Behandlung.
Suse hatte natürlich von den „Dreimonatskoliken“ vieler Säuglinge gehört und wollte nun von mir wissen, ob diese der Auslöser für Bos herzzerreißendes Schreien sein könnten – und was sie dagegen tun könne.
Schreien – wie oft ist normal?
Von einem „Schreibaby“ spricht man, wenn ein Säugling an mindestens drei Tagen der Woche über mehr als drei Wochen mehr als drei Stunden aus unerklärlichen Gründen schreit und sich kaum beruhigen lässt. Oft tritt das Schreien ganz plötzlich auf, auch wenn sich das Baby kurz zuvor anscheinend noch wohl gefühlt hat. Meistens ballt das Baby dabei die Fäuste und zieht die Beine an. Was ab einem Alter von etwa zwei Wochen beginnt, endet glücklicherweise meistens im dritten Lebensmonat.
Lange Zeit dachte man, dass die Luft im Bauch die Ursache für das Schreien sei, weil die Säuglinge Bauchschmerzen und Blähungen zu haben schienen – man sprach deshalb auch von „Dreimonatskoliken“. Heute geht die Wissenschaft davon aus, dass die Luft im Bauch nur eine Folge des Luftschluckens während des Schreiens sei. Experten sprechen von frühkindlichen „Regulationsstörungen“, einer Unreife in der Selbstberuhigungsfähigkeit und der Schlaf-Wach-Regulation.
Wenn wir hier sinnvoll behandeln wollen, müssen wir nach der eigentlichen Ursache forschen.
Diese Regulationsstörung kommt aber nicht angeflogen. Die Ursache liegt nach meiner Auffassung im Darm des Säuglings. Sicher wird durch das Schreien und Luftschlucken der kleine Bauch weiter aufgebläht und verschärft die Symptomatik, aber wenn wir hier sinnvoll behandeln wollen, sollten wir nach der eigentlichen Ursache forschen.
Mögliche Auslöser
Ein Auslöser könnte Stress der Mutter während der Schwangerschaft sein, insbesondere während der letzten 3 Monate. Schüttet die Mutter während der Schwangerschaft vermehrt Stresshormone aus, ist auch ihr Kind später leichter irritierbar. Dies spricht für ein kindliches „Colon irritabile“, das Reizdarmsyndrom des Neugeborenen!
Suse pflichtete mir bei, dass der Umzug in den letzten Schwangerschaftsmonaten schon stressig für Sie gewesen sei. Sie habe selbst mit Verdauungsproblemen zu kämpfen gehabt und diese auf die Schwangerschaft geschoben. Klar, ein dicker Bauch im 7.Monat führt häufig zu Verdauungsbeschwerden, und Stress und Anspannung können die Situation dann zusätzlich verschärfen. Auch das Reizdarmsyndrom, das ich hier ausführlich beschrieben habe, kennt Suse aus eigener Erfahrung.
Hier noch mal ein kleiner Exkurs: Beim Reizdarm reagiert das enterale Nervensystem im Darm auf Verdauungsvorgänge, die normalerweise keine Reize auslösen und dem Menschen nicht bewusst sind. Unser Darm ist ständig in Aktion, glücklicherweise spüren wir davon nichts. Ein Reizdarmpatient allerdings reagiert sensibel auf diese Vorgänge. Man geht als Ursache von einer Darmdysbiose (Fehlbesiedelung) aus und einer ständigen Reizung von Nervenenden durch die Stoffwechselprodukte (Metabolite) dieser potenziell pathogenen Bakterien. Häufig reagieren Reizdarmpatienten auch auf Umwelteinflüsse sensibler und spüren schnell, wenn „etwas in der Luft liegt“.
Die neue Umgebung muss jedes Baby erstmal „verdauen“
Ein Ungeborenes hat immer auch eine „Antenne nach außen“, hört die Stimmen von Mutter und Vater und spürt Anspannungen, Stress und Ängste genauso wie Freude und Liebe. Ein Neugeborenes muss sich nach der Geburt dann umstellen von „drinnen“ nach „draußen“, die neue Umgebung mit allen Reizen erstmal „verdauen“. Wir sollten ihm Zeit geben, seine Anspannung „herauszuschreien“, so anstrengend es auch für alle Beteiligten sein mag.
Suse wirkte am Telefon zunehmend erleichtert, ihr kleiner Bo schien also gesund zu sein. Dennoch sollte eine Darmdysbiose natürlich auch bei einem Säugling behandelt werden!
Befragt nach Vaginalbeschwerden in den letzten Schwangerschaftswochen, berichtete Suse von einem häufigen Juckreiz und vermehrten Ausfluss, was auf eine Vaginaldysbiose schließen lässt. Bei einer Fehlbesiedelung der Vagina übernimmt das Baby bei der „Schluckimpfung“ durch den Geburtsvorgang diese Keime, und die natürliche Besiedelung des kindlichen Darms mit den Keimen der Mutter geht dann erstmal gründlich schief.
Ein stabiles Nervensystem lässt sich anfüttern!
Dringend empfahl ich ihr daher, Bo ab sofort OMNi-BiOTiC® PANDA zu verabreichen. Dieses Multispezies-Probiotikum enthält exakt jene drei wissenschaftlich erforschtenBakterienstämme, die den frühkindlichen Darm aufbauen und für eine ausgeglichene Immunbalance sowie eine verbesserte Stressregulation sorgen. Man hat festgestellt, dass Säuglinge, die in den ersten 365 Lebenstagen OMNi-BiOTiC® PANDA erhalten haben, nicht nur ein stabiles Immunsystem, sondern auch eine bessere Stressresilienz aufwiesen. Und das ein Leben lang!
OMNi-BiOTiC® PANDA wurde in jahrelanger Forschungsarbeit entwickelt, die positiven Effekte in mehreren großen Studien klar belegt. Da Suse stillt, wird sie OMNi-BiOTiC® PANDA in 1 Esslöffel Muttermilch auflösen und Bo mit einer Pipette in den Mund träufeln. Nicht stillende Mütter (bzw. Väter) geben Flaschenkindern OMNi-BiOTiC® PANDA mit der Formula-Nahrung.
Die „do’s and dont’s“ für gestresste Mütter mit Schreibabys
Zusätzlich habe ich Suse geraten, selbst ebenfalls OMNi-BiOTiC® PANDA einzunehmen, damit Bo auch über die Muttermilch mit diesen wichtigen Bakterien versorgt würde. Das Mikrobiom der stillenden Mutter hat natürlich einen wesentlichen Einfluss auf das entstehende Mikrobiom des Neugeborenen. Übrigens hilft OMNi-BiOTiC® PANDA auch besonders umweltsensiblen, erwachsenen Menschen mit seiner Wirkung „back to the roots“ (zurück zur Erstinformation des Mikrobioms). Abgeraten habe ich ihr hingegen von blähenden Nahrungsmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch, Kohl, Hülsenfrüchten usw. Auch Hefe verursacht häufig Unwohlsein bei Mutter und Kind, genauso wie Kaffee, Gewürze und Obstsäfte.
Hier spricht die Kinderkrankenschwester:
Als ehemalige Kinderkrankenschwester konnte ich Suse noch weitere Tipps geben zur Beruhigung des kleinen Bo:
1. Das „Pucken“
Dies ist eine überlieferte Wickelmethode, die Neugeborenen ein Gefühl des Umhülltseins vermittelt wie zuletzt in Mamas Bauch – es fühlt sich geschützt. Pucken reduziert erwiesenermaßen die Schreineigung in den ersten Lebenswochen. 99 % der Schreibabys sind motorisch extrem unruhig. Schnellen die Ärmchen hoch – Moro-Reflex genannt –, weckt sich das Kind selbst auf. Beim Pucken wird das Baby besonders fest in ein Tuch, einen speziellen Pucksack oder eine Decke eingewickelt. Manche mögen es als „Freiheitsberaubung“ ansehen, aber Schreibabys profitieren von dieser Methode eindeutig.
Durch das „Pucken“ fühlt sich der Säugling geborgen
2. Der „Fliegergriff“
Hier liegt das Kleine bäuchlings auf dem Arm, seine Arme und Beine hängen dabei seitlich herunter. Der leichte Druck auf den Bauch tut gut und hilft dem Baby beim Luftablassen. Auch das „Über-die-Schulter-legen“ mit frei beweglichen Beinen entspannt den kleinen Bauch. Hier beschrieben von der Hebamme Sissi
3. Die Bauchmassage
Wie hier ausführlich beschrieben von Hebammen im Netz: https://www.babyartikel.de/magazin/baby-1-x-1-babymassage
4. Regelmäßige Schlafenszeiten
Die konsequente Einhaltung einer Tagesstruktur mit regelmäßigen Schlafenszeiten schützt das Baby vor Überreizung. Der Tag sollte nach dem Motto „Weniger ist mehr“ geplant werden. In den ersten 3 Lebensmonaten sind eineinhalb Stunden Wachzeit das Maximum für ein Neugeborenes. In der Wachzeit wird das Baby gefüttert und gewickelt und bekommt jede Menge Zuwendung. Das gibt dem Kind Sicherheit.
5. Keine Reizüberflutung
Ich habe Suse geraten, Bo vor lauten Geräuschen, hellem Licht und unruhigen Aktivitäten abzuschirmen. Ein laufendes TV-Gerät oder Radio ist ungünstig, wenn das Baby mit im Raum ist. Es gibt Babys, die seelenruhig in Ihrem Wagen schlummern, während die Eltern sich im lauten Lokal aufhalten. Für Bo wäre das viel zu anstrengend. Auch Spielzeug wie Mobile können Schreibabys zu viel reizen und sollten zumindest vom Schlafplatz entfernt werden.
6. Beruhigen durch Umhertragen
Manche Kinderärzte empfehlen, Schreibabys liegen zu lassen, da sie sich dann besser von selbst beruhigen. Meine Erfahrung hat mich aber gelehrt, dass Säuglinge davon profitieren, wenn sie in einem Tragetuch auf der Brust der Mutter herumgetragen werden. Natürlich in einer ruhigen Umgebung (und definitiv nicht beim Joggen)!
Suse hat sich meine Tipps dankbar notiert und will sich nun nach zwei Wochen wieder melden. Ihr und allen „Schreibaby“-Eltern wünsche ich viel Geduld und Liebe für das kleine Wesen, das sich erst an die Welt gewöhnen muss. Spätestens im 4. Lebensmonat ist es geschafft!
Nun wünsche ich Ihnen einen zuversichtlichen Start in den Tag! Sollten Sie wütend sein oder sich unwohl fühlen – schreien Sie!
Herzlichst,
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
**„Probiotikum gegen Verdauungsbeschwerden in der Schwangerschaft und Säuglingskoliken“ (Hofmann 2015), GYN-AKTIV 5/2015
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.