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Verstopfung? Kennt doch jede/r! Doch während sie den einen nur selten heimsucht, beeinträchtigt sie beim anderen mitunter erheblich die Lebensqualität. Insbesondere Frauen (erst recht schwangere), Säuglinge und Kleinkinder, aber vor allem auch ältere Menschen leiden häufiger unter Obstipation.
So ergeht es auch Valerie Vermont* (75), einer sehr guten Künstler-Freundin meiner Patientin Gertrud Schmitzke* (74). Valerie berichtete, sie hätte den gleichen „lahmen Darm“ wie ihre Tochter und ihre kleine Enkelin. „Wir sind eine lahme Frauentruppe“, lachte sie verschmitzt.
Valerie ist als Cellistin mit der Sängerin Gertrud viele Jahre lang gemeinsam aufgetreten. Sie waren zusammen auf vielen Tourneen und haben die Bühnen der Welt erobert. Das waren aufregende Zeiten, aber schon als Kind hatte Valerie unter Verstopfung gelitten, so wie jetzt auch ihre Enkelin Emma*.
Auf Tournee von Hotel zu Hotel zu wechseln und teils exotische Gerichte zu essen machte es natürlich nicht besser. Hinzu kamen immer wieder Diäten – als Musikerin auf der Bühne wollte Valerie schlank sein „um jeden Preis“.
Jetzt, nachdem sie die Bühne längst verlassen hat, streikt ihr Darm immer öfter, der Bauch schwillt dann richtig an. „Es ist zum Verrücktwerden“, entrüstete sich Valerie. „Ich bin doch noch keine Oma, aber jeden Tag joggen kann ich auch nicht. Und von Bewegung will mein Darm nichts wissen, der ist stur“. Ja, das Problem komme häufig vor, erklärte ich Valerie, mit ein paar Tricks ließe sich der „sture“ Darm aber durchaus bewegen.
Dazu muss man wissen: Eine kurzfristige, situative Verstopfung ist relativ normal. Manche Menschen wissen schon vor einer Reise, dass die Darmentleerung wohl erst nach zwei, drei Tagen wieder funktionieren wird – wegen des ungewohnten Tagesablaufs oder exotischer Gewürze. Das gleiche kann auch nach einer Fastenkur oder Durchfällen vorkommen. Nach einer Durchfall-Phase braucht der Darm 2-3 Tage, bis der Stuhl wieder in Richtung Enddarm vorgerückt ist.
Wenn das „große Geschäft“ nichts bringt
Ganz anders bei einer chronischen Verstopfung, die sich über mehr als drei Monate hinzieht: Der Stuhlgang bleibt dann manchmal vier Tage aus, in schweren Fällen bis zu zwei Wochen, die Darmentleerung funktioniert nur unter angestrengtem Pressen, und ständig besteht das Gefühl einer unvollständigen Entleerung.
Sind Schmerzen beim Stuhlgang und das Gefühl der Blockierung des Darmausgangs schon schlimm genug, müssen andere Symptome wie z. B. Blut im Stuhl, starke Bauchschmerzen, Fieber oder Verstopfung und Durchfall im Wechsel als Alarmzeichen gesehen werden, um unverzüglich einen Arzt aufzusuchen.
Machen Sie Ihrem Darm Beine!
Am häufigsten tritt eine kologene Obstipation (auch Slow-transit-Obstipation genannt) auf. Der Zusammenhang mit einem Bewegungsmangel ist eklatant, denn sie entsteht schon, wenn der Darm sich nur wenig bewegt und sein Inhalt nur langsam vorwärts geschoben wird. Der Stuhl dickt dadurch immer weiter ein und wird hart. Die einfachste Methode, um den Darm anzuregen, ist immer noch viel Bewegung! Ganz davon abgesehen, dass dies auch Ihren Herzkranzgefäßen und dem gesamten Organismus gut tut …
Neben dem Bewegungsmangel ist einer der häufigsten Gründe für eine Obstipation eine Mangelernährung. Dazu muss man sich nur vor Augen halten, dass unser Darm ein großer Muskelschlauch ist, der ein gewisses Stuhlvolumen benötigt, um zum Weitertransport des Darminhalts angeregt zu werden. Ein Mangel an aufquellenden Ballaststoffen und der dazu benötigten Flüssigkeit in unserer Ernährung verringert das erforderliche Stuhlvolumen.
Wenn’s wieder flutschen soll
Trinken wir zu wenig, entzieht der Darm dem Stuhl Wasser – er wird hart und sperrt sich bei der Darmpassage – Verstopfung ist die Folge. Trinken ist also wichtig – 30 ml Flüssigkeit je Kilogramm Körpergewicht sollten es schon sein. Und auch Fett schmiert den Darm! Damit sind nun – leider – keine fetten Pommes frites gemeint, sondern pflanzliche Öle wie Olivenöl, Leinöl, Traubenkernöl oder das tierische Fischöl. 3-5 Esslöffel Olivenöl am Tag bringen den Darminhalt zum „Flutschen“. Rizinusöl ist hingegen nicht empfehlenswert wegen seiner bisweilen drastischen Wirkung.
„Ich esse eigentlich möglichst wenig, will ja nicht auch noch an Gewicht zulegen. Und das ewige Trinken stört mich, wenn ich unterwegs bin und es keine ordentlichen Toiletten gibt“. Valerie setzte eine Unschuldsmiene auf.
Na, da haben wir ja schon mehrere gewichtige Gründe für den „sturen Darm“.
„Aber was ist dann mit meiner Enkelin Emma? Sie rennt den ganzen Tag umher, ist ein wahres Energiebündel, und trotzdem klappt es nicht mit dem Töpfchen.“ Valerie klang aufrichtig besorgt.
Kinderkram – die Verdauung der Kleinen verstopft
Für Eltern ist die Beobachtung der Verdauung eine wichtige Informationsquelle über das Wohlbefinden ihres Kindes – von Anfang an. Während ihnen jedoch Durchfall sofort auffällt, wird eine Verstopfung logischerweise meist erst später bemerkt. Dennoch muss man sich darum genauso kümmern, denn Verstopfung ist eine funktionelle Störung des Darms.
Das Problem: Wenn die Kleinen schon selbständig auf die Toilette gehen, verschweigen sie häufig aus Scham, welche Probleme sie mit dem „großen Geschäft“ haben – selbst wenn der Toilettengang als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden wird. Ein Zurückhalten des Stuhls aber kann physische und / oder psychologische Ursachen haben. Gerade sensible Kinder reagieren z. B. oft mit Stuhlverhaltung, wenn sie sich zu stark beobachtet fühlen. Ein gar nicht so seltenes Phänomen ist die Tatsache, dass Kinder im Kindergarten, wo Toilettentüren nicht abgeschlossen werden können, den Drang eher unterdrücken.
Meistens allerdings sind die Gründe für eine Obstipation die gleichen wie bei uns Erwachsenen: Bewegungsmangel, Stress und Ernährungsfehler – etwa zu viel Zucker, zu wenig Ballaststoffe (z. B. Gemüse) oder zu wenig Flüssigkeit. Zum Thema Zucker empfehle ich Ihnen das folgende Video:
Bei den ganz Kleinen kann auch die Nahrungsumstellung auf feste Kost zu einer Verstopfung führen. Manchmal können aber auch Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion oder angeborene Defekte die Ursache sein – dies müsste unbedingt vom Arzt abgeklärt werden!
Kinder lieben Bauchmassagen! Diese sollten zu einem festen Ritual werden.
Weitere mögliche Ursachen einer Obstipation
– Psychische Belastungen / Stress
– körperliche / organische Ursachen (z. B. Beckenbodenveränderungen, Hämorrhoiden, Darmveränderungen, Hautrisse im Bereich des Afters (Analfissuren), Verengungen im Darmtrakt, etc.
– Beeinträchtigungen des Stoffwechsels/Hormonhaushalts (z. B. Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes, Schwangerschaft)
– medikamentöse Beeinträchtigung (z. B. Kalzium- und Aluminium-haltige Präparate gegen Sodbrennen (Antazida), Antidepressiva, Diuretika, Medikamente gegen Bluthochdruck (z. B. Betablocker), Opiate (starke Schmerzmittel oder das Hustenmittel Codein) etc.
– reduzierte Darmbeweglichkeit durch neurologische Ursachen (z. B. Multiple Sklerose, Diabetes mellitus, Morbus Parkinson etc.)
– Störungen des Elektrolythaushalts (z. B. Kaliummangel, oft auch bei übermäßigem Abführmittelgebrauch)
– Lange Bettlägerigkeit und Medikamenten-Einnahme (z. B. Narkosemittel, Arzneistoffe gegen Krämpfe und Depressionen, Beruhigungsmittel, Schmerzmittel und Muskelentspannungsmittel
– Als Folge einer Chemo- oder Strahlentherapie
Was bringt einen verstopften Darm in Schwung?
Einerseits rate ich zu den bewährten Probiotika wie z. B. OMNi-BiOTiC® PANDA bei Kindern und OMNi-BiOTiC® Aktiv bei Erwachsenen.
Diese nützlichen Bakterien senken den pH-Wert im Darm, indem sie Milchsäure produzieren und so die Nahrung besser aufschließen können – das unterstützt den Weitertransport. Ein veränderter Stoffwechsel, eine nicht optimale Ernährung, sich wiederholende Diäten und Medikamente sorgen dafür, dass im Laufe unseres Lebens immer mehr wichtige Bifidobakterien und Laktobazillen den sich vermehrenden Fäulniskeimen weichen müssen. OMNi-BiOTiC® Aktiv enthält elf speziell ausgewählte, wissenschaftlich erforschte Bakterienstämme. Diese Bifidobakterien, Laktobazillen und Laktokokken besiedeln den gesamten Darm in hoher Keimzahl.
Zudem empfehle ich gern den Fruchtextrakt aus der Papaya in Caricol®, der die Aktivität der Enzyme im Darm erhöht und so zu häufigerem Stuhlgang und weicherer Beschaffenheit des Stuhls führt. Dadurch werden auch eventuelle Schmerzen effektiv gelindert. Das Papayamus in Caricol® wird nach einem alten, patentierten Rezept der Klostermedizin hergestellt und hat eine ganz andere Wirkung als die Papaya, die wir im Supermarkt finden.
„Abführen!“ (Das geht auch ohne Polizei)
Was die Darmentleerung zusätzlich erleichtert, ist neben der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr eine Darmreinigungs-Kur mit dem sauer schmeckenden Elixier MikroSan®. Hier geht es nicht um eine sofortige Darmentleerung, sondern um eine nachhaltige Veränderung des Darmmilieus. Dafür sorgt die natürliche, hoch effektive Mischung aus Mikroorganismen und ausgewählte Pflanzen- und Kräuterextrakten. Der niedrige, also saure pH-Wert unterstützt die Verdauung zusätzlich. Bei chronischer Verstopfung rate ich zu einer 3-Monats-Kur.
Eine sanfte, die Rektumschleimhaut schonende Soforthilfe verschaffen die Mikroklistiere Leviaclis von Aboca. Leviaclis wirkt darmentleerend (durch Promelaxin), ohne zu reizen, und kann daher regelmäßig angewendet werden. Diese Mikroklistiere gibt es für Erwachsene und Kinder zum Beispiel in der Apotheke am Neumarkt in Varel (die Apotheke versendet auch), Telefon: 04451/95 95 63.
Ein guter Trick ist auch, eine Hochdosis Magnesium-Citrat, zum Beispiel 3 Tütchen Magnesium direkt (je 300-400 mg), auf einmal einzunehmen – die Wirkung zeigt sich nach 4-6 Stunden. Magnesium entspannt die Muskulatur, auch die des Darms. Steht dem Körper dauerhaft zu wenig Magnesium zur Verfügung, kann dies neben anderen gesundheitlichen Folgen auch die Verdauungsfunktion stören.
Pflaumen, Feigen und anderes Obst (frisch oder getrocknet) sowie Sauerkraut (als Gemüse oder Saft) können die Darmtätigkeit ebenfalls anregen, genauso wie Leinsamen, Flohsamenschalen und Kleie. Aber bitte unbedingt ausreichend dazu trinken!
Wichtige Ausnahme: Wer unter einer Divertikulose oder Divertikulitis leidet, sollte keine Leinsamen oder Flohsamen zu sich nehmen!
Ebenfalls für seine verdauungsfördernde Wirkung bekannt ist Aloe (zumeist in Tees, Früchtewürfeln oder Dragees).
Und auch diese fast schon banal anmutenden Empfehlungen gelten für Kinder ebenso wie für Erwachsene: Sorgen Sie für einen regelmäßigen Tagesablauf, viel Bewegung sowie ballaststoffreiche Ernährung. Vollkornbrot ist natürlich besser als Weißbrot, Fertiggerichte enthalten meist keine Ballast- und wenig Nährstoffe und – zuviel – Schokolade stopft. Tja, die Wahrheit ist manchmal grausam.
Aber wenn Sie sich danach richten, werden Sie sehen: In den meisten Fällen „flutscht“ es dann wieder!
Valerie war sichtbar froh über die vielen Tipps und Anregungen und wollte ihrem sturen Darm nun „zeigen, wo die Musik spielt“. Das kann ja nur gut werden.
In diesem Sinne, bringen Sie sich und Ihren Darm in Schwung und bleiben Sie gesund!
Ihre
Dagmar Praßler
*Name geändert
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.