Manche Vorurteile halten sich hartnäckig, auch was die Darmspiegelung betrifft. Dabei übertrifft der Nutzen bei weitem die möglichen Nebenwirkungen, und selbst die bekommt man dank der probiotischen Medizin schnell in den Griff.
Warum bloß bekomme ich es so oft mit Skeptikern zu tun, die einem ärztlichen Rat nicht recht trauen? Darüber ließe sich natürlich trefflich spekulieren, aber so ganz unschuldig bin ich wahrscheinlich auch nicht. Schließlich lasse ich es mir nicht nehmen, meiner Verwunderung über manche Ratschläge (oder Unterlassungen) einiger (nicht aller) Schulmediziner gelegentlich freien Lauf zu lassen.
Nicht aber in diesem Fall: Als Markus* (53) mich in der Praxis aufsuchte, erhoffte er sich von mir Rückendeckung, … die ich ihm nicht geben konnte. Offenbar hatte ihn sein Hausarzt schon zum wiederholten Male zu überreden versucht, sich einer Darmspiegelung (Koloskopie) zu unterziehen, aber in Markus hatte er einen stoischen, um nicht zu sagen, störrischen Patienten.
„Was halten Sie denn davon?“, wollte er nun wissen, „mein Arzt scheint ja ziemlich erpicht darauf. Ich habe auch schon ein bisschen ,gegoogled‘“, fügte er hinzu, „und so angenehm scheint der Spaß ja nicht zu sein.“ Ach ja, „Dr. Google“ scheint ein großes Vertrauen bei den Menschen zu genießen. Warum nur?
„Na ja, welche Untersuchung ist schon angenehm“, erwiderte ich, „aber in der Regel bekommen Sie von der eigentlichen Untersuchung überhaupt nichts mit, jedenfalls ab dem Zeitpunkt, wo Sie mitsamt Ihrem schicken Papierhöschen ins Land der Träume geschickt werden. In Ihrem Alter und bei Ihrer Vorgeschichte“, fügte ich hinzu, „ist es wirklich angeraten, Ihrem Darm mal den Spiegel vorzuhalten … und nicht vorzuenthalten!“
Fürs Darmmikrobiom keine leichte Übung
„Ich meinte auch eher das Vor- und Nachher“, stellte Markus schnell klar. „Stimmt“, erwiderte ich, „so eine Koloskopie setzt das Darmmikrobiom schwer unter Stress, aber da lässt sich einiges machen, um den ,Status quo ante‘ wiederherzustellen. Ich finde es jedenfalls gut“, bestärkte ich ihn, „dass Sie sich entschieden haben, noch meinen Rat einzuholen und nicht nur auf den ominösen ,Dr. Google‘ zu vertrauen.“
Markus’ Hausarzt hatte offenbar gewichtige Gründe, ihm so ins Gewissen zu reden, denn mein Patient litt nach eigenem Bekunden schon länger unter teils heftigen Bauchbeschwerden, unregelmäßigem Stuhl, teils mit Blutbeimengungen (!), und Appetitlosigkeit. Er hatte das Gefühl, manche Nahrungsmittel nicht zu vertragen, hauptsächlich Weizen und Milch. Und er hatte – trotz Normalgewicht – in kurzer Zeit auch schon 5 Kilo Gewicht verloren.
Gewichtsverlust unklarer Genese muss immer sehr genau untersucht werden. Das Blut kann natürlich auch von Hämorrhoiden kommen, aber auch darüber hätte Markus nach einer Koloskopie Klarheit.
Wenn Sie das Thema Hämorrhoiden nicht aussitzen wollen, bitteschön:
Markus’ Symptome können allesamt Zeichen für einen Reizdarm sein … oder aber für etwas ganz anderes! Nicht zuletzt ergab seine Familienanamnese Dickdarmkrebs beim Großvater.
Beim Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom mit entsprechender Symptomatik über längere Zeit ist im Zuge einer Ausschlussdiagnose eine Koloskopie ratsam. Dass dies ein wichtiges Thema ist, lässt sich nicht leugnen, daher war mir sofort klar, dass ich unser Gespräch zum Anlass nehmen würde, auch Ihnen diesen Fall nahezubringen.
Mehr zum Reizdarm können Sie hier lesen:
Koloskopie – muss das denn sein?
Fakt ist, dass bösartige Tumorerkrankungen nach wie vor als häufigste Todesursache weltweit gelten, und das Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) trägt entscheidend zu dieser Statistik bei. Gerade deshalb sollten wir das Angebot einer kostenlosen Koloskopie annehmen, insbesondere bei Darmkrebs in der Familie, im höheren Alter und natürlich bei Beschwerden – wie bei Markus.
„Die Koloskopie gilt als Goldstandard für die frühzeitige Erkennung und Diagnose von Dickdarmerkrankungen bei Erwachsenen.“
Prof. Dr. med. Joachim Labenz
Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Die Darmspiegelung dient dabei nicht nur der Früherkennung von (Dick-) Darmkrebs, sondern auch der Diagnostik von z. B. Divertikeln, Polypen, Entzündungen oder Verwachsungen.
Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa können durch eine Darmspiegelung früh erkannt werden. Je nach Fragestellung lässt sich die Koloskopie auch zu einer Dünndarmspiegelung ausweiten, um z. B. einer SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth = Dünndarmfehlbesiedlung) auf die Schliche zu kommen.
Über die Tücken einer SIBO habe ich hier bereits geschrieben:
Freilich haben daneben auch andere Maßnahmen wie etwa Stuhlproben oder Atemtests ihre Berechtigung, weil Befunde wie z. B. ein „Leaky-Gut-Syndrom“ nicht durch das Inspizieren der Darmschleimhaut erkannt werden können.
Auch hierüber finden Sie ausführliche Informationen unter:
Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter
Dass Markus „andauernd“ von seinem Hausarzt ermahnt worden war, sich einer Darmspiegelung zu unterziehen, konnte ich in seinem Fall nur gutheißen. Dass mir dieses Thema auch persönlich so am Herzen liegt, hat viel mit meinem Patientenstamm zu tun, denn darin gibt es einige, die an Darmkrebs erkrankt sind. Unter anderem Georg* (dem es den Umständen entsprechend übrigens relativ gut geht), über dessen Leiden ich an dieser Stelle berichtet habe:
Aus gutem Grund bieten die gesetzlichen Krankenkassen (die ja sonst gern zugeknöpft sind) Darmspiegelungen bei Männern ab dem 50. und bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr an. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt schließlich mit dem Alter an!
Gerade Männer betrifft es häufig auch schon früher, gerade bei einer familiären Vorgeschichte wie bei Markus oder anderen Risikofaktoren wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (in solchen Fällen entfällt die Altersbeschränkung der Kassen).
Um die Auswirkung dieser Maßnahme zu verdeutlichen:
Allein zwischen 2003 und 2012 konnten in Deutschland durch Koloskopie etwa 180.000 Karzinomfälle und 40.000 Dickdarmkarzinome vermieden bzw. in einem frühen Stadium erkannt und dadurch frühzeitig erfolgreich therapiert werden.
Je früher erkannt, desto besser
Insofern hatte Markus’ Hausarzt völlig recht, bei ihm darauf zu insistieren. Zwar treten die meisten Darmkrebsfälle erst nach dem 75. Lebensjahr auf, doch eine frühe Vorsorge kann bösartige Karzinome schon im Keim ersticken: Meistens entstehen diese nämlich erst viele Jahre später – oftmals aus jenen zunächst gutartigen Wucherungen (auch Polypen genannt), die bei einer Koloskopie direkt entfernt werden, um näher untersucht zu werden.
„Hat man denn danach erst mal Ruhe?“ Ich wertete diese Frage als Anzeichen, dass Markus’ Abwehrhaltung schon zu bröckeln begann und beeilte mich zu sagen: „Wenn Ihre Darmspiegelung unauffällig war, haben Sie wahrscheinlich erst mal zehn Jahre Ruhe.“
Auch was die Koloskopie selbst betrifft, konnte ich meinen Patienten beruhigen: Der Eingriff dauert meist nicht länger als 20 Minuten und ist an sich auch nicht schmerzvoll. Viele Patient:innen bevorzugen eine Sedierung, also einen tiefen Schlaf, bei dem man nichts mitbekommt und nach der Koloskopie aufwacht, als sei nichts geschehen. Der restliche Tag ist dann allerdings „im Eimer“, denn das Sedierungsmittel (meistens Propofol) bleibt 24 Std. im Körper. Also nichts mit Autofahren oder andere Dinge tun, die einen klaren Kopf brauchen.
„Man wird Sie freundlich auffordern, sich auf die Seite zu legen“, führte ich aus, „und dass dann ein Schlauch mit einer Kamera in Ihr Rektum eingeführt wird, bekommen Sie gar nicht mehr mit.
Bei der Vorbereitung geht’s ans Eingemachte
Markus rang mit sich, ob er das Geschilderte nun gut oder furchtbar finden sollte.
„Wie lange vorher darf ich denn nichts mehr essen?“ tastete sich Markus an das Thema heran. Ich freute mich, dass mein Patient bereits ganz praktische Fragen in Angriff nahm. Tatsächlich ist die Vorbereitung mit das Wichtigste bei einer Darmspiegelung, denn nur ein leerer und gereinigter Darm kann adäquat untersucht werden.
Klar, dass man deshalb schon einige Tage vor der Koloskopie darauf achten muss, was man zu sich nimmt. So sollten z. B. körnerhaltige Produkte schon fünf Tage zuvor gemieden werden. Ebenfalls tabu sind Flocken, Kleie, Leinsamen, Nüsse und Kerne, Obst mit Schale und Kernen sowie Tomaten und faserreiches Gemüse. Das Essen vor einer Koloskopie ist zugegeben eher ungesund, aber auf wenige Tage beschränkt.
Die letzte Mahlzeit ist kein „Henkersmahl“
Das Mittagessen am Tag vor der Koloskopie wäre dann die letzte „echte“ Mahlzeit, bestehend aus einer klaren Brühe ohne Einlage. Auf Markus’ halblaute Bemerkung, das wäre wohl so etwas wie eine Henkersmahlzeit, ging ich nicht ein.
Ab dann ist für den Rest des Tages nur noch Flüssiges erlaubt, und auch hier längst nicht alles: Dunkle Getränke wie Kaffee, Tee, Kakao oder dunkle Fruchtsäfte gilt es zu meiden – Milch sowieso. Am Morgen der Koloskopie bis zwei Stunden vor der Untersuchung können helle Flüssigkeiten getrunken werden, am besten stilles Wasser.
Markus folgte meiner Aufzählung aufmerksam, aber eine Frage hatte er noch: Wie funktioniert die Darmreinigung, und was würde das mit seinem – sowieso so empfindlichen – Darm machen?
Die Frage war mehr als berechtigt, daher ging ich auch differenziert darauf ein: Auf die letzte Mahlzeit folgt die Darmreinigung im Sinne des Abführens. Das ist (nicht nur aus meiner Sicht) auch schon das Problematischste, stellt sie doch stets einen massiven Eingriff in ein funktionierendes Darmmikrobiom dar.
„Studien konnten bereits nachweisen, dass eine Darmreinigung mittels Lavage-Lösung nicht nur die Anzahl der Mikrobiota drastisch auf weniger als ein Dreißigstel reduziert, sondern sich auch die Zusammensetzung verändert, was mit einer reduzierten Zahl an Kommensalen einhergehen kann.“
Prof. Dr. med. Joachim Labenz
Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
Tatsächlich gibt es – auch wenn eine Darmspiegelung prinzipiell eine relativ risikoarme Angelegenheit ist – nicht wenige Berichte über Nachwirkungen nach einer Koloskopie. Typisch sind z. B. Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen oder Verstopfung. Zum einen ausgelöst durch das nun veränderte Mikrobiom, aber auch durch die Luft, die während der Untersuchung in den Darm geblasen wird.
Man kann so einer rabiaten Darmreinigung natürlich auch etwas Positives abgewinnen:
Dass nämlich auch unerwünschte Darmbewohner wie z. B. Fäulniskeime ausgeschwemmt werden, bietet dem Darmmikrobiom die Möglichkeit, sich von „alten Lasten“ zu befreien und noch einmal neu anzufangen – vorausgesetzt, man geht die Neubesiedlung konsequent an!
Sie interessieren sich für eine gesunde Darmreinigung?
Da hätte ich etwas für Sie:
Was das Darmmikrobiom wieder aufatmen lässt
Glücklicherweise hat die Mikrobiomforschung gerade in jüngster Zeit große Fortschritte gemacht. So wurde ein medizinisch relevantes Multispezies-Probiotikum entwickelt, das gezielt den Wiederaufbau des Darmmikrobioms nach erfolgter Darmentleerung und Koloskopie unterstützt:
OMNi-BiOTiC® COLONIZE ist explizit für solche Situationen wie nach einer Darmspiegelung ausgelegt, indem es die Darmbarriere verbessert, ein optimales Milieu zur Ansiedelung der „guten“ Bakterium schafft und somit gleichzeitig verhindert, dass Pathogene sich (wieder) ansiedeln können. Selbst Nebenwirkungen (s. o.) lassen sich so effektiv vermindern. Hier überlasse ich abschließend noch einmal Professor Labenz das Wort:
„Die Verabreichung dieser speziell ausgewählten Bakterienstämme zeigte im Rahmen einer klinischen, placebokontrollierten Studie sowohl eine Minderung akuter gastrointestinaler Beschwerden nach einer Koloskopie als auch einen nachhaltigen Effekt auf den Wiederaufbau und die Diversität des Darmmikrobioms.“
Teamarbeit ist gefragt
Markus bekannte, dass er sich „im ganzen Leben noch nicht mit Bakterien beschäftigt“ hätte (das erste ,e‘ in Bakterien dehnte er dabei endlos), und er bat mich, doch etwas weiter auszuholen, warum manche Bakterien gut und andere schlecht seien. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen:
Also, je mehr „gute“ Bakterien wir haben und je vielfältiger unsere Darmflora ist, desto besser. Das Gegenteil wäre eine Dysbiose, also eine Fehlbesiedlung. Das Besondere bei dem oben beschriebenen Probiotikum ist, dass es sich um eine Multispezies-Formulierung handelt, man damit also verschiedene Bakterienstämme zu sich nimmt, die interagieren und zusammenarbeiten können.
Als Team aber – das ist wie im richtigen Leben – haben sie eine bessere Überlebenswahrscheinlichkeit und können besser gegen die „schlechten“ Bakterien vorgehen bzw. deren Ansiedelung aktiv verhindern. Zudem unterstützen die darin enthaltenen Bakterienstämme das Immunsystem und können Entzündungsreaktionen reduzieren.
Markus gab sich einigermaßen beeindruckt und räumte ein, dass er nun vielleicht doch bereit sei, sich einer Darmspiegelung zu unterziehen. Er wollte übers Wochenende noch einmal gründlich darüber nachdenken und sich dann bei seinem Arzt und auch bei mir melden.
Ich beglückwünschte ihn dazu (nahm also das positive Ergebnis seiner Überlegungen schon vorweg) und riet ihm dringlich zur Einnahme des Probiotikums nach erfolgter Koloskopie. „Zweimal täglich, morgens nüchtern, einen Beutel in 1/8l Wasser einrühren und mindestens eine Minute Aktivierungszeit, in seinem Fall sogar besser 30 Minuten, abwarten“, schärfte ich ihm ein, „und wenigstens vier Wochen danach einnehmen, damit Ihre bakterielle ,Unterwelt‘ sich wieder optimal entwickeln kann.“
Schutz für den Darm
Die Wartezeit von 30 Minuten sollte er einhalten, weil dann die Bakterien die Matrix vollständig aufgesogen hätten und diese folglich seinen sehr empfindlichen Darm nicht mehr reizen könne. Das Besondere an medizinisch relevanten Bakterien ist gerade diese Matrix aus „Bakterienfutter“, welche die Bakterien besonders gut für ihre Wanderschaft durch Magen und Darm rüstet.
Markus versprach, sich nach der Koloskopie wieder zu melden, damit wir seinen Reizdarm erfolgreich behandeln könnten. So lob’ ich mir das!
Wenn ich auch Ihnen damit die Angst vor dieser so wichtigen Vorsorgeuntersuchung nehmen konnte, sollte es mich freuen.
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Darmspiegelung
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.