Es gibt wohl kaum eine Frau, die nicht schon mal mit ihrer Regelblutung gehadert hätte – erst recht, wenn diese vom „prämenstruellen Syndrom“ angekündigt wird. Aber warum haben manche Frauen darunter so zu leiden und andere nicht?
Auch wenn sie als sichtbares Zeichen von Fruchtbarkeit (oder als ersehnte „Entwarnung“, wenn eine ungewollte Schwangerschaft befürchtet wird) grundsätzlich zu begrüßen ist, hat die Menstruation leider auch manche damit assoziierte Erkrankungen im Gepäck, die das Leben vieler Frauen zusätzlich erschweren. Ich denke da u. a. an die Endometriose, über die ich hier auch schon mal geschrieben habe:
Eine andere häufig auftretende Symptomatik in Bezug auf den weiblichen Zyklus ist das prämenstruelle Syndrom. Wenn man bedenkt, dass 15-20% aller Frauen und Mädchen davon betroffen sind, wird auch klar, warum das Kürzel „PMS“ so geläufig ist.
Dass für manche Frauen dieser Leidensweg schon sehr früh beginnt, daran wurde ich durch meine Patientin Lina* (15) wieder erinnert, die von ihrer Mutter Marleen* (41) begleitet wurde, als sie meine Praxis aufsuchte. Lina war erst noch ein wenig schüchtern, daher hatte ihre Mutter die Problematik knapp umrissen:
Wenn die Stimmung kippt …
Als ihre Tochter vor knapp eineinhalb Jahren das erste Mal ihre Periode bekommen hatte, sei dies zwar unregelmäßig, aber auch unproblematisch gewesen. Das habe sich allerdings vor einigen Monaten geändert, denn seitdem gehe es Lina in relativ regelmäßigen Abständen ausgesprochen schlecht, vor allem ihre Stimmungslage würde immer „schnell kippen“.
„Anfangs ging ich noch davon aus, dass es eben typische Stimmungsschwankungen sind, wie sie in der Pubertät nun mal auftreten“, berichtete Marleen, „aber so regelmäßig? Außerdem sind da immer auch noch ein paar andere Symptome, und das hat mich dann doch stutzig gemacht.“
Ob Lina denn schon eine Frauenärztin aufgesucht hätte, fragte ich, denn das sei doch das Nächstliegende. „Ehrlich gesagt hat Lina davor noch große Scheu, deshalb kamen wir auf Sie.“
Zwar hatte ich bei ihrem Bericht gleich an PMS gedacht, wollte aber zunächst Lina selbst hören. Die nahm sich – ohne großes Zureden durch ihre Mutter – ein Herz und legte los: „An den Tagen vor meiner Periode geht es mir wirklich schlecht. Ich fühl’ mich dann total antriebslos und niedergeschlagen. Auch meine Haut sieht irgendwie schlimm aus, und mit der Verdauung hab’ ich meistens auch so meine Probleme.“
Ich musste gar nicht nachfragen, welche Art Probleme dies seien, denn Marleen ergänzte sogleich: „Sie hat dann eigentlich immer eine heftige Verstopfung.“
PMS Symptome
Lina seufzte und verdrehte die Augen – es war ihr anzumerken, dass sie diese Einmischung durch ihre Mutter gar nicht schätzte.
Dabei war sie mit diesem Phänomen alles andere als allein, denn viele Frauen berichten, ab dem Ende der Monatsblutung bis kurz vor der nächsten Blutung unter einer trägen Verdauung bis hin zu Verstopfung zu leiden. Andere Frauen haben zwar erst ab Eisprung bis zur Monatsblutung, aber ebenfalls mit einer Verstopfung zu kämpfen.
Typisch ist auch, dass unter dem Einfluss der Hormone der erste Kaffee am Morgen nicht mehr wie gewohnt den Stuhlgang „triggert“, weil sich eine hartnäckige Verstopfung gebildet hat. All dies ist den hormonellen Umstellungen im Verlauf des Zyklus zuzuschreiben.
Für diese Darmträgheit lässt sich ein Schuldiger benennen: Es ist das Progesteron, das in der zweiten Zyklushälfte für den Schleimhautaufbau sorgt. Doch während dieses Hormon die glatte Muskulatur der Gebärmutter erschlaffen lässt, passiert das gleiche leider auch im Darm. Mit den Stuhlgangproblemen geht auch das sattsam bekannte monatlich wiederkehrende Völlegefühl einher.
„Soll es jetzt etwa für immer so weiter gehen?“
Lina fasste zusammen: „An solchen Tagen möchte ich am liebsten gar nicht erst aufstehen und in die Schule gehen, weil ich mich da eh nicht konzentrieren kann, aber ich kann ja nicht jeden Monat so viele Tage in der Schule fehlen …“
Ich konnte gut nachfühlen, wie groß die Not für so ein junges Mädchen war, das sich natürlich auch die bange Frage stellte, ob es womöglich „für immer“ so weiter gehen würde.
Der Verdacht lag nahe, dass Lina mit einer ausgeprägten Form des prämenstruellen Syndroms zu tun haben könnte, denn die Kombination aus verschiedenen Symptomen in zeitlicher Nähe zum Auftreten der Periode ist typisch. Weitere mögliche Symptome in diesem Zusammenhang sind:
- Kopfschmerzen
- Glieder-/Rückenschmerzen
- Heißhunger oder Appetitlosigkeit
- Ödeme, aufgedunsenes Gesicht
- Geschwollene Hände, Füße, Beine
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Spannung in der Brust
- Depressive Grundstimmung
Wenn starke psychische Symptome im Vordergrund stehen, spricht man auch von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS), doch Lina machte eigentlich einen gefestigten Eindruck auf mich. (Mit „dysphorisch“ wird eine depressive Grundstimmung beschrieben. Einige Frauen werden in solchen Phasen zudem reizbar, unkonzentriert, erschöpft, teilweise auch aggressiv.)
Natürlich fragte sich Lina, warum gerade sie mit solchen Einschränkungen zu kämpfen hatte und andere Mädchen aus ihrer Klasse nicht.
Endgültig ist die Entstehung noch nicht geklärt, aber man vermutet hormonelle Schwankungen als Ursache. Der weibliche Zyklus und die beteiligten Hormone sind doch recht komplex, daher klärte ich Lina und Marleen erst einmal auf, wie das alles überhaupt funktioniert.
Was die Hormone alles so drauf haben
Prinzipiell unterscheidet man drei Phasen: Für jede Phase sind unterschiedliche Hormone in unterschiedlichen Konzentrationen beteiligt. Ein neuer Zyklus beginnt an dem Tag, an dem die Blutung einsetzt. Die Dauer der Blutung selbst ist variabel, meist dauert sie vier bis sieben Tage. Nach durchschnittlich 28 Tagen endet der Zyklus wieder, und zwar am Tag vor der neuen Blutung. Dabei sind die einzelnen Phasen nicht bei jeder Frau gleich lang und müssen auch nicht bei jedem Zyklus identisch sein. Gewisse Schwankungen sind durchaus normal.
In der ersten Zyklushälfte reifen mit Hilfe des Hormons FSH in den Eierstöcken Eizellen, umgeben von Follikeln (Hüllen), heran, die Östrogene produzieren. Am Ende bleibt eine Eizelle übrig, die um den 14. Tag herum aus der Hülle freigesetzt wird und dann den Eileiter in Richtung Gebärmutter durchwandert.
Dieser Vorgang wird auch als Eisprung oder Ovulation bezeichnet (zweite Phase). Dabei fördern die Östrogene die Freisetzung der Hormone LH und FSH, die letztlich die Ovulation auslösen.
Zu Beginn der ersten Zyklushälfte wird parallel die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen, was die Regelblutung zur Folge hat. Die nach dem Eisprung übrige Eihülle verwandelt sich in der zweiten Zyklushälfte in den Gelbkörper, der das Hormon Progesteron produziert.
Die Gebärmutterschleimhaut wird vom Progesteron stimuliert und beginnt wieder zu wachsen, um optimale Bedingungen für das Einnisten einer befruchteten Eizelle zu schaffen. Fand keine Befruchtung statt, sinkt der Progesteronspiegel, und die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen. Dann beginnt der Kreislauf aufs Neue.
Nicht nur Lina war überrascht, an wie vielen hormonellen Stellschrauben dabei gedreht wird. Auch Marleen musste zugeben, dass sie sich das „so genau“ noch nie klargemacht hatte.
Wie kann sich ein PMS entwickeln?
Im Mittelpunkt der Hypothesen steht das schon erwähnte Hormon Progesteron. Vermutet wird, dass Abbauprodukte des Progesterons bei manchen Frauen stärker mit dem Nervensystem interagieren und die Botenstoffe Serotonin und GABA so beeinflussen, dass deren Wirkung verändert wird.
Sowohl Serotonin als auch GABA sind inhibierende (hemmende) Neurotransmitter und haben eine entspannende, beruhigende und krampflösende Wirkung. Lässt die Wirkung dieser beiden Botenstoffe zu wünschen übrig, kann dies zu den typischen PMS-assoziierten Symptomen führen. Das würde auch zeitlich passen, weil Progesteron vermehrt in der zweiten Hälfte des Zyklus, also vor der neu einsetzenden Periode, gebildet wird.
Auch ein Ungleichgewicht der Östrogen-/Progesteronhaushalte wird als möglicher Ausschlaggeber diskutiert. Fest steht allerdings, dass die Entstehung nicht nur auf einen einzelnen Faktor zurückzuführen ist, sondern auch Umwelteinflüsse oder genetische Faktoren eine Rolle spielen. Deshalb hat auch das therapeutische Spektrum verschiedene Ansatzpunkte.
Einer so jungen Frau wie Lina wollte ich aber nicht gleich zu Medikamenten raten, vielmehr empfahl ich ihr, zunächst ihren Lebensstil zu überprüfen und ganz besonders auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Gerade in so einem Zusammenhang kann dies nämlich sowohl Linas Stimmung positiv beeinflussen als auch ihre Verdauungsprobleme lindern.
Besser essen für gute Laune!
Mit den folgenden Ratschlägen wandte ich mich dann doch wieder mehr Marleen zu: Weniger Zucker und Salz zu verwenden sowie den Fokus auf Vitamine zu setzen wäre ein guter Einstieg, und selbst wenn dies für Lina noch keine Rolle spielte, sollte sie beizeiten daran denken, bei Koffein und Alkohol vorsichtig zu sein. Welche Macht die Art der Ernährung über die Stimmungslage hat, lässt sich übrigens hier nachlesen:
Und über die Rolle der Vitamine habe ich mich hier bereits ausgelassen:
Dringend riet ich Lina zur Einnahme von Mönchspfeffer (Agnus castus) wegen seines regulierenden Effekts auf den weiblichen Hormonhaushalt. Er ist dafür bekannt, den Zyklus zu stabilisieren und stärkere Hormoneffekte abzuschwächen.
Ebenso wie ein zu niedriger Kalziumspiegel steht ein Vitamin-D-Mangel in Verbindung mit PMS-Symptomen. Durch Ernährung allein lässt sich ein ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel jedoch kaum erreichen. Ich würde bei Lina den Vitamin-D-Spiegel im Labor testen und ihr – je nach Befund – ein entsprechendes Präparat empfehlen. Ein weiteres, pflanzliches Ergänzungsmittel ist Ginkgo biloba, das ebenfalls PMS-Symptome lindern kann. Marleen machte eifrig Notizen.
Wie sie es denn mit Sport halte, fragte ich Lina zum Schluss und erntete nur ein verlegenes Kopfschütteln. „Schulsport ist nicht so mein Ding“, erklärte sie. Schade, denn Sport ist für das allgemeine Wohlbefinden sehr gut und würde Lina helfen, den Kopf frei zu bekommen.
Was die Unterstützung ihrer Psyche anging, riet ich Marleen, ihrer Tochter das Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® Aktiv als neue Morgen-Routine anzudienen, denn ein besseres „Nervenfutter“, als es durch diese Darmbakterien erzielt wird, ist schwer vorstellbar. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Bakterien in OMNi-BiOTiC® Aktiv eine hormonelle Dysbalance ausgleichen können. Das ist nicht verwunderlich, wissen wir doch, dass Darmbakterien durch ihre Aktivitäten einen großen Einfluss auf unseren Körper haben. Und auf unsere Stimmungen.
Was wäre unser Gehirn ohne den Darm?
„Darmbakterien!?“ Lina war ebenso perplex wie ihre Mutter. Man muss es sich so vorstellen: Darm und Gehirn stehen u. a. über das enterale Nervensystem, die Stoffwechselprodukte von Darmbakterien und Hormone in enger Verbindung. Es ist der Darm, der dem Gehirn mitteilt, welche Nährstoffe dem Körper fehlen!
Hinzu kommt, dass eine ganze Reihe unserer Hormone – ob die Glückshormone Dopamin und Serotonin oder das Schlafhormon Melatonin – im Darm selbst produziert wird, und für das gute Funktionieren kommt es auf die richtige Zusammensetzung unserer Darmflora an. Dafür sorgt eben jenes Probiotikum.
Dass Lina mit diesem Programm über Nacht ihre Beschwerden loswerden könnte, ist nicht zu erwarten, aber bei konsequenter Einhaltung dieser Therapie hat sie gute Chancen, bald wieder ein normales Leben als hoffnungsvolle junge Frau zu führen. Darüber hinaus ermunterte ich sie, ruhig mal eine Frauenärztin aufzusuchen – ein gewisses Maß an weiblicher Solidarität dürfe sie mit Sicherheit erwarten.
An meine männlichen Leser appelliere ich, PMS-Beschwerden nicht zu belächeln, wie dies häufig zu beobachten ist, sondern als gravierende Einschränkung ernst zu nehmen. Und uns Frauen – ob vor, in oder nach der Menopause – möchte ich darin bestärken, stets auf eine ausgewogene Ernährung zu achten (s. o.). Schon wegen der guten Laune …
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
PMS Prämenstruelles Syndrom
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.