Wer einmal die Windpocken hatte, kann leicht eine Gürtelrose entwickeln. Dass gerade in so einem Fall das Mikrobiom zum wichtigsten Verbündeten wird, habe ich einer Akut-Patientin schonend beigebracht …
„Der Hautausschlag, mit dem ich mich schon seit drei Wochen herumplage“, klagte meine Patientin Sabine* (33), „hat es wirklich in sich“. Bevor ich mir selbst ein Bild davon machen konnte, ergänzte sie noch, dass sie eigentlich ständig krank sei, seitdem ihr Sohn Leo* (2) die Kita besuche. „War ja klar, dass er da alle möglichen Krankheiten mit nach Hause bringen würde.“
Dies sei um so stressiger, als sie die Kita-Zeit zum Anlass nehmen wollte, wieder mehr zu arbeiten, und letztlich sei der Stress wohl auch Auslöser ihrer aktuellen Problematik gewesen: Der „Hautausschlag“ habe sich nämlich als Gürtelrose (medizinisch: Herpes zoster) herausgestellt.
„War da nicht was mit Windpocken?“
Sabine lag mit ihrer Frage völlig richtig: Tatsächlich besteht zwischen den beiden Erkrankungen ein Zusammenhang. Die Ursache für Windpocken als auch für die Gürtelrose ist nämlich die gleiche: das Varizella-Zoster-Virus.
„Ohne Windpocken-Infektion keine Gürtelrose“
Bei einer Erstinfektion mit dem Virus kommt es zum Ausbruch einer Windpocken-Erkrankung. Auch Sabine hatte als Kind diesen Erstkontakt mit dem Virus gehabt, und wie auch beim gefürchteten Lippenherpes bleiben die Viren danach leider hartnäckig in unserem Körper. Darüber habe ich übrigens hier schon einmal berichtet:
Ihren Rückzugsort finden sie in den Spinalganglien – das sind Ansammlungen von Nervenzellen, die auf Höhe jedes einzelnen Wirbels sitzen. Dort harren die Viren über Jahrzehnte geduldig aus, und in ihrem inaktiven Zustand merken wir auch nichts von ihrer Existenz. Man kann also festhalten: Ohne diesen Erstkontakt mit dem Virus – d.h. ohne Windpocken-Infektion – keine Gürtelrose.
Darauf haben die Varizellen nur gewartet
Wie Sabine schon richtig vermutet hatte, ist Stress ein wichtiger Faktor bei der Reaktivierung der „schlafenden“ Varizella Zoster-Viren. Aber auch andere Infekte, die der Gürtelrose vorausgehen, können eine Aktivierung dieser Viren begünstigen.
Die Krankheiten, die Sabines Sohn in der Kita aufgeschnappt hatte, taten da wohl ein Übriges. Hohe Dosen von UV-Strahlung oder immunsupprimierende Medikamente gehören aber auch zu den üblichen Verdächtigen, die eine Zoster-Aktivierung auslösen können.
Ausgehend von den Spinalganglien, breiten sich die Viren entlang der am Ganglion beteiligten Nerven aus, und genau hier entsteht dann auch der typische Hautausschlag, der auch Zoster genannt wird. Häufig findet man ihn im Rücken- oder Brustbereich und nicht selten nur auf einer Körperhälfte.
So entstand auch der poetisch anmutende Name für diesen fiesen Ausschlag, der sich meist wie ein Gürtel, von der Wirbelsäule ausgehend um den Körper zieht. Hinzu kam der Begriff „Wundrose“, wie man lokal begrenzte Hautenzündungen früher beschrieb, und schon war der Name Gürtelrose geboren.
Der Name der Gürtelrose: Herpes Zoster
Neben dem typischen gürtelförmigen Ausschlag können aber auch andere Körperstellen betroffen sein. So kann eine Gürtelrose beispielsweise auch im Gesicht auftauchen, was die Gefahr einer Komplikation durch Hornhautschäden am Auge birgt.
Im Übrigen ist es eine Mär, dass sich die Gürtelrose nicht schließen darf, da sonst „akute Lebensgefahr“ bestünde. Die Gefahr geht eher von der Immunschwäche aus, die ja dieser Erkrankung zugrunde liegt.
Doch zurück zu Sabines Hautausschlag, der sich glücklicherweise nur auf einen kleinen Bereich am unteren Rücken begrenzte. Schon bevor die Haut hier angegriffen wird, kann man die Virusaktivierung erahnen: Neben einem allgemeinen „Krankheitsgefühl“ wird nämlich oft ein „Kribbeln“ in dem betroffenen Areal bemerkt.
„Stimmt, das hab’ ich auch gefühlt“, fiel mir Sabine ins Wort, „aber an eine Gürtelrose hab’ ich dabei nicht im Entferntesten gedacht. Wie lange kann das denn im schlimmsten Fall dauern?“ „Hm, genau kann ich das natürlich nicht voraussagen“, schränkte ich ein, „aber die Bläschen, mit denen der Ausschlag begonnen hat, sollten nach ca. 5 Tagen aufplatzen und dann innerhalb einiger Tage austrocknen.“ Dann würden auch die Zeichen des Ausschlags langsam verschwinden.
Vor Komplikationen sei gewarnt
Meistens endet die Gürtelrose mit dem Abklingen des Hautausschlags, und damit hat sich das Thema für viele Betroffene dann erledigt. Nur in seltenen Fällen tritt die Gürtelrose erneut auf. Aber: Insbesondere ältere Patient:innen entwickeln nach dem Abklingen des Ausschlags bisweilen anhaltende Nervenschmerzen an der betroffenen Stelle.
Die Viren scheinen also bleibende Schäden an den Nerven zu hinterlassen. Zwar kann man mit Hilfe von Medikamenten gegen diese Schmerzen vorgehen, doch die Lebensqualität der Betroffenen wird dadurch natürlich deutlich geschmälert.
Neben den Nervenschmerzen, die auch als postzosterische Neuralgie bezeichnet werden, kann eine Gürtelrose aber auch mit anderen Komplikationen einhergehen: Die Nervenschäden können durchaus zu bleibenden Empfindungsstörungen oder sogar Lähmungserscheinungen führen.
Außerdem besteht die Gefahr, dass Bakterien zu weiteren Entzündungen im Bereich der Hautausschläge führen, die Bläschen des Ausschlags nicht gut abheilen und es zur Narbenbildung kommt.
Besonders gefährlich ist eine Ausbreitung der Gürtelrose auf den gesamten Körper, wobei auch Organe von den Viren angegriffen werden können. Dieser generalisierte Herpes zoster tritt aber nur bei Betroffenen mit stark geschwächtem Immunsystem auf, zum Beispiel bei Einnahme von Immunsuppressiva. Eine Gürtelrose ist jedenfalls nicht auf die leichte Schulter zu nehmen!
Die besorgte Miene meiner Patientin ließ mich schnell hinzufügen, dass sie gute Chancen auf Abheilung ohne Komplikationen hätte. „Na Gottseidank“, seufzte Sabine erleichtert. „Trotzdem, ein mulmiges Gefühl bleibt. Hätte ich denn irgendwas tun können, um die Gürtelrose zu verhindern?“
Schon, denn mittlerweile lässt sich die Entstehung einer Gürtelrose mit einer Impfung verhindern. Diese wird von der STIKO für alle Menschen über 60 und Immungeschwächte ab 50 empfohlen. Nun ist natürlich keine Impfung ganz ohne Risiko, daher gilt es immer abzuwägen, wie wahrscheinlich eine Erkrankung an Gürtelrose mit den möglichen Folgeschäden ist.
Achtung, Ansteckungsgefahr!
„Sind diese aktivierten Viren nicht sogar ansteckend? Davor hab’ ich nämlich am meisten Angst“, gestand Sabine. „Schlimm genug, dass es mich so bös’ erwischt hat, aber ich mach’ mir Sorgen um meinen Kleinen!“
Ihre Sorge war nur zu verständlich, aber ich konnte sie beruhigen, denn eine Gürtelrose birgt deutlich weniger Ansteckungsgefahr als die über Tröpfcheninfektion übertragenen Windpocken. Ansteckend ist vor allem die Flüssigkeit aus den Bläschen des Hautausschlags, hier gilt es also jeden Kontakt mit dem Hautausschlag zu vermeiden!
Entsprechend sollte daher die betroffene Stelle bedeckt gehalten werden. Auch Schmierinfektionen, zum Beispiel über gemeinsam genutzte Handtücher, gilt es zu vermeiden. Dennoch ist es theoretisch möglich, auch Kleinkinder mit dem Virus zu infizieren. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung ist allerdings bei entsprechenden Schutzmaßnahmen sehr gering, zumal Kleinkinder in so einem Fall eher einen harmlosen Verlauf der Windpocken erleben würden.
Dennoch riet ich Sabine, weil sie in der Kita, ihrer Familie oder auch in ihrem Freundeskreis sicher auch Kontakt zu Schwangeren hätte, hier zu besonderer Vorsicht. Während eine Gürtelrose, sprich: eine Virus-Reaktivierung, in der Schwangerschaft keine große Gefahr für Mutter und Kind darstellt, verhält es sich mit der Erstinfektion mit Windpocken anders:
Kommt es im ersten Drittel einer Schwangerschaft oder auch kurz vor der Geburt zu einer Windpockeninfektion der Mutter, kann dies schwere Komplikationen nach sich ziehen!
„Gut, dass Sie das sagen“, meinte Sabine, „in der Kita gibt es tatsächlich einige Schwangere. Aber was kann ich denn – außer Stressreduktion – noch für meinen Körper tun?“
Der Darm als wichtigster Verbündeter
Ich beglückwünschte meine Patientin zu der Einsicht, dass Stressvermeidung für sie nun auf der Tagesordnung stehen sollte, fügte aber hinzu, dass mindestens ebenso wichtig sei, ihren Darm mit ausgewogenen und vielfältigen Bakterien für die Immunabwehr des Körpers zu stärken. Schließlich befänden sich 80% unserer Immunzellen im Darm!
Um die wichtige Rolle der Darmbakterien zu erläutern, muss man hier den Botenstoff Interferon-1 erwähnen. Dieser wird nämlich von den Bakterien unseres Mikrobioms reguliert und dazu ermächtigt, mit antigenpräsentierenden Zellen in Kontakt zu treten.
Dieser spezialisierte Zelltyp erkennt Feinde, die in den Körper eingedrungen sind, eben auch jene Varizella-zoster-Viren. Ob unser Körper schnell und effektiv auf Gefahren reagiert, hängt daher davon ab, wie gesund unser Mikrobiom ist!
Wie dies funktioniert, habe ich hier beschrieben:
… und hier:
Nötig: die volle Power des Mikrobioms
Klar war, dass Sabine jetzt dringend ein gut funktionierendes Mikrobiom brauchte, doch um das schien es nach ihren eigenen Angaben nicht gerade gut bestellt zu sein:
„Vor einigen Wochen hatte ich wegen eines hartnäckigen Harnwegsinfekts ein Antibiotikum verschrieben bekommen. Das war für meinen Darm wahrscheinlich suboptimal, oder?“ Da vermutete sie sicher richtig, deswegen standen wir nun gemeinsam vor der Aufgabe, ihre Darmbakterien wieder auf Trab zu bringen und so ihre Abwehrkräfte zu stärken.
Als erste akute Hilfe für ihre Abwehr, die ja gerade mit den Varizella zoster-Viren beschäftigt war, empfahl ich ihr OMNi-BiOTiC® Pro-Vi 5. Dieses verhältnismäßig neue Multispezies-Probiotikum enthält einen hochaktiven Mix aus den wichtigen, virusbekämpfenden Laktobazillen und Bifidobakterien sowie dem Vitamin D3, das für seine Rolle bei der Stärkung des Immunsystems bekannt ist. Alles, damit ihr Mucus wieder so richtig seine „Muckis“ zeigen kann!
Warum gerade dieses Probiotikum zur Virenbekämpfung taugt, können Sie hier nachlesen:
Sobald ihre Gürtelrose abgeheilt ist, würden wir auf das Probiotikum OMNi-BiOTiC® SR-9 wechseln. Mit dessen Fokus auf die Darm-Hirn-Achse und das Nervensystem soll einerseits eine langfristige Schädigung der Nervenzellen durch die Gürtelrose verhindert werden, andererseits würde die optimale Versorgung ihres Darmmikrobioms auch in stressigen Zeiten sichergestellt.
Auf den Leib geschneidert
Zur schnellen Abheilung der Gürtelrose sollte Sabine gerade jetzt, da ihr Körper durch die Virusinfektion geschwächt war und ihr Immunsystem Überstunden machen musste, auf eine ausgewogene Ernährung achten.
Zur Stärkung des Immunsystems gehört grundsätzlich eine „bunte“ Ernährung mit verschiedenen Vitaminen. Besonders wichtig: Vitamin C, das in vielen Obst- und Gemüsesorten zu finden ist. Sollte das nicht ausreichen, gibt es mit META-CARE® Vitamin C Spezial ein sehr gut bioverfügbares, magenschonendes Präparat, das ich gern meinen Obst-und Gemüseverweigerern empfehle.
Auch die Nerven, die vom Virusausbruch geschädigt sein können, sollten durch eine bewusste Ernährung gestärkt werden! Hier kommen die B-Vitamine ins Spiel, die man vornehmlich in Fleisch, Eiern oder Milchprodukten findet. Aber auch Folsäure und das Cholin, Letzteres Bestandteil des Neurotransmitters Acetylcholin, spielen eine wichtige Rolle. Optimal – weil Sabine im wahrsten Sinn des Wortes „auf den Leib geschneidert“ – ist hier META-CARE® B-Complex mit Inositol und Cholin.
Sabine notierte eifrig mit, was ich wohlwollend zur Kenntnis nahm. „Wenn Sie schon beim Mitschreiben sind“, sagte ich, „hätte ich noch ein paar Geheimtipps für Sie, und zwar solche mit speziellen Superkräften bei der Virusbekämpfung.“ Zum Beispiel die Pfefferminze, deren Inhaltsstoffe sich als antiviral und entzündungshemmend erwiesen haben. Auch Rosmarin und Holunder würden Sabines Körper helfen, die Virusinfektion schnell hinter sich zu lassen.
Die „Dont’s“ bei einer Gürtelrose
Im Gegensatz zu den oben genannten „Do’s“ gibt es aber auch einige „Don’ts“: Das Schlimmste, was man bei einer Gürtelrose machen kann, ist, sich ungesund zu ernähren! Dies würde den Körper in einer solchen Stresssituation nämlich zusätzlich belasten und so ein schnelles Abheilen der Gürtelrose eher verhindern.
„Sie hatten mich schon beim Vitamin C“, bekräftigte Sabine und lachte. In der Tat hatte ich bei ihr den Eindruck, dass meine Ratschläge nicht in den Wind gesprochen waren. Sie versprach, mir von der weiteren Entwicklung ihres Hautausschlags zu berichten und drängte gleichzeitig zum Aufbruch, weil sie ihren Sohn von der Kita abholen musste. „Mal sehen, welche Viren mir Leo als nächstes mitbringt“, meinte sie zum Abschied lakonisch.
Wenn sie meine Ratschläge befolgt, sollten sie und ihr Darm-Mikrobiom in Zukunft besser aufgestellt sein, um selbst vor „Kita-Viren“ nicht gleich zu kapitulieren.
Das gilt natürlich auch für jedes Virus, das Sie, lieber Leser und liebe Leserin, in diesen Tagen anfliegen könnte … In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gute Gesundheit!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
Gürtelrose Behandlung
In meinem Blog beschreibe ich alle 14 Tage Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Ratoder den einer Heilpraktikerin/ eines Heilpraktikerseinholen.
Alternierend, ebenfalls 14-tägig, widme ich mich hier (unter dem Rubrum „News“)aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.