Da ist sie wieder, die Weihnachtszeit – sehnlichst erwartet von allen Leckermäulern und gefürchtet zugleich, weil wir genau wissen, dass wir in der Adventszeit und erst recht über die Feiertage „sündigen“ werden, bis der Arzt kommt. Doch nicht nur an diesen festlichen Tagen sollten wir unsere Blutfettwerte im Auge behalten.
Selbst wer sich das ganze Jahr über bewusst ernährt, gerät um Weihnachten herum an seine Grenzen, schließlich hängen an mancher Leckerei, die uns auf Weihnachtsmärkten und in Supermärkten begegnet, auch Kindheitserinnerungen.
Auch Ulrich* (62) hatte solche saisonalen Versuchungen im Hinterkopf, als er vor ein paar Wochen zu seiner Hausärztin ging. Er hatte zwar noch ein paar andere Anliegen, aber u. a. wollte er erstmalig seine Fettwerte bestimmen lassen. Wieso?
„Mir ist durchaus bewusst“, begann Ulrich zu erzählen, „dass ich zu Weihnachten immer etwas über die Stränge schlage, und bisher hab’ ich mir auch nie was dabei gedacht. Aber in meinem Umfeld gibt es mehr und mehr Menschen, die Probleme mit ihrem Herzen oder ihren Gefäßen haben. Plötzlich hört man überall nur noch von Cholesterin und Fettwerten, da wollt’ ich mich auch einfach mal durchchecken lassen.“
Leider waren die Ergebnisse nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Schließlich ist er ein groß aufgeschossener, schlanker Mann, der nach eigenen Angaben auch „relativ aktiv“ ist, deshalb war er doch sehr überrascht.
Die Ärztin hatte ihm erklärt, seine „guten“ Fettwerte würden zu niedrig ausfallen und sein „schlechtes“ Cholesterin sei „deutlich zu hoch“. „Das mit dem guten und schlechten Cholesterin hab’ ich ehrlich gesagt noch nicht so recht verstanden“, gestand Ulrich. Darauf würden wir gleich noch zu sprechen kommen.
Bei der körperlichen Untersuchung fielen der Ärztin aber auch noch sogenannte Xanthelasmen auf. Das sind äußerlich sichtbare, gelbliche Plaques am Ober- oder Unterlid, die durch Ablagerung von Cholesterin entstehen. Die Familienanamnese hatte außerdem ergeben, dass Ulrichs Vater relativ jung einen Herzinfarkt erlitten hatte.
In Verbindung mit der Dyslipidämie, also der Verschiebung seiner Blutfettwerte, schloss Ulrichs Hausärztin daraus, dass es sich um eine familiäre Fettstoffwechselstörung (familiäre Hyperlipidämie) handeln könne.
Was die Diagnostik betrifft, hatte die Allgemeinmedizinerin mir ja schon die Arbeit abgenommen, aber natürlich erläuterte ich meinem Patienten gern, was es mit dieser (Arbeits-) Diagnose überhaupt auf sich hatte und was er nun tun könne.
Zuerst sollten wir klären, warum Cholesterin „gut“ und „schlecht“ sein kann.
Cholesterin ist wichtiger Bestandteil der Zellmembranen und relevant für die Hormonproduktion, an und für sich also nichts Schlechtes.
Kleines ABC der Blutfettwerte
Die für uns relevanten Blutfettwerte sind das HDL-Cholesterin, das LDL-Cholesterin und die Triglyceride. Das Cholesterin ist in beiden Fällen das gleiche, was sich allerdings unterscheidet, sind die Transportproteine. Das „High Density Lipoprotein“ (HDL) transportiert Cholesterin „aus dem Körper“, also aus der Peripherie, zurück zur Leber, wo es umgebaut und in der Folge ausgeschieden wird.
Das „Low Density Lipoprotein“ (LDL) hingegen transportiert das neu gebildete Cholesterin in die Organe und Gefäße, wo es entweder von Zellen aufgenommen wird oder sich z. B. an die Gefäßwände haften und so zu Arteriosklerose führen kann. Dies erklärt auch, wieso das LDL-Cholesterin als „schlecht“ und das HDL-Cholesterin als „gut“ gilt. Allerdings gibt es die wissenschaftliche Expertise, dass ein sehr hohes HDL-Cholesterin (meistens erblich bedingt) auch schädlich für die Blutgefäße sein kann.
Genaueres zur Arteriosklerose können Sie hier nachlesen:
Bei einer familiären Hyperlipidämie tritt eine Mutation der LDL-Rezeptoren auf, die normalerweise dafür sorgen, dass das Cholesterin in die Zellen aufgenommen werden kann. Bedingt durch diesen Defekt funktioniert das aber nicht so gut, und das LDL-Cholesterin verbleibt vermehrt im Blut.
Triglyceride hingegen sind Nahrungsfette, die vom Körper gespeichert, aber auch selbst produziert werden können. Triglyceride befinden sich in größeren Mengen z. B. in Wurst oder Milchprodukten.
In der Kombination all dieser Blutwerte lassen sich Rückschlüsse auf das kardiovaskuläre Risiko eines Patientenziehen, sprich: ob die Gefahr, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu entwickeln, eher niedrig oder hoch ist.
Je nach Risikoprofil heißt es „nicht lange fackeln“ …
Sind die Triglyceride und das LDL-Cholesterin erhöht und ist das HDL-Cholesterin vielleicht auch noch zu niedrig, sollte man nicht lange fackeln, sondern dringend seinen Lebensstil überprüfen! Erfahrungsgemäß ist dies nämlich „der Knackpunkt“ bei solchen Blutfettwerten:
Da ist zum einen unsere Ernährung, die zu viele zuckerhaltige bzw. Fertigprodukte und zu wenig Gemüse und Vollkorn umfasst. Gleichzeitig wird die körperliche Aktivität oft sträflich vernachlässigt – in der Kombination ist das der ausschlaggebende Faktor. Gleichzeitig ist der persönliche Lebensstil aber auch ein Regler, den jeder Einzelne selbst verschieben kann! Bringt eine Umstellung des Lebensstils nicht den gewünschten Effekt, greifen die Ärzte dann meistens zu fettsenkenden Medikamenten.
Auch zum Thema Zucker und dessen Einfluss auf das Mikrobiom habe ich mich schon mehrfach hier ausgelassen:
Ulrich fühlte sich offensichtlich „ertappt“. Aus seinen weihnachtlichen Vorlieben hatte er ja keinen Hehl gemacht, aber jetzt gestand er mir, dass es „bei Licht betrachtet“ mit seiner sportlichen Betätigung wohl doch nicht so weit her sei.
„Aber wo doch jetzt die Weihnachtsfeiertage mit den ganzen kulinarischen Höhepunkten ins Haus stehen – soll ich mich da etwa von meiner Frau ohnmächtig hauen lassen?“
„Davon hätte Ihre Frau schon mal gar nichts“, meinte ich, „aber bei so hohen Fettwerten, wie Sie sie leider haben, würde ich von einem ,Weiter so’ dringend abraten. Wie wäre es denn mit einem Abstecher in die mediterrane Kost?“ (Die empfiehlt sich übrigens selbst bei Fettwerten im Normbereich.)
Von Ulrichs hochgezogenen Augenbrauen ließ ich mich nicht irritieren: Die sogenannte Mittelmeer-Diät besteht aus viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Olivenöl und dem bevorzugtem Griff zu Fisch anstelle von Wurst und Käse. Im Fisch bzw. Fisch- oder Algenöl stecken die besten Omega-3-Fettsäuren. Wie gut sich das zu Weihnachten umsetzen lässt, ist natürlich die Frage … aber für „Gejaule“ besteht trotzdem kein Grund!
Der Konkurrenzkampf der Omega-Fettsäuren
Grundsätzlich sollte Ulrich beim Kochen darauf achten, Omega-6-Fettsäuren durch Omega-3-Fettsäuren zu ersetzen (davon würden im Übrigen auch die anderen Familienmitglieder profitieren). Um Missverständnissen vorzubeugen: Omega-6 ist nicht per se schlecht!
An der Zelle brauchen wir sogar beide Fettsäuren, aber die meisten Menschen nehmen viel zu viel Omega-6-Fettsäuren mit der Nahrung auf, wodurch die Omega-3-Fettsäuren ins Hintertreffen geraten. Während diese nämlich entzündungshemmend sind, trägt ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren eher dazu bei, die Gefäßwände zu schädigen. Beide Fettsäuren konkurrieren im Körper letztlich um die gleichen Stoffwechselvorgänge.
Wo Omega-6-Fettsäuren zu finden sind
- Linolsäure – die müssen wir über die Nahrung aufnehmen, weil der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Alle anderen Omega-6-Fettsäuren können aus Linolsäure umgewandelt werden, sind aber auch in verschiedenen Lebensmitteln enthalten.
- Linolsäure ist in den meisten pflanzlichen Ölen, wie Sonnenblumenöl, Sojaöl oder Maiskeimöl, aber auch in Fertigprodukten und Fleisch zu finden.
- Gamma-Linolensäure entsteht aus Linolsäure und ist darüber hinaus im Borretschsamenöl (20 %), in schwarzem Johannisbeersamenöl (15-20 %), Nachtkerzenöl (15 %) und Hanfsamenöl (3 %) enthalten.
- Die (entzündungsfördernde) Arachidonsäure entsteht im weiteren Stoffwechselprozess aus Gamma-Linolensäure. Über Fleisch, Butter, Schmalz oder Eigelb nehmen wir diese Omega-6-Fettsäure zudem direkt auf. Aus der Arachidonsäure bildet der Körper Gewebshormone – die Eicosanoide. Sie fördern die Entstehung von Entzündungen als Teil der Immunabwehr.
Zur Ehrenrettung der Omega-6-Fettsäuren sei noch einmal gesagt, dass auch diese Fette wichtig für den Körper sind. So spielen sie eine wichtige Rolle beim Aufbau und dem Erhalt der Flexibilität der Zellmembranen, ermöglichen den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff in die Zellen und dienen als wichtige Energiequelle. Besonders die Gamma-Linolensäure ist z. B. wichtig, um die Hautbarriere zu stärken.
Ulrich war inzwischen im Meer der Omega-6-Fettsäuren „ersoffen“, deshalb fasste ich es für ihn mit einfachen Worten zusammen: „Es gilt wie so oft: alles in Maßen genießen.“ Natürlich dürfe er ein Stück vom Braten essen, aber beim Nachschlag solle er dann doch lieber zu einem gesunden Gemüse greifen.
Dabei gibt es aus meiner Sicht neben der Ernährung mindestens noch eine nicht zu vernachlässigende Stellschraube: das Mikrobiom. Und damit kann Ulrich auch jetzt schon starten, ganz unabhängig vom Weihnachtsfest.
Die Zusammensetzung und Funktion der Bakterien im Darm wird maßgeblich von der Ernährung beeinflusst, und gerade hier kommt die mediterrane Diät dem Körper sehr zugute. Enorm wichtig ist überdies die ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen, die den Bakterien als Futter dienen. Gleichzeitig ist eine abwechslungsreiche Ernährung wichtig für die Diversität der Bakterienstämme mit ihren unterschiedlichen Vorlieben.
Bei der Verstoffwechslung der Ballaststoffe setzen die Darmbakterien Propionsäure frei, die wiederum die Aufnahme von Cholesterin im Darm senkt. Insbesondere das LDL-Cholesterol kann durch die Propionsäure gesenkt werden. Diese dient als Energiequelle für die Darmzellen und kann sich auf die Bildung von Gallensäuren auswirken, die wiederum den hepatischen Cholesterol-Stoffwechsel regulieren. Dafür brauchen wir aber die richtigen Darmbakterien!
Wenn es Sie interessiert, wie Darmbakterien unser Weihnachtsfest retten können, schauen Sie sich gern dieses Video an:
Ulrich hatte ich schon wieder verloren, so schien es mir. Offenbar hatte ich ihn ein wenig überfordert. Doch zum Schluss musste er noch einmal die Ohren spitzen, denn ich empfahl ihm konkret die Einnahme von OMNi-BiOTiC® METAtox. Dabei handelt es sich um ein Multispezies-Probiotikum, das in diversen Studien seine regulierende Wirkung auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel zeigen konnte.
Und um seine wertvollen Bakterien bei Laune zu halten, verschrieb ich ihm das Präbiotikum OMNi-LOGiC® PLUS, das ihm jede Menge Fructo-Oligosaccharide (FOS) und Galacto-Oligosaccharide (GOS) zuführen wird. Diese Mehrfachzucker sind nämlich die Lieblingsspeise der Darmbakterien, die vor lauter Begeisterung besonders viel Propionsäure bilden. Eine Win-Win-Situation also für Ulrich und sein Mikrobiom.
Meinem Patienten schien ein Stein vom Herzen gefallen zu sein angesichts der Aussicht auf Besserung seines Fettstoffwechselproblems. Ihm war schon klar, dass er auch selbst etwas tun musste, und er gelobte, künftig sehr viel mehr auf seine Ernährung zu achten – und zumindest einige besonders schlechte Gewohnheiten zu überwinden …
Mehr zum Thema „schlechte Gewohnheiten“ finden Sie hier:
Aus pflanzlicher Sicht sollte Ulrich zu Artischocken (zum Beispiel als naturreiner Heilpflanzensaft von Schoenenberger) oder Kurkuma greifen, um seine Fettverdauung zu unterstützen und dabei zu helfen, den LDL-Cholesterinspiegel zu regulieren.
Wie Sie das Beste aus Kurkuma herausholen, habe ich in diesem Video beschrieben:
Prinzipiell sei noch gesagt: Wer sein kardiovaskuläres Risiko möglichst gering halten möchte, sollte auf jeden Fall aufs Rauchen verzichten! Auch ein mögliches Übergewicht sollte man zu reduzieren versuchen und den Blutdruck im Normbereich halten, was oft Hand in Hand geht. Und auch bei Alkohol sollte man nicht über die Stränge schlagen …
Ansonsten sollten die Fettwerte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, um die Entwicklung beobachten zu können.
Wenn Ulrich all diese gut umsetzbaren Tipps beachtet, steht auch einem Weihnachtsfest, wie er es sich vorstellt, nichts im Wege.
Auch Ihnen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest mit allem, was das Herz wärmt.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Essen Fettstoffwechsel
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge