Wenn die Stuhlfrequenz zu gering ist, sprich: wenn sich der Darm zu selten entleeren kann, ändert sich die Zusammensetzung des Mikrobioms. Und das kann ganz schön an die Nieren gehen!
Aus gutem Grund werden Krankenhausinsassen vom Pflegepersonal regelmäßig mit der Frage konfrontiert, ob sie „heute schon abgeführt“ hätten. Jetzt hat sich ein Forscherteam in den USA* mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluss die „Stuhlfrequenz auf die Nierengesundheit“ hat.
Die Annahme war: Der zu seltene Gang zum Klo führt zu einer höheren Konzentration von toxischen Stoffwechselprodukten, die „ins Blut gelangen und beispielsweise die Entwicklung von Nierenkrankheiten fördern könnten“. Vulgo: Dann ist die Kacke am Dampfen.
Schon länger ist bekannt, „dass eine geringe Frequenz, die häufig zur Obstipation führt, mit einigen Krankheiten assoziiert ist.“ Dazu zählt u. a. Morbus Parkinson. Dass sich übrigens ein Ausbruch dieser Erkrankung durch eine entsprechende Mikrobiom-Therapie zumindest verzögern, wenn nicht gar verhindern lässt, habe ich hier schon beschrieben:
In der hier vorliegenden retrospektiven Studie wurden zwar nur „Umfragedaten, Stuhlproben und Blutproben“ gesunder Personen berücksichtigt, doch schon bei denen zeigte sich, „dass die Stuhlfrequenz die Zusammensetzung des Mikrobioms beeinflusste.“ (Dass dies auch umgekehrt gilt, wissen wir aus vielen Studien.)
Bei Patienten, die nicht regelmäßig Stuhlgang hatten, „fehlten vor allem Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, Propionat und Butyrat bilden, die vom Darm resorbiert werden und denen ein günstiger Einfluss auf die Gesundheit zugeschrieben wird.“
Auffälligkeiten bei einer zu niedrigen Stuhlfrequenz ergaben sich auch bei den Blutuntersuchungen: „Die Forscher fanden mehrere Metabolite, die bei Patienten mit 2 oder weniger Stuhlgängen pro Woche häufiger im Blut auftraten. Dazu gehörten Abbauprodukte von Proteinen wie 3-Indoxylsulfat (3-IS), p-Kresolsulfat (PCS) und Phenylacetylglutamin (PAG).“
Über das Zusammenspiel von Darm und Niere habe ich hier geschrieben:
Heute schon abgeführt? Ich frage für Ihre Niere!
Dies sind schon deutliche Hinweise auf die gesundheitlichen Folgen einer Obstipation, denn: „Auch diese Substanzen gelangen über die Darmschleimhaut ins Blut und könnten den Nieren schaden: PCS wurde laut Gibbons mit einer Funktionsstörung der Nephrone (den kleinsten Filtereinheiten der Niere, Anm. DP) in Verbindung gebracht. 3-IS wurde in höherer Konzentration bei Patienten mit Gefäßerkrankungen und chronischer Nierenerkrankung gefunden. PAG soll ebenfalls das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung beschleunigen.“
Wie es der wissenschaftlichen Zurückhaltung entspricht, sieht Sean Gibbons, der Leiter des Forscherteams, hierin lediglich „einen ,vorläufigen Beleg für einen kausalen Zusammenhang’ zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs, dem mikrobiellen Stoffwechsel im Darm und Organschäden.“
Man muss jedoch angesichts solcher Zusammenhänge nicht wie das Kaninchen auf die Schlange starren. Ein Ergebnis bei der Auswertung der Fragebögen war nämlich, „dass eine Darmträgheit bei Gesunden häufig die Folge von Ernährungsgewohnheiten ist. Teilnehmer, die sich (ballaststoffreich) mit viel Obst und Gemüse ernährten, hatten in der Regel auch eine höhere Stuhlfrequenz.“
Dies gilt natürlich insbesondere für Menschen, die ihren Darm regelmäßig mit Pro- und Präbiotika unterstützen. Mit welchen Tricks sich übrigens ein „sturer“ Darm wieder in normale Bewegung setzen lässt, können Sie hier noch einmal nachvollziehen:
Falls es noch eines weiteren Appells zu einer gesunden Lebensweise bedurft hätte: Ihr Darm wird immer alles tun, um Sie gesund zu halten … vorausgesetzt, Sie tun das gleiche für ihn!
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im August 2024 auf dem Online-Portal des Ärzteblatts veröffentlicht wurde. © rme/aerzteblatt.de
Seltener Stuhlgang
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.