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Millionen Deutsche leiden unter einer chronisch-entzündlichen Hautkrankheit, die besonders im Norden ihre Opfer findet. Zwar schlägt „Acne Rosacea“ meistens erst nach dem 30. Lebensjahr zu, aber auch jüngere Menschen sind nicht davor gefeit.
Erst letzte Woche hatte ich über eine Patientin berichtet, die unter der Hautkrankheit Psoriasis, vulgo Schuppenflechte, litt: Dass Manuela ihr Schicksal mit Hunderttausenden Leidensgenoss*innen in Deutschland teilte, war auch mir bis dahin nicht klar gewesen. Doch eine andere Hautkrankheit ist hierzulande sogar noch weiter verbreitet: So leiden zwischen 2% und 5% aller Erwachsenen in Deutschland unter Acne Rosacea! Eine von ihnen, Ruth Neuhaus* (45), klagte mir vor einigen Monaten ihr Leid:
„Als Industriekauffrau verbringe ich ja viel Zeit im Büro. Wenn mich meine Freundinnen manchmal bedauern, dass ich so wenig Sonne abbekäme, kontere ich immer damit, dass meine Haut sich darüber freut. Natürlich würde ich gern viel öfter frische Luft schnappen, aber länger als ein paar Minuten halte ich es eh nicht in der Sonne aus, ohne direkt einen Sonnenbrand zu bekommen.“
Die Dünnhäutigkeit der Nordeuropäer
Angesichts ihres weißblonden Haars und der sehr hellen Haut tippte ich bei Ruth spontan auf Rosacea, denn damit entsprach sie exakt dem Hauttypus 1, der sehr anfällig für diese Erkrankung ist. Nicht zufällig hat der Volksmund für diese Hautkrankheit den Begriff „Fluch der Kelten“ geprägt, weil diese Erkrankung vor allem einen in Nordeuropa anzutreffenden Hauttyp betrifft, der durch eine sehr helle Haut und hellblonde oder rötliche Haare gekennzeichnet ist – eine ausgeprägte Neigung zu Sonnenbrand inklusive.
Über die Bedeutung des Sonnenvitamins D3 habe ich ja schon häufig geschrieben. Insbesondere für Rosacea-Patient*innen mit ihrer hellen Haut und der empfindlichen Reaktion der Haut auf die Sonne ist die Einnahme von Vitamin D3 essenziell. Am besten in einer öligen Lösung als Tropfen oder – in Öl gelöst – in Kapseln. Genaugenommen entscheidet der Blutwert über die Dosierung, aber Rosacea-Patient*innen profitieren von 3.000 IE aufwärts als tägliche Gabe. Dazu gern auch Vitamin K2 und Magnesium. Über die Bedeutung von Vitamin D3 bei Hauterkrankungen habe ich hier geschrieben:
Auffällig: Alarm im Darm
Als meine Patientin auf Nachfrage von häufigen Verstopfungen – im Wechsel mit Durchfällen – berichtete, verstärkte sich meine diesbezügliche Vermutung noch mehr. Auf den Zusammenhang zwischen einer unregelmäßigen Verdauung und Rosacea gehe ich weiter unten noch genauer ein.
„Irgendein Scherzbold fragte mich tatsächlich einmal, ob ich Indianer in der Familie hätte!“
Meine Praxis suchte Ruth aber hauptsächlich in der Hoffnung auf, endlich etwas gegen ihre konstant gerötete Gesichtshaut tun zu können. „Andauernd werde ich gefragt, ob mir irgendwas ,peinlich‘ sei bzw. was es eigentlich mit meinen Rötungen auf sich habe. Aber egal was ich mache, die gehen einfach nicht weg.“
Dass die Wangen ab und zu rot „glühen“, kennt ja praktisch jeder. Nach einem peinlichen Zwischenfall oder einem Glas Wein passiert das schon mal schnell. Normalerweise reguliert sich die Gesichtsfarbe aber nach relativ kurzer Zeit wieder. Nicht so bei Rosacea. Die so genannten „Flushs“ (starkes Erröten) werden durch ganz unterschiedliche Faktoren ausgelöst und halten oftmals viel länger an.
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Diese Flushs sind auch typisch für eine Histamin-Intoleranz – hier nachzulesen:
Histamin ist im Spiel
Ich riet Ruth daher, auf Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt wie Rotwein, Käse (vor allem Parmesan), Thunfisch, Sauerkraut, Kakao und Hefe probeweise zu verzichten. Allerdings rötet Histamin die Haut „nur“ und führt nicht zu Hautveränderungen wie Pusteln, wie sie bei Rosacea häufig auftreten.
Ruth war zwar wenig begeistert von der Aussicht, auf Ihr abendliches Ritual mit einem Glas Rotwein, einem Stück Käse und etwas Schokolade verzichten zu sollen, aber sie wollte es probieren. Wenn die Flushs dadurch weniger würden, hätte es sich jedenfalls gelohnt.
Gibt es denn Aussicht auf Heilung?
„Rosacea – das klingt ja fast lyrisch“, fasste Ruth langsam wieder Mut, „aber wenigstens weiß ich jetzt, was dahinter steckt. Gibt es denn Aussicht auf Heilung?“ Tja, was ist „Heilung“? Wenn wir es schaffen, die Symptome so weit zu reduzieren, dass sie das Leben nicht mehr beeinträchtigen, kann man schon fast von Heilung sprechen, finde ich. Ich erklärte ihr also behutsam, dass es sich bei Rosacea um eine chronische Erkrankung handle, die nicht bei jedem gleich verläuft und zudem in mehrere Stadien eingeteilt werden kann.
Die Vorstufe, Rosacea-Diathese, zeichnet sich durch starke Hautrötungen (Erytheme) im Gesicht aus, die plötzlich auftreten, aber auch wieder verschwinden. Mit der Zeit bilden sich diese Erytheme aber immer häufiger und bleiben länger erhalten. Erst wenn erweiterte Gefäße im Gesicht auftreten, die Haut trocken ist und manchmal auch schmerzt, ist der Schweregrad I erreicht.
Kleine Typologie der Schweregrade
Mit jedem weiteren Schweregrad werden nicht nur die Schmerzen schlimmer, auch die Haut verändert sich sichtbar: Im zweiten Stadium treten oft zusätzlich entzündliche Pusteln und Knötchen auf, die sehr hartnäckig sind. Schweregrad III geht mit veränderten Talgdrüsen und Bindegewebe einher, was Wucherungen zur Folge hat. Nicht selten kann Rosacea auch die Augen in Mitleidenschaft ziehen und z. B. Bindehautentzündungen hervorrufen.
„Wenn ich aus dem Haus gehe, trage ich fast immer Make-up.“
In Ruths Fall waren es aber glücklicherweise noch keine Schmerzen, unter denen sie litt, sondern eher der kosmetische Effekt. Da Rosacea in erster Linie das Gesicht betrifft, fühlte sie sich in ihrer Lebensqualität empfindlich eingeschränkt: „Wenn ich aus dem Haus gehe, trage ich fast immer Make-up, um das zu kaschieren. Aber wenn’s draußen heiß ist und ich mich mit Freunden auf einen Kaffee verabredet habe, kann die Schminke auch nicht mehr viel ausrichten.“
Tatsächlich können sehr unterschiedliche Faktoren einen „Flush“ auslösen bzw. das Erythem verschlimmern. Wie der Krankheitsverlauf selbst sind auch die „Trigger“ sehr individuell.
Mögliche Trigger für Rosacea-Schübe:
-Alkohol
-Histamin
-heiße Getränke
-Kaffee und aufputschende Getränke
-scharfe Speisen
-körperliche Anstrengung
-Stress
-Hitze oder Kälte
-UV-Strahlung
-bestimmte kosmetische Produkte
Um solchen Schüben vorzubeugen, sollten Betroffene natürlich am besten alles vermeiden, was diese auslösen könnte. Das sagt sich so leicht, aber ein Sauna-Besuch z. B. würde natürlich das Risiko unnötig in die Höhe treiben. „Sauna ist glücklicherweise eh nicht mein Ding“, unterbrach mich Ruth, „aber dass scharfe Gerichte mein Gesicht zum Glühen bringen, habe ich auch schon mehrfach festgestellt. Nur, wie kommt es überhaupt zu solchen Reaktionen, wie ich sie habe?“
Woran liegt’s denn bloß?
Damit hatte sie mich, denn die Frage nach den möglichen Ursachen finde ich prinzipiell immer sehr interessant: Wenig überraschend spielt – neben genetischen Faktoren – das Immunsystem bei der Rosacea eine große Rolle. Man geht davon aus, dass ein Grund für die Entstehung einer Rosacea antimikrobielle Stoffe in der Haut sein können. Diese werden vom Immunsystem produziert und haben die Aufgabe, Krankheitserreger zu bekämpfen.
Bei den meisten Menschen funktioniert das auch tadellos, bei Rosacea-Patienten jedoch sind diese antimikrobiellen Stoffe oft hyperaktiv. Wie man sich das konkret vorzustellen hat, fand ich im Netz ganz gut beschrieben: „Als Auslöser der Immunreaktion stehen bestimmte Mikroorganismen im Verdacht. So ist die Haut von Rosacea-Betroffenen oft überdurchschnittlich stark mit sogenannten Haarbalgmilben (Demodex folliculorum) besiedelt.
Diese mikroskopisch kleinen Tierchen finden sich zwar auf der Haut jedes Menschen, bei Rosacea-Patienten jedoch scheinen sie vermehrt vorzukommen und die oben beschriebene, zu Entzündungen führende Immunreaktion auszulösen.“**
Da ist er wieder: Helicobacter Pylori, der „alte Gauner“
Wie auch bei einer anderen Hautkrankheit, der Psoriasis, findet sich ein möglicher Auslöser der Rosacea im Darm. So offenbarte eine Studie, dass auffällig viele Rosacea-Betroffene unter Magen-Darm-Problemen leiden – von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen über Zöliakie bis zum Bakterium Helicobacter Pylori, dem „alten Gauner“, über den ich an dieser Stelle ausführlich berichtet habe:
Erwähnenswert ist außerdem, dass Rosacea-Patient*innen rund zehnmal häufiger eine bakterielle Überwucherung des Dünndarms (besser bekannt als SIBO) aufweisen als Gesunde. Über das „Dünndarmüberwucherungs-Symptom“ werde ich mich – aus aktuell gegebenem Ablass – ebenfalls bald auslassen.
Nun hat das Darmmikrobiom bekanntlich einen regulatorischen Einfluss auf das Immunsystem – ändert sich dessen Zusammensetzung, hat dies fast unweigerlich Entzündungen zur Folge.
Viel Verkehr auf der Darm-Hirn-Haut-Achse
Jetzt schien es Ruth zu dämmern, dass ihre Darmprobleme doch aufschlussreicher waren, als sie jemals gedacht hatte. „Wie ich Ihnen bereits sagte, spielt mein Darm schon länger verrückt. Allerdings wäre mir im Traum nicht eingefallen, dass meine Hautprobleme damit so eng zusammenhängen könnten.“
Da war ich natürlich in meinem Element. Ich erzählte ihr von der Bedeutung der „Darm-Hirn-Haut-Achse“ und vom Einfluss unserer Psyche auf die Darmgesundheit, was wiederum Auswirkungen auf die Haut hat. Auch umgekehrt kann eine Rosacea-Erkrankung aber auch eine enorme psychische Belastung darstellen. Hier nickte meine Patientin heftig.
Ein gesunder Darm – die Trumpfkarte bei Rosacea
Natürlich entließ ich Ruth nicht ohne einige Ernährungstipps. Grundsätzlich empfahl ich ihr eine gesunde und ausgewogene Ernährung, mit der Einschränkung, auf Lebensmittel, die Capsaicin und Zimtaldehyd enthalten, komplett zu verzichten, um die Entzündungen in den Griff zu bekommen. Naja, histaminreiche Nahrungsmittel gehören auch erstmal nicht auf den Einkaufszettel.
Capsaicin ist vor allem in Gewürzen wie Cayennepfeffer zu finden, Zimtaldehyd dagegen findet sich, leicht zu vermuten, in Zimt, aber auch in Tomaten, Schokolade und Zitrusfrüchten. Bekannt ist nämlich, dass dies Auslöser für verschiedene „Signalkaskaden“ sind, die letztlich eine Erweiterung der Gefäße und Entzündungsreaktionen bewirken können.
Bei einer so angegriffenen Haut kommt natürlich auch der richtigen Hautpflege große Bedeutung zu. Auch hierzu gab ich meiner Patientin ein paar Tipps mit auf den Weg:
Was die Rosacea-Haut braucht und was nicht
-Auf Peelings verzichten!
-Mit lauwarmem Wasser waschen
-Verwenden von Produkten mit leicht saurem pH-Wert (<7)
-Haut nach dem Waschen sanft abtupfen (nicht „rubbeln“)
-Unbedingt Sonnencreme verwenden
-Auf jegliche Produkte mit Duft- und Farbstoffzusätzen verzichten
„Kann ich denn weiterhin Make-up verwenden?“ fragte Ruth zaghaft. Ich empfahl ihr, stets gründlich die Inhaltsstoffe zu studieren. Produkte mit „hautreizenden Inhaltsstoffen wie Menthol, Kampfer, Natriumlaurylsulfat und Adstringenzien“** solle sie unbedingt meiden.
Meine wohl wichtigste Empfehlung betraf die Einnahme von Probiotika: Besonders wertvoll für die Verbesserung der Haut sind Lactobazillen und Bifidobakterien – diese bewirken eine Senkung des pH-Werts im Verdauungstrakt durch die Produktion von Milch- und Essigsäuren. Das erschwert es krankmachenden Keimen, sich zu vermehren, und so können auch die Symptome einer entzündlichen Hauterkrankung wie Rosacea verringert werden.
In der Endausscheidung geht es immer um die Wurst!
Zu Beginn der Therapie empfahl ich Ruth daher das OMNi-BiOTiC® 10, bekannt als DAS Probiotikum zum Antibiotikum. Nun nimmt Ruth glücklicherweise kein Antibiotikum ein, aber die Wirkung der Leitkeimstämme in OMNi-BiOTiC® 10 wird ihr auch zugutekommen, nämlich durch die aktive Verdrängung von pathogenen Keimen und deren Toxinen.
Bakterien fressen und scheiden aus, und insbesondere die Ausscheidungen von krankmachenden (pathogenen) Keimen, jene berüchtigten „Toxine“, reizen den Darm – und somit unser Immunsystem!
Zusätzlich verordnete ich Ruth das Activomin®, ein Medizinprodukt, das Huminsäuren enthält. Es wird in Kapselform eingenommen bei unspezifischen Durchfällen und Magen-Darm-Beschwerden sowie zur Bindung von Schadstoffen und Toxinen. Insbesondere letztere Wirkung ist sehr hilfreich bei Erkrankungen mit chronischen Entzündungen.
Die Einnahme erfolgt über 4 Wochen und kann bei Bedarf wiederholt werden. Im Anschluss an das OMNi-BiOTiC® 10 empfahl ich meiner Patientin das hier schon öfter erwähnte OMNi-BiOTiC® 6. Dieses Probiotikum ist speziell auf nicht-physiologische, immunologische Reaktionen des Körpers – in diesem Fall an der Gesichtshaut – zugeschnitten. Dazu abends OMNi-BiOTiC® SR-9, ein Probiotikum, das ich gern bei entzündlichen Reaktionen und zur Stärkung der Psyche verordne.
Daher auch die Einnahmeempfehlung am Abend: Wie mir viele meiner Patient*innen begeistert berichteten, fördert dieses Probiotikum offenbar den Schlaf …
Orthomolekulare Medizin bei Rosacea im Gesicht
Aus Sicht der Orthomolekularen Medizin empfahl ich Ruth noch metacare® Weihrauch mit antioxidativem Curcuma, strukturfestigendem Ackerschachtelhalm und anti-entzündlichem Vitamin C. Dazu gebe ich immer hochreines Fischöl, frei von Quecksilber und Plastik (zum Beispiel von metacare® oder Norsan).
Einen Versuch wert ist auch die Einnahme von Schüssler-Salzen, in diesem Fall die Nr. 7 Magnesium Phosphoricum („heiße 7“) und die Nr. 13 Kalium arsenicosum. Diese werden traditionell bei Wangenröte eingesetzt.
Mit diesen Tipps bewaffnet, verließ meine Patientin hoffnungsfroh meine Praxis und versprach, mir von irgendwelchen Veränderungen ihrer Symptomatik sogleich zu berichten.
Wie immer möchte ich Ihnen zurufen: Bleiben Sie gesund! Der beste Verteidiger im Leben ist ein hellwaches Immunsystem …
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Alle Namen geändert
** https://www.netdoktor.de/krankheiten/rosacea
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
Und hat Omnibiotik der Patientin mit Rosacea geholfen?
Ja, hat es! Es hat 4 Wochen gedauert, bis die ersten Veränderungen sichtbar wurden. Die Patientin hat Omni-Biotic über 9 Monate eingenommen.
Bis heute ist die Rosacea kaum sichtbar, es gab keinen Schub mehr. Die Patientin weiß, dass sie auf ihre Ernährung und Hautpflege besonders achten muss.