Die Freude über eine Schwangerschaft wird gar nicht so selten von der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes getrübt. Dies bringt etliche Risiken für Mutter und Kind mit sich, aber es gibt genügend Maßnahmen, denen angemessen zu begegnen …
Meine Patientin Hannah* (31) erschien mit einem unübersehbaren Babybauch in meiner Praxis. Nachdem ich sie beglückwünscht hatte, eröffnete sie mir, dass ihr Besuch mit der Schwangerschaft zusammenhinge. „Bei mir wurde ein Zuckertest gemacht, und dabei wurde ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt“, erzählte sie und wirkte dabei sehr bedrückt.
Bakterien an Bord
Es ist bekannt, dass die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft auch das Mikrobiom des Darmtrakts verändert. So beeinflussen Östrogen und Progesteron die Barrierefunktion der Darmschleimhaut und die Immunantwort im Darm.
Die Darmbakterien unterstützen durch die Produktion kurzkettiger Fettsäuren eine gesunde Darmschleimhaut und tragen zu einer komplikationslosen Schwangerschaft bei. Es ist also immens wichtig, die richtigen Bakterien „an Bord“ zu haben während der Schwangerschaft – oder besser: schon bei der Familienplanung!
Vom kleinen zum großen „Zuckertest“
Da diese Komplikation nicht ungewöhnlich ist, wird Schwangeren zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche die Durchführung eines Glucosetoleranztests empfohlen, bei individuellen Risikofaktoren sogar schon im ersten Trimester der Schwangerschaft. Die Früherkennung besteht meist aus zwei Untertests, die oft auch als „kleiner und großer Zuckertest“ bezeichnet werden.
Beim „kleinen Test“ erhält frau 50g Zucker, der in Wasser aufgelöst wurde, und wartet eine Stunde, bevor der Blutzuckerspiegel gemessen wird. Ist dieser nicht auffällig, folgt keine weitere Untersuchung. Liegt der Wert allerdings höher als 7,5 Millimol pro Liter (135 mg/dl) wird ein „großer Glucosetoleranztest“ geplant.
Eine aktuelle ärztliche Leitlinie empfiehlt allerdings, statt des „kleinen“ in allen Fällen gleich den oralen Glucosetoleranztest durchzuführen. Für den muss frau nüchtern sein und etwas mehr Zeit mitbringen. Vor dem Trinken der Glucoselösung, die hierbei 75g Zucker enthält, wird schon einmal der Nüchtern-Blutzucker bestimmt.
Der kann schon darauf hinweisen, dass ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt. Dann wird der Wert eine und zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung gemessen. Auffällig sind dabei Werte über 10 Millimol (180 mg/dl) pro Liter nach einer Stunde bzw. über 8,3 Millimol pro Liter (150mg/dl) nach zwei Stunden.
„Genau diesen Test habe ich auch gemacht“, berichtete Hannah. Als mir die Ärztin dann sagte, dass mein Blutzucker zu hoch sei, war ich total überrascht. Bisher war in meiner Schwangerschaft nie etwas auffällig, und dass ich Diabetes haben könnte, hätte ich im Traum nicht gedacht.“
Wer trägt ein hohes Risiko?
Zusammen überlegten wir, ob Hannah womöglich Risikofaktoren für den Schwangerschaftsdiabetes (auch Gestationsdiabetes genannt) mitbrachte, von denen sie gar nichts wusste. Diese überschneiden sich zum Teil mit den Risikofaktoren für den Typ-2-Diabetes – mehr über diesen Typ erfahren Sie hier:
So erhöht z. B. ein Typ-2-Diabetes bei Verwandten ersten Grades das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes. Das war bei Hannah aber nicht der Fall. Der Form halber erwähnte ich, dass auch Übergewicht zu einem höheren Risiko beitragen könne, aber das konnte man ausschließen. „Naja, ganz schlank bin ich nicht“, warf Hannah ein, „ein paar Kilo zu viel sind es wahrscheinlich schon …“
Auch alle anderen Risikofaktoren konnte sie verneinen. Dazu gehören ein höheres Alter bei der Schwangerschaft, ein besonders hohes Geburtsgewicht bei einem vorherigen Kind, ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder – logisch – das Auftreten von Schwangerschaftsdiabetes in einer früheren Schwangerschaft.
„Werde ich dann zu einer wandelnden Tonne?“
Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes mache sie total unsicher, gestand Hannah – gerade, weil es doch ihr erstes Kind sei. „Wie sehen denn die Auswirkungen für mich und mein Baby aus?“
Nun, es gäbe wohl kein allgemeines Screening für Schwangerschaftsdiabetes, wenn die Erkrankung nicht mit Komplikationen einherginge – die man aber auch gut behandeln kann!
Der erhöhte Blutzucker der Mutter führt über einen erhöhten Insulinspiegel zu einem stärkeren Wachstum des Fötus.
„Ach Du liebe Zeit“, entfuhr es ihr, „werde ich dann zu einer wandelnden Tonne?“ „Das sicher nicht“, beruhigte ich sie, „aber es kann halt zur sogenannten Makrosomie des Kindes kommen, das heißt einem Geburtsgewicht über vier Kilo. Deshalb werden Größe und Gewicht des Kindes während der Schwangerschaft ja auch immer wieder kontrolliert. Im schlimmsten Fall wird eine Entbindung per Kaiserschnitt empfohlen …
„Genau das wollte ich eigentlich nicht!“ Ich konnte Hannahs Reaktion gut verstehen, aber es gehört nun mal zu den möglichen Ausformungen eines Schwangerschaftsdiabetes. Ebenso dies: Durch die erhöhte Ausscheidung von Zucker über den Urin steigt das Risiko für Harnwegsinfekte und aufsteigende Infektionen der Mutter.
Es war meiner Patientin anzusehen, wie es in ihr arbeitete, daher betonte ich, dass diese Komplikationen einerseits selten aufträten und anderseits durch eine angemessene Therapie das Risiko weiter reduziert werden könne.
Der Vollständigkeit halber erwähnte ich noch weitere Risiken wie z. B. Bluthochdruck und Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie), und auch die Risiken für das Kind wollte ich ihr nicht verschweigen – etwa die Gefahr einer Frühgeburt, Schäden durch eine gestörte Organentwicklung durch den hohen Blutzucker oder Anpassungsstörungen nach der Geburt.
Hannah verdrehte die Augen und machte eine abwehrende Handbewegung. „Fürs erste reicht es mir“, sagte sie und kam zurück auf ihre Diagnose: „Muss ich mir denn ab jetzt Insulin spritzen?“
Insulin als letzte Maßnahme
Ich war etwas verwundert, dass meine Patientin nicht gleich mit der Diagnose einen Therapieplan bekommen hatte, aber natürlich konnte ich ihre Frage beantworten: Nicht alle Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes müssen gleich anfangen, sich Insulin zu spritzen. Meistens reicht eine Umstellung der Ernährung aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Dazu riet ich auch Hannah.
Zusätzlich sollte sie regelmäßig ihren Blutzuckerwert kontrollieren, um dann nach ein bis zwei Wochen sehen zu können, ob die Werte ausreichend gesenkt werden konnten oder ob doch eine Insulintherapie oder Medikamente notwendig würden. Hannah zeigte sich erleichtert und umso interessierter, wie sie konkret an ihrer Ernährung „drehen“ könnte.
Hauptziel der Ernährungsumstellung ist das Vermeiden schnell und stark ansteigender Blutzuckerwerte nach dem Essen. Erstrebenswert ist daher eine Reduktion von Kohlenhydraten, die den Blutzucker schnell in die Höhe schießen lassen. Dazu zählen vor allem Produkte aus Weißmehl. Zum Glück lassen diese sich ganz einfach durch Vollkornprodukte ersetzen, die zusätzlich Ballaststoffe enthalten – das ideale Futter für unsere wohlmeinenden Darmbakterien!
Bei einer solchen Kost steigt der Blutzucker nur langsam, Blutzuckerspitzen werden vermieden. Auch der Verzehr von Proteinen wie etwa ein paar Löffel Joghurt vor einer Mahlzeit würde helfen, den Blutzucker nur langsam ansteigen zu lassen.
„Vor einer Mahlzeit?“ Hannah war etwas irritiert. „Genau“, sagte ich, „und überhaupt wäre es ratsam, lieber mehrere kleine Mahlzeiten einzunehmen, weil auch das hilft, den Blutzuckerspiegel konstanter zu halten.“ Zusätzlich sollte aber auch der Zuckerkonsum niedrig gehalten werden, das beinhaltet gerade solche sehr süßen Obstsorten wie Bananen und gesüßte Getränke.
Keineswegs sollte diese Ernährungsumstellung nicht zu einer strikten Diät werden. Schließlich braucht Hannahs Körper ausreichend Energie, um sich und ihr Baby zu versorgen. „Okay, dann achte ich also ab sofort besonders darauf, mich ausgewogen zu ernähren und meinen Blutzucker niedrig zu halten“, fasste Hannah zusammen.
Ob sie denn viel spazieren gehe, fragte ich sie. Die Antwort kam etwas zögerlich, deshalb bestärkte ich sie nicht nur darin, sondern empfahl ihr auch Gymnastik und Schwimmen als gute Optionen, den Körper in Bewegung und den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten. „Wenn Sie das alles machen“, sagte ich, „werden Sie sehr wahrscheinlich um eine medikamentöse Behandlung Ihres Schwangerschaftsdiabetes herumkommen.“
Darmmikrobiom als üblicher Verdächtiger
Diabetes wird grundsätzlich mit einer Dysbiose des Darmmikrobioms assoziiert. Studien haben gezeigt, dass auch bei Schwangerschaftsdiabetes Veränderungen im Mikrobiom vorliegen: Die Konzentration kurzkettiger Fettsäuren ist verringert, und auch Bifidobakterien und Faecalibakterien sind vermindert. Die entscheidende Rolle der Darmbakterien bei der Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes wurde bereits vor einigen Jahren beschrieben.
Sterile Labormäuse, denen das Mikrobiom von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes transplantiert wurde, entwickelten einen hohen Blutzucker (Hyperglykämie), eine verstärkte Insulinresistenz und erhöhte Entzündungsbereitschaft.
Das spricht – neben der Ernährungsumstellung – für eine Therapie mit Probiotika, denn Meta-Analysen, in denen Daten aus vielen verschiedenen Studien zusammenfließen, haben gezeigt, dass sich die Einnahme von Probiotika positiv auf die Insulinresistenz und die Nüchtern-Blutzuckerwerte bei Schwangerschaftsdiabetes auswirkt.
Deshalb empfahl ich Hannah ein Probiotikum, das exakt auf den Stoffwechsel zielt: OMNi-BiOTiC® METAtox bewirkt erwiesenermaßen eine signifikante Verbesserung des HOMA-Indexes bei Diabetes-Patienten. Mit dem HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) wird eine Insulinresistenz diagnostiziert. Dabei werden nach 12-stündiger Nahrungskarenz morgens nüchtern Insulin und Glucose bestimmt und die Werte ins Verhältnis gesetzt.
Sollte sich durch den erhöhten Zucker im Urin eine vaginale Fehlbesiedelung entwickeln, hätte ich für Hannah zusätzlich noch das OMNi-BiOTiC® WOMAN als Empfehlung. Es enthält vier wichtige Laktobazillenstämme, die sich günstig auf das Immunsystem im weiblichen Urogenitaltrakt auswirken.
Normalerweise empfehle ich meinen schwangeren Patientinnen in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten OMNi-BiOTiC® PANDA, um das Baby optimal auf die Geburt und die ersten Lebensmonate vorzubereiten.
Wie wichtig die Darmbakterien für Babys sind, habe ich schon mehrfach beschrieben:
Untersuchungen haben gezeigt, dass auch das Mikrobiom der Neugeborenen von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes Veränderungen aufweist. Schwangerschaftsdiabetes der Mutter scheint also, wie auch die Art der Geburt oder das Stillen des Kindes, einer der Einflussfaktoren zu sein, der die Darmflora der Neugeborenen und ihren Start ins Leben entscheidend beeinflusst!
Deshalb riet ich Hannah vorausschauend, auch ihrem Baby – sobald es denn auf der Welt sei – OMNi-BiOTiC® PANDA zu geben. So würde sie aktiv dafür sorgen, dass dem Baby ein möglichst guter Start ins Leben mit ausgewogenem und vielfältigem Mikrobiom ermöglicht wird. Häufig hält sich das Geburts-Übergewicht mancher Babys hartnäckig. Das wäre fatal, denn aus einem übergewichtigen Baby/Kleinkind wird nach meiner Erfahrung selten ein schlanker Erwachsener …
„Das mach’ ich auf jeden Fall“, meinte Hannah, „meinem Baby soll es schließlich an nichts fehlen“. Ihre Zuversicht freute mich, und ich war mir sicher, dass Hannah alle Tipps zur Ernährungsumstellung, sportlicher Aktivität und Probiotika-Einnahme befolgen würde.
Ehrlich gesagt, würde ich das jeder Frau empfehlen, auch bereits vor einer Schwangerschaft …
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Schwangerschaftsdiabetes Symptome
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge.