Ob Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Allergie – mit einer ausgesprochen darmfreundlichen Ernährung lässt sich viel bewirken. Besonders kompromisslos geht dabei eine hypoallergene Ernährung vor!
„Weihnachten ist mir gar nicht gut bekommen“, klagte mir meine neue Patientin Simone* (48) ihr Leid. „Eigentlich achte ich schon sehr auf meine Ernährung, weil ich so vieles nicht vertrage, aber gerade an Feiertagen ist man dann ja doch geneigt, Ausnahmen zu machen“, erläuterte sie. „Jetzt muss ich wohl die Konsequenzen tragen.“
Statistisch gesehen leidet rund jede/r dritte Deutsche an einer Lebensmittel-Allergie, und die Zahlen steigen schon seit Jahren stark an. Noch größer ist die Anzahl derjenigen, die an Nahrungsmittelunverträglichkeiten leiden. Hierbei reagiert das Immunsystem nicht sofort, sondern mit einer diffusen Spätreaktion wie Kopfschmerzen, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen.
Simone hatte es wohl besonders schlimm erwischt, leidet sie doch an einer ganzen Reihe von Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien.
Neben einer Weizenunverträglichkeit, die nichts mit der Auto-Immunerkrankung Zöliakie** zutun hat,reagiert sie immer wieder mit Kopfschmerzen und Schwindel, Durchfall oder Übelkeit auf verschiedene Lebensmittel, zum Beispiel Milchprodukte oder Eier. Auf manche Fischarten und Erdnüsse reagiert sie sogar mit den typischen Anzeichen einer Allergie.
Das schränkt Simone im Alltag natürlich stark ein. So berichtete sie mir, dass sie besonders von immer wieder auftretenden Durchfällen geplagt werde. Zu mir kam sie, weil sie mehr zum Thema Hypoallergene Ernährung erfahren wollte.
Durchfall kann natürlich diverse Ursachen haben – falls es Sie interessiert:
„Aber bitte gluten- und laktosefrei …“
Diesen Hinweis hören Beschäftigte in der Gastronomie immer häufiger. Auch Simone muss beim Restaurantbesuch oder Einladungen zum Essen immer genau nachfragen. Mittlerweile, so erzählte sie mir, werde es aber immer einfacher für sie, denn auf Grund der hohen Nachfrage böten die meisten Restaurants zumindest gluten- und laktosefreie Optionen an. Wobei die Reaktion auf Milch und Milch-Produkte auch auf das Eiweiß in der Milch zurückzuführen sein kann. Es besteht aus 80 % Kasein und 20 % Molkenprotein. Da hilft dann das Weglassen von Milchzucker (Laktose) allein natürlich nicht.
Über diese Problematik habe ich hier bereits ausführlich geschrieben:
Doch woher kommt eine solche Unverträglichkeit?
Nicht gegen jeden Fisch allergisch
Als sie das erste Mal eine diffuse allergische Reaktion auf Thunfisch und kurze Zeit später auf Hering hatte, berichtete Simone, habe sie zuerst an eine Fischallergie gedacht. Diese wird normalerweise durch Antikörper gegen das Protein Parvalbumin ausgelöst, das sich vor allem im hellen Fleisch vieler Fischarten findet. Doch nach ausgiebiger Recherche wurde ihr klar, dass das in ihrem Fall vermutlich gar nicht der Auslöser war – die meisten Fischsorten vertrug sie nämlich nach wie vor.
Nach einem ausführlichen Allergietest stellte sich heraus, dass tatsächlich nicht das Parvalbumin, sondern Histamin für ihre Beschwerden verantwortlich war. Der Stoff spielt bei Immunreaktionen des Körpers eine bedeutende Rolle als Botenstoff:
Histamin erweitert die Blutgefäße, was zu einem dramatischen Blutdruckabfall führen kann. Außerdem führt die vermehrte Ausschüttung von Histamin zu Schwellungen, von denen auch die Zunge und der Hals betroffen sein können. Das ist dann eine typische allergische Reaktion! Eine hohe Aufnahme von Histamin über die Nahrung geht meistens mit einer abgeschwächten Reaktion einher, belastet den Körper aber auch.
Über typische Histamin-Reaktionen und besonders histaminhaltige Nahrungsmittel empfehle ich diesen kleinen Exkurs:
Wissbegierig?
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Gut zu merken: Omega-3-Fettsäuren verbessern das Gedächtnis
Da Simone wegen Ihrer Histamin-Intoleranz auch auf einige Fische reagiert, war ihre Frage, ob Sie Fisch komplett von ihrem Speiseplan streichen sollte. Nun enthalten Fische aber auch viele Omega-3-Fettsäuren, die eine anti-entzündliche Wirkung haben und sich zudem positiv auf das Gedächtnis auswirken. Mein Tipp für Simone war daher, lieber zu hochreinen Fischölkapseln zu greifen, als viel Fisch zu verzehren. Sehr gute Kapseln mit hohem Anteil an EPA und DHA gibt es von Meta-Care®, NORSAN oder Pharma Nord.
Leinöl ist ebenfalls eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren, diese liegen hier allerdings in einer schwer verwertbaren Form vor und müssen erst in die aktiven Formen wie EPA und DHA umgewandelt werden.
Gerade für Allergiegeplagte wie Simone sind diese langkettigen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sehr wichtig. Eine ausreichende Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren kann die Allergiesymptomatik verbessern.
„Kann Spuren von Erdnüssen und anderen Nüssen enthalten“
Diesen Warnhinweis auf Nahrungsmittelverpackungen kennt vermutlich jede/r, und er hat auch seinen Sinn, denn schon in kleinen Mengen können Nüsse starke allergische Reaktionen auslösen. Anzumerken wäre hier höchstens, dass Erdnüsse gar keine Nüsse sind, auch wenn sie so heißen. Strenggenommen handelt es sich bei Erdnüssen nämlich um Hülsenfrüchte.
Warnhinweise sind dennoch angebracht, weil der Verzehr von Nüssen bei Allergikern zu einer Überreaktion des Immunsystems und den typischen Reaktionen einer Allergie führen kann. Essen Nussallergiker aus Versehen doch ein Produkt, das Nüsse enthält, führt dies zu einer durch IgE-Antikörper vermittelten Abwehrreaktion mit stark vermehrter Histaminausschüttung und der Gefahr eines allergischen Schocks.
Auch in diesem Fall sind wieder bestimmte, in den Nüssen enthaltene Eiweißverbindungen für die Allergie verantwortlich. Da sich die Proteine der unterschiedlichen Nusssorten oft sehr ähneln, treten Allergien gegen mehrere der Nussarten häufig gleichzeitig auf.
Zwar reagiert Simone schon seit ihrer Kindheit auf Erdnüsse, doch dafür kann sie „echte“ Nüsse, zum Beispiel Mandeln oder Walnüsse, ohne Beschwerden zu sich nehmen. Gerade die Walnüsse legte ich Simone ans Herz, denn die sind gesünder, als viele Menschen es vermuten. Zwar haben diese einen hohen Fettgehalt, enthalten neben den gesunden, ungesättigten Fettsäuren aber auch viele Vitamine und Inhaltsstoffe wie Kalium, Eisen oder Zink. Auch bei der hypoallergenen Ernährungsweise, die ich Simone noch im Detail erklären würde, dürfen Walnüsse gern regelmäßig auf den Essensplan.
„Hat auch das Mikrobiom Einfluss auf Allergien und Unverträglichkeiten?“
Diese Frage meiner Patientin kam wie aus der Pistole geschossen! Wenn Sie mit meinem Blog vertraut sind, werden Sie sich die Antwort schon denken können: Na klar! Die Darmschleimhaut spielt logischerweise eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Nahrung, beim Erkennen potenziell schädlicher Substanzen und bei der darauffolgenden Immunantwort.
Wie besonders frühe Phasen unseres Lebens die Ausbildung eines gesunden Mikrobioms und die Entwicklung von Allergien beeinflussen, habe ich hier genauer erklärt:
Tolle Mitgift: eine allergische Disposition
Kinder, die zumindest ein allergisch reagierendes Elternteil haben, bekommen die allergische Disposition quasi als Mitgift. Musste dies früher halt so hingenommen werden, stehen uns heute probate Mittel zur Verfügung, um sofort gegenzusteuern: Es ist absolut entscheidend, der werdenden Mutter bereits ab dem 8. Schwangerschaftsmonat OMNi-BiOTiC® PANDA zu geben, damit sie beim Stillen die wichtigen Bakterien auf das Kind überträgt, die für einen Ausgleich des Immunsystems sorgen.
So können Nahrungsmittel-Allergien, aber auch Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma verhindert werden, wie große Studien mit Kinderkliniken zeigen. Dafür ist es aber wichtig, dass auch das Neugeborene vom ersten Lebenstag OMNi-BiOTiC® PANDA bekommt! Am besten das ganze erste Lebensjahr hindurch – hier nachzulesen:
Sensibel wie ein Neugeborenes
Es mag Sie überraschen, aber auch sensiblen Erwachsenen, die auf alle möglichen Substanzen der Umwelt mit Unverträglichkeiten oder sogar Allergien reagieren, verschreibe ich OMNi-BiOTiC® PANDA! Hier hat sich der Weg „back to the roots“ als Auftakt für eine Probiotika-Therapie häufig als hilfreich erwiesen.
Simone leidet unter einer ausgeprägten Fehlbesiedelung des Darms, sehr wahrscheinlich hervorgerufen durch häufige Antiobiotika-Gaben, die ja immer auch eine vernichtende Wirkung auf die guten Bakterien und vor allem auf die Darmbarriere haben. Ist diese erst gestört, reagiert das Immunsystem im Darm auch auf harmlose Nahrungsmittel, als wären es Feinde!
Liegt aber eine Dysbiose (=Fehlbesiedelung) der verschiedenen Bakterienarten vor (und das ist bei einer großen Zahl der Allergiker der Fall), kommt es leichter zu einer Überreaktion des Körpers bei der Aufnahme bestimmter Lebensmittel! Deshalb werden wir versuchen, Simones Mikrobiom und besonders ihre Darmbarriere wieder aufzupäppeln und damit hoffentlich eine Besserung der Allergiebeschwerden zu erreichen.
Zu diesem Zweck empfahl ich Simone, jeden Morgen noch vor dem Frühstück das Probiotikum OMNi-BiOTiC®6 einzunehmen, um die Balance ihrer Darmbakterien zu fördern.
Richtig besiedelt – vom Dünndarm bis zum Dickdarm
Das Besondere an OMNi-BiOTiC® 6 ist, dass die sechs hierin enthaltenen Leitkeimstämme den gesamten Darm besiedeln, also vom Dünndarm (in dem ja die immunologischen Reaktionen verursacht werden) bis zum Dickdarm, der am meisten Bakterien enthält und dringend auch gesund erhalten werden muss.
Außerdem senken diese Stämme – auch Symbionten genannt – den pH-Wert in den wichtigen sauren Bereich ab, in dem sich pathogene Keime nicht wohlfühlen, unterstützen die Butyratbildung (Buttersäure), die für eine gesunde Darmschleimhaut besonders wichtig ist, und unterstützen die Interleukin 10-Bildung! Das sind immunologische Botenstoffe, die eine überschießende Reaktion von Antikörpern ausgleichen können. Der Ausgleich dieser Antigen-Antikörper-Reaktion ist – insbesondere für Allergiker und unter Unverträglichkeiten leidende Menschen – eine ganz wichtige Aktion unserer freundlichen Darmbakterien!
Simone habe ich geraten, OMNi-BiOTiC® 6 über einen langen Zeitraum von mindestens 9 Monaten einzunehmen. „Ha, neun Monate!“ unterbrach mich Simone, „und dann kommt etwas heraus, das hoffentlich Hand und Fuß hat“. Simones Humor ist wirklich unschlagbar!
Über die faszinierenden Eigenschaften des Immunsystems habe ich übrigens erst in meinem letzten Blog ausführlich geschrieben:
Was tun bei Allergien?
Nun, Linderung geht auch durch den Magen! Simone empfahl ich daher erst einmal eine längere Phase mit hypoallergener Ernährung. Dabei verzichten Allergiker*innen und „Unverträgliche“ über längere Zeit auf potenziell Allergie-auslösende Nahrungsmittel. Das entlastet den ganzen Körper, weil er nicht ständig auf möglicherweise schädliche Stoffe reagieren muss, und gibt auch der Darm-Mikrobiota genügend Zeit für ausreichende Regeneration.
Insbesondere stark verarbeitete Lebensmittel, wie sie heutzutage immer häufiger auf den Tisch kommen, sollte man möglichst vermeiden. Stattdessen ist eine so naturbelassene und ausgewogene Ernährung wie nur möglich erstrebenswert.
Vorsicht bei einseitiger Ernährung!
Gerade durch den Verzicht auf viele Lebensmittel bei hypoallergener Ernährung läuft man allerdings Gefahr, sich zu einseitig zu ernähren und so einen Mangel an bestimmten Stoffen zu entwickeln. „Ich glaube, da bin ich mittlerweile Profi“, erklärte mir Simone gelassen, „schließlich verzichte ich schon lange auf verschiedene Lebensmittel und bin da auch gut informiert.“ Trotzdem versprach sie mir, auf viel Abwechslung in ihrem Speiseplan zu achten.
„Auf was soll ich denn nun genau verzichten?“ insistierte Simone nun. Neben Weizen- und Milchprodukten, die Simone sowieso nicht zu sich nimmt, gibt es noch eine ganze Reihe anderer Lebensmittel, die bei einer hypoallergenen Ernährung für eine Weile gemieden werden sollten.
Was NICHT zur hypoallergenen Ernährung passt
- Mandeln, Erdnüsse (die bei Simone auf Grund ihrer Allergie sowieso wegfallen) sowie Haselnüsse
- Hühnereier und Produkte, die diese enthalten
- Histaminhaltige Lebensmittel wie z. B. reifer Käse, frischer Fisch, Meeresfrüchte (auch nicht tiefgefroren), alkoholische Getränke, geräuchertes Fleisch und Wurst, einzelne Gemüsesorten (z. B. Sauerkraut, Aubergine, Spinat oder Tomaten), Avocados (Die Reaktionen auf diese Lebensmittel sind sehr individuell und sollten sorgsam ausprobiert werden!)
- Frisches Obst und Fruchtsäfte, insbesondereZitrusfrüchte, Ananas, Bananen, Kiwi, Himbeeren und Erdbeeren
- Schweinefleisch
- Gewürzmischungen
- Raffinierter, weißer Zucker (ein besonderer Leckerbissen für unerwünschte Darmbakterien)
- Kakao und dunkle Schokolade
Hatte Simone bis dahin alle Einschränkungen geduldig „weggesteckt“, so begehrte sie beim letzten Punkt auf: „Keinen Kakao und dunkle Schokolade!? Herrjeh!“
Ihre Reaktion war verständlich, aber dennoch: Kakao enthält zwar nicht viel Histamin, doch dafür andere biogene Amine, die die Histaminwirkung verstärken. Die gute Nachricht: Weiße Schokolade wird gut vertragen. Simone seufzte erleichtert auf.
Die beste Zeit für den „kleinen Salat zwischendurch“
Bei rohem Gemüse sollte sie besser vorsichtig sein und weder größere Mengen noch mehrere Sorten auf einmal essen, insbesondere keine grünen Smoothies trinken. Haben wir ein empfindliches Verdauungssystem und essen wir viel Rohkost (oder diese zu spät, ab ca. 16 Uhr), kann der Körper diese nicht mehr komplett verarbeiten. Es entstehen dann Gärungsprozesse im Darm, wodurch sich Alkohol bildet. Durch Prozesse dieser Art wird langfristig das Mikrobiom des Darms stark belastet. Den „kleinen Salat zwischendurch“ sollte es also in Zukunft lieber mittags als abends geben.
Ein Inhaltsstoff, den Simone allerdings unbedingt zu sich nehmen sollte, ist Calcium. Gerade beim Verzicht auf Milch kann es sein, dass sie zu wenig von diesem wichtigen Stoff aufnimmt, außerdem kann Calcium auch bei Allergiesymptomen lindernd wirken.
Mal im Ernst: Kichererbsen haben wenig Allergene
Der Grund dafür ist die kapillarabdichtende Wirkung von Calcium. Bei einer akuten allergischen Reaktion kann so die Abgabe von Histamin ins Blut deutlich verlangsamt werden – die allergische Reaktion wird gebremst. Für Simones hypoallergene Ernährung riet ich ihr zu Sesam, Brokkoli, Grünkohl und Kichererbsen, weil diese Lebensmittel viel Calcium und gleichzeitig wenig Allergene enthalten. Auch calciumhaltiges Mineralwasser ist eine gute Lösung.
„Kann ich nicht auch Calcium in Kapselform einnehmen?“ Simone war schon ganz schwindelig von den vielen Empfehlungen. Und wir waren ja noch nicht mal durch damit!
Ja, Calcium kann Simone gut einnehmen, zum Beispiel das Meta-Care® Aktiv, das neben einem hoch bioverfügbaren Calcium auch Magnesium und Bor enthält. So wird die Wirksamkeit aller Inhaltstoffe in ihrer Kombination optimal unterstützt. Es gibt einige gute Calcium-Präparate, auch von Biogena und Sunday Naturals. Ich selbst nehme zu meinen D3-Präparaten das Meta-Care® Aktiv.
Ein Hoch auf das „Sonnenvitamin“ D3
Vitamin D3 hat eine besondere Wirkung auch auf unser Immunsystem und hier vor allem auf die Entstehung von Allergien, auch von Neurodermitis! Deshalb kommen ja in den sonnenarmen Monaten (D3 ist ein Sonnenvitamin) Erkrankungen wie die atopische Dermatitis so richtig in Fahrt.
Nicht nur durch die Ernährung kann man den Körper unterstützen, auch das Vermeiden von Stress kann sich sehr positiv auf unser Wohlbefinden und auch auf Allergien auswirken. Die Anwendung von Heilpflanzen wie Lavendel und verschiedene Entspannungstechniken wie Yoga haben schon bei vielen meiner Patient*innen eine Besserung der Beschwerden bewirkt.
Hypoallergen, alles schön und gut
Erst einmal – so lautete unsere Verabredung – sollte Simone die hypoallergene Ernährungsweise für zwei bis drei Monate durchhalten. Danach würden wir dann gemeinsam entscheiden, wie es für sie weitergehen solle.
„Hypoallergen, alles schön und gut, aber wie kann ich denn generell dem Darm etwas Gutes tun?“ Zur Klarstellung fügte Simone hinzu: „Meistens bin es doch ich, die in der Küche steht und für mich und meine Familie kocht – schon allein, weil ich am besten weiß, was ich vertrage. Da kann es ja nicht schaden, wenn das, was auf den Tisch kommt, auch für unser aller Darmbakterien gut ist“.
Diese Einstellung nahm mich noch mehr für sie ein. Natürlich lässt sich durch die richtige Ernährung das Gleichgewicht im Darm fördern. Das A und O eines Mikrobiom-freundlichen Lebensstils ist eine hauptsächlich pflanzliche Ernährung.
Alles spricht für pflanzliche Ernährung!
Eine Studie der Harvard Universität hat gezeigt, dass schon nach kurzer Zeit bei einer Ernährung mit vielen tierischen Nahrungsbestandteilen eine eher ungewollte Bakteriengruppe sich stark vermehrte: Bilophila wadsworthia. Diese am Abbau von Gallensäuren beteiligten Bakterien sind auch mit verschiedenen Darmerkrankungen wie Krebs assoziiert.
Bei Probanden mit rein pflanzlicher Ernährung wurde hingegen eine vermehrte Bildung des hier schon beschriebenen Butyrats festgestellt. Diese kurzkettige Fettsäure wird von den Bakterien im Darmmikrobiom hergestellt und ist für wichtige Körperfunktionen, wie z. B. die Steuerung von Entzündungsprozessen, wichtig. Außerdem unterstützt sie die Festigkeit der Darmschleimhaut. Nebenbei ist sie eine wichtige Energiequelle für die von uns gern gesehenen Bakteriengruppen und trägt so zur Gesundheit unseres Darmmikrobioms bei.
Auch die Aufnahme von sogenannten Präbiotika regt die vermehrte Bildung von Butyrat an. Präbiotika sind Stoffe, die sich positiv auf das Wachstum und auch auf die Funktion der Bakterien im Darm auswirken. Zu ihnen gehören vor allem Ballaststoffe, wie zum Beispiel Leinsamen, Buchweizen oder Fructo-Oligosaccharide (FOS), wie sie etwa in Spargel oder Zwiebeln zu finden sind.
Was sind eigentlich Ballaststoffe?
Unter Nahrungsfasern (auch „Ballaststoffe“ genannt) versteht man Bestandteile von Zellwänden, die sich von unseren Verdauungssekreten nicht beeindrucken lassen und so größtenteils unverdaut den Dickdarm passieren können.
Kommt jetzt Wasser hinzu, quellen diese Fasern auf und bewirken so – durch die Vergrößerung ihres Volumens und Gewichts – eine Aufweichung des Stuhlbreis. Diese vermehrte Stuhlmenge wiederum regt die Darmbewegung an – dadurch verkürzt sich die Passagezeit im Darm.
Ein größeres Stuhlvolumen ist Gewöhnungssache
Eine so verbesserte Darmmotilität beugt einerseits Verstopfungen vor, andererseits ist eine körnerreiche Kost bei Menschen mit Darmproblemen oft die Ursache für Beschwerden. Anfänglich kann der Darm auf eine körner- und faserreiche Ernährung mit vermehrten Blähungen und einem aufgetriebenen Bauch reagieren. Wenn sich der Darm aber nach einigen Wochen an ein größeres Stuhlvolumen gewöhnt hat, entstehen aufgrund der schnelleren Darmpassage weniger Fäulnisgase, die sich ansonsten in Blähungen äußern würden.
Hinzu kommt, dass diese Nahrungsfasern sehr sättigend sind, zusätzlich also einen positiven Effekt auf Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten haben.
Zu beachten ist allerdings, dass Nahrungsfasern wie z. B. Weizenkleie oder Leinsamen die Resorption von Wirkstoffen aus dem Darm vermindern, deshalb sollte die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten vermieden werden.
Für den Fall, dass meine Patientin Darmprobleme registrieren sollte, riet ich ihr, lieber auf gemahlene Körner zurückzugreifen und grobe Kornbrote zu meiden.
Topinambur – Superfood und Ballaststoff-Bombe
Ein Superfood in dieser Hinsicht ist Topinambur – eine wahre Ballaststoff-Bombe, die nebenbei auch noch viele Vitamine, Eisen, Kalium und Calcium enthält.Auch andere nicht so alltägliche Gemüsesorten wie z. B. Chicorée, Gelbe Bete oder Schwarzwurzeln sind auf der Liste der ballaststoffreichen Lebensmittel ganz weit vorn mit dabei.
Deren wasserlösliche Ballaststoffe werden im Darm von den verschiedenen Bakteriensorten mit großer Hingabe verstoffwechselt und fördern das Wachstum der erwünschten Bakterientypen.
Um Simone die neue Ernährungsweise zu erleichtern, habe ich ihr OMNi-LOGiC® FIBRE empfohlen. Es enthält alle wichtigen Ballaststoffe, ohne den Darm zu belasten, und wirkt sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall. Simone kann es einfach übers Essen streuen oder in Getränke einrühren – ob heiß oder kalt. Das Gute: Es ist absolut geschmacksneutral.
Simone war total erleichtert, hatte sie doch im Geiste schon Schweißperlen auf der Stirn bekommen, als sie an die entsprechenden Einkaufslisten dachte.
„Ich habe mal etwas über essenzielle Aminosäuren gelesen. Was hat es denn damit auf sich?“ Jetzt wollte Simone es wirklich genau wissen, aber ich freute mich über ihre Wissbegier. Tatsächlich ist es so, dass unser Körper die meisten Aminosäuren, die für die Herstellung von Proteinen nötig sind, selbst herstellen kann. Daneben gibt es aber auch manche, die über die Nahrung aufgenommen werden müssen.
Welche das sind und woher wir sie am besten beziehen, wenn wir größtenteils auf tierische Produkte verzichten, ist zur besseren Übersicht hier aufgelistet:
Wo die essenziellen Aminosäuren versteckt sind:
- Methionin: in Sesam, Erbsen, Sojabohnen
- Tryptophan: in Linsen, Haferflocken, Sojabohnen
- Leucin: in Hirse, Mais, Hülsenfrüchten
- Isoleucin: in Kichererbsen, Linsen
- Threonin: in Pilzen, Walnüssen
- Lysin: in Hülsenfrüchten, Bierhefe
- Phenylalanin: v. a. in tierischen Produkten
Für den Körper insgesamt sehr wichtig ist Eiweiß.Es sollte daher reichlich über die Ernährung aufgenommen werden. Gerade bei rein pflanzlicher Ernährung sollte man darauf achten, den täglichen Bedarf zu decken. Gute pflanzliche Proteinquellen sind beispielsweise Bohnen, Erbsen oder Linsen. Auch Hanfproteine sind eine gute Eiweißquelle für Vegetarier oder Veganer (und ganz und gar nicht berauschend). Neben viel Eiweiß sind auch Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe darin enthalten.
Darmbakterien lieben die Abwechslung!
Insgesamt ist für ein ausgeglichenes Mikrobiom nicht nur die Aufnahme aller wichtigen Stoffe essenziell, auch Abwechslung tut den Darmbakterien gut. Empfehlenswert ist ein Speiseplan für die ganze Woche, bei dem man versucht, möglichst vielfältige Gerichte unterzubringen. Auch vor noch unbekannten Rezepten und Zutaten sollte man nicht zurückschrecken und sich mutig an Neues wagen. Aber eines nach dem anderen, sonst ist es schwer herauszufinden, worauf man reagiert hat, sollten doch mal Probleme auftauchen.
Nicht nur meinen Patient*innen rate ich zudem, ruhig längere Phasen ohne eine Mahlzeit einzuplanen, denn durch längere Intervalle ohne Nahrungsaufnahme wird das Verdauungssystem entlastet! Dieses Prinzip findet sich ja auch in der 16:8-Diät wieder, bei der man 16 Stunden fastet und dann die Mahlzeiten auf die restlichen 8 Stunden aufteilt. Mein Tipp: Um 18 Uhr zu Abend essen und bis zum Frühstück um 10 Uhr nichts mehr essen.
Noch ein Tipp für den nächsten Speiseplan: Eine optimale Mahlzeit setzt sich aus zwei Dritteln Gemüse und einem Drittel Eiweiß ODER einem Drittel vollwertigen Kohlenhydraten zusammen. So bleibt man auch über längere Zeit satt und leistungsfähig. Packt einen doch einmal das Verlangen nach etwas Süßem, dann am besten gleich nach der Mahlzeit genießen, so hat das Verdauungssystem nachher wieder über längere Zeit Ruhe.
Falls es doch einmal zu Beschwerden kommt
„Was, wenn ich doch mal wieder etwas akut nicht vertrage und Durchfall bekomme?“, fragte Simone besorgt. Selbst in dieser Situation kann man mit einigen Ernährungstricks einen schnellen Ausweg finden:
Neben genereller Schonkost bilden ein zerriebener Apfel oder eine zerdrückte Banane ein wahres Wundermittel bei Durchfallleiden. Diese binden nämlich – durch den enthaltenen Ballaststoff Pektin – Flüssigkeit im Darm, was die Stuhlkonsistenz fester macht. Durch das Reiben oder Zerdrücken kann das Obst diese Wirkung besonders gut entfalten, da das Pektin dann leichter aufgenommen wird. Außerdem können Bananen durch ihren Kaliumgehalt einen Verlust von Kalium ausgleichen, aber Achtung: Gerade Simone sollte wegen des in Bananen enthaltenen Histamins lieber auf geriebene Äpfel zurückgreifen.
Was die Bakterien, die uns schlank halten, lieben
Auch hierfür gibt es ein Mittel zum Einnehmen: OMNi-LOGiC® APFELPEKTIN. Es macht satt, dickt den zu flüssigen Stuhl ein und füttert zudem unsere Bakterien, die uns schlank halten! Simone zückte sofort ihre Einkaufsliste.
Auch Kümmel ist ein Mittel, auf das viele besonders bei Blähungen schwören. Diese Heilpflanze beruhigt nämlich die aktiven Muskeln des Magen-Darm-Trakts und lindert so die Beschwerden.
Gut verdaulich sind außerdem gekochte Haferflocken, Zwieback, Congee-Reissuppe oder Karottensuppe. Dagegen sollte man auf körnige Vollkornprodukte, salzige oder fettige Speisen möglichst verzichten, um den Magen-Darm-Trakt nicht noch mehr zu belasten.
Als Simone meine Praxis verließ, schien ihr der Kopf zu „qualmen“, aber sie wirkte sichtlich zufrieden und voller Tatendrang. Sie hatte mir versprochen, sich schon bald zu melden und von ihrem Erfolg mit der hypoallergenen, besonders darmfreundlichenErnährungsweise zu berichten. Sie wollte zunächst mal vieles ausprobieren und ihre Familie mit dieser Art Ernährung gleich mit beglücken. Ich bin gespannt!
Auch wenn Sie akut keine Darmprobleme haben, kann ich Ihnen nur empfehlen, einige dieser Tipps zu beherzigen. Ihre überaus freundlichen und nützlichen Darmbakterien werden es Ihnen tausendfach danken!
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
** Näheres zur Zöliakie finden Sie hier:
https://probiotische-praxis.blog/zoeliakie/glutenunvertraeglichkeit/
Titelbild: © nikolay_artjuhoff / shutterstock
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
dir ist klar, dass milch keine kalziumquelle ist? milch entzieht nährstoffe aus menschen.
Unsere heutige Milch hat viele Nachteile, deshalb habe ich mich auch klar gegen den Konsum positioniert. Aber wir sollten bei allen Emotionen bei der Wahrheit bleiben: Milch ist immer noch eine Kalziumquelle, wenn auch nicht die beste. Das Haupt-Problem bei der Kuhmilch sind die Proteine, die mit dem menschlichen Körper interagieren.