Es ist an der Zeit, den ungezählten Mäusen ein Denkmal zu setzen, die im Dienst der Forschung „arbeiten“. Im vorliegenden Fall stützen Sie die Annahme, dass ein ausbalanciertes Mikrobiom für den Muskelaufbau essenziell zu sein scheint …
Wie wichtig ein ausbalanciertes Darmmikrobiom für unsere Gesundheit ist, merken wir meistens erst, wenn eine Dysbiose, also eine Fehlbesiedelung durch zu viele „schlechte“ Bakterien, vorliegt – sei dies aufgrund einer unausgewogenen Ernährung oder einer antibiotischen Behandlung. Dann nämlich erleben wir, dass nicht nur das Verdauungs- und Immunsystem (mit seiner Zentrale im Darm), sondern auch alle möglichen Körperfunktionen und -prozesse plötzlich „auffällig“ werden.
Durch meine langjährige Beschäftigung mit dem humanen Mikrobiom bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass es kein Krankheitsbild gibt, das nicht (auch) seine Ursache im Darm hat.
Solche Erkenntnisse zur allumfassenden Bedeutung der Darmgesundheit sind uns allen hinlänglich bekannt – besonders, wenn Sie diesen Blog schon länger verfolgen. Daneben spüren Wissenschaftler aber auch verstärkt anderen Zusammenhängen nach, bei denen die Zusammensetzung des Mikrobioms eine Rolle spielt.
Bakterien lieben Bewegung
So wurde bereits eine Verbindung zwischen dem Mikrobiom und körperlicher Bewegung nachgewiesen. Kürzlich hat sich ein Team von Trainingsphysiologen der University of Kentucky in Lexington unter der Leitung von Prof. John McCarthy* der spannenden Frage gewidmet, welche Auswirkungen der Zustand des Mikrobioms auf das Muskelwachstum hat.
Das hat meine Aufmerksamkeit erregt, hatte ich doch schon vor Jahren einen Patienten, der aufgrund seines anspruchsvollen sportlichen Trainingspensums über massive darmassoziierte Probleme klagte – hier nachzulesen:
Die Wissenschaftler aus Kentucky hatten sich gefragt, „wie sich die Skelettmuskulatur an das Training anpasst und ob das Darmmikrobiom angesichts seiner zentralen Rolle für die menschliche Gesundheit eine Rolle bei diesem Prozess spielen könnte.“
Wie ein gesundes Mikrobiom den Muskelaufbau unterstützt
„Im Rahmen ihres Experiments analysierten die Forscher 42 weibliche Mäuse.“ Warum nur weibliche Mäuse? Offenbar sind diese bessere Läufer als männliche Mäuse (!).
Einer Gruppe dieser Mäusedamen verabreichten sie Antibiotika über das Trinkwasser, während die Kontrollgruppe keine Antibiotika bekam. Die Medikamente – auch dies wird Sie kaum überraschen – verursachten „eine sogenannte Dysbiose, d. h. ein Ungleichgewicht in der Darmmikroflora“.
Nun zum eigentlichen Versuch: „Die Mäuse trainierten freiwillig etwa 9 Wochen lang auf Laufrädern.“ (Dazu hätte ich zwar gern das schriftliche Einverständnis der Versuchstiere gesehen, aber lassen wir der Forschung ihren Lauf.)
„Anschließend maßen und verglichen die Forscher die Skelettmuskulatur beider Gruppen, zu denen auch die Muskeln der Arme und Beine gehören.“ Sehen wir mal darüber hinweg, dass wir Laien wohl eher von „Vorder- und Hinterbeinen“ gesprochen hätten, denn ansonsten ließen die Forscher die gewohnte Vorsicht walten und schränkten ihre Ergebnisse so ein, wie man es von ihnen erwarten würde:
„Da an der Studie Mäuse beteiligt waren, besteht immer die Sorge, dass die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen werden könnten.“ Auch der Hinweis, dass „die Ergebnisse bei männlichen Mäusen unterschiedlich sein“ könnten, fehlt nicht. Ebensowenig wie die Einschränkung, dass „die Antibiotikadosis, die die Forscher verabreichten, im Vergleich zu den Dosen in früheren Studien relativ niedrig“ waren.
Eines bleibt festzuhalten:
Wichtig und belastbar erscheint vor allem eines: „Die Gruppe der Mäuse, die Antibiotika erhielten, hatte ein deutlich langsameres und weniger ausgeprägtes Muskelwachstum als Reaktion auf das Training als die andere Gruppe. Dies deutet darauf hin, dass für das Muskelwachstum nach dem Training ein intaktes Mikrobiom erforderlich ist.“
Dies steht nicht nur im Einklang mit früheren Studien zum Einfluss des Darmmikrobioms auf das Muskelwachstum von Mäusen und Schweinen. Auch Untersuchungen zur „Magen-Darm-Gesundheit bei (menschlichen) Leistungssportlern“ weisen in diese Richtung: „Aus sportlicher Sicht“, so Prof. McCarthy, „wurde festgestellt, dass Weltklasse-Läufer mehr von einer bestimmten Art von Bakterien haben, die eine zusätzliche Energiequelle zur Verfügung stellen“.
Es scheint also hinreichend belegt zu sein, „dass es Faktoren im Darmmikrobiom gibt, die den Aufbau von Muskelmasse fördern“. Michael Lustgarten, Ph.D. an der Tufts University in Massachusetts, expliziert hierzu: „Metaboliten, die von Darmbakterien produziert werden, können die Menge an vorhandener Muskelmasse beeinflussen. Eine Gruppe von Metaboliten, die dies tun, sind kurzkettige Fettsäuren, die durch die bakterielle Fermentation von Ballaststoffen produziert werden und nachweislich die Muskelmasse erhöhen.“
Gute Gründe für ein gesundes Darmmikrobiom
Trotz aller Einschränkungen hielt Prof. McCarthy fest, dass „ein gesundes Darmmikrobiom dazu beiträgt, einen größeren Nutzen aus regelmäßiger Bewegung in Bezug auf die Skelettmuskulatur zu ziehen“.
Diese Forschung könnte sich auch auf die Behandlung der Sarkopenie (altersbedingter Muskelverlust) bzw. des Muskelschwunds, wie er bei Krebspatient:innen auftritt, auswirken.
Wie viele Mäusegenerationen dafür wohl noch ins Laufrad müssen, lässt sich nicht abschätzen. Wenn Sie jedoch z. B. der Sarkopenie vorbeugen und Muskeln aufbauen möchten, sollten Sie wissen, dass jedes Krafttraining zunächst katabol, also muskelabbauend ist! Schlicht und ergreifend, weil wir bei starkem Training unsere Muskeln verletzen.
Deshalb verlangen Sportler:innen nach dem Training nach ihrem Protein-Shake, um dieses „katabole Umfeld“ schnell in ein anaboles umzuwandeln, indem sie Insulin aufnehmen.
Mindestens ebenso wichtig erscheint die Notwendigkeit (zumindest bei Leistungssportlern), eine trainingsbedingte Erhöhung der Durchlässigkeit („leaky gut“) der Darmschleimhaut zu reduzieren. Denn ähnlich wie beim Muskelaufbau fördert auch hier die Gabe von Probiotika die schnelle Wiederherstellung der regulatorischen Funktionen des betroffenen Gewebes, in diesem Fall der Darmbarriere!
In entsprechenden Studien konnte nämlich nachgewiesen werden, dass durch eine mehrwöchige Gabe von OMNi-BiOTiC® POWER nach Absolvieren eines Intensivtrainings der wichtigste Parameter für die Darmpermeabilität, der Zonulin-Wert des Stuhls, signifikant reduziert wurde.
Was Sie sonst noch tun können, um – immer im Einklang mit ihrem Darmmikrobiom – spürbare Ergebnisse beim Muskelaufbau zu erzielen, habe ich in dem oben erwähnten Blog-Beitrag aufgelistet. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
Mikrobiom Muskelaufbau
* Die zitierten Forschungsergebnisse basieren auf einer Veröffentlichung in „Medical News Today“:
Titelbild: © Sarah Holmlund / shutterstock
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.