Vor wenigen Jahrzehnten noch galt eine Fettleber als Ausweis eines übermäßigen Alkoholkonsums, und das Stigma eines „Trinkers“ haftete an den Betroffenen so hartnäckig wie Kaugummi an der Schuhsohle. Dies hat sich allerdings grundlegend gewandelt …
Dass Alkoholmissbrauch als Ursache für eine Fettleber längst an Bedeutung verloren hat, hängt „mit der zunehmenden Verbreitung von Übergewicht in der Bevölkerung“ zusammen. Fehlernährung stellt nämlich mittlerweile „die häufigste Ursache für die Verfettung des Organs“ dar, wie die Medizinredakteurin Christiane Fux kürzlich in einem Artikel* auf dem Portal „NetDoktor“ konstatierte.
Und da statistisch gesehen ein Viertel aller Menschen – Männer wie Frauen – im Laufe des Lebens eine nicht-alkoholische Fettleber entwickelt (NAFLD = Non-Alcoholic Fatty Liver Disease), werden Strategien zur Eindämmung der Folgen immer wichtiger.
Genau darum ging es auch den Forschern, deren Studie** dem Artikel zugrunde liegt. Sie beschäftigten sich nämlich mit „Ernährungsstrategien zum Abbau von Leberfett“, und dies erscheint umso verdienstvoller, als es bisher nur wenige Tipps für Betroffene gab, „das Organ wieder in seinen Normalzustand zu bringen, es also zu verschlanken“. Im Großen und Ganzen beschränkten sie sich auf Maßnahmen zur „Gewichtsabnahme und Bewegung“.
Da jedoch schon länger bekannt ist, „dass eine NAFLD auch mit einem gestörten Darmmikrobiom ursächlich zusammenhängt“ und „Menschen mit Fettleber im Frühstadium bereits ein verändertes Darmbakterienprofil“ aufweisen, bietet dies natürlich auch ein weites Feld für die Forschung.
Wie wichtig eine frühzeitige Intervention nach einer entsprechenden Stuhlanalyse ist, um die Chancen auf Gesundung einer bereits erkrankten Leber zu erhöhen, habe ich hier schon einmal beschrieben:
Bei der Suche nach der richtigen Strategie, um eine Fettleber wieder zu „verschlanken“, gingen die Forscher von der Prämisse aus, dass jene Darmbakterien gezielt unterstützt werden müssten, die resistente Stärke in Buttersäure (Butyrat) umzuwandeln verstehen. Gerade diese kurzkettige Fettsäure ist nämlich dafür bekannt, dass sie „Entzündungsprozessen im Körper entgegenwirkt und die Darmschleimhaut schützt“.
Folglich wurde von den „200 Personen mit diagnostizierter nicht-alkoholischer Fettleber“, die für die Studie rekrutiert und „für 4 Monate auf eine ausgewogene Abmagerungsdiät“ gesetzt wurden, die Hälfte einer Sonderbehandlung unterzogen: Sie bekam zweimal täglich „20 Gramm resistenter Maisstärke in 300 ml Wasser verrührt“ zu trinken, während der anderen Hälfte „die entsprechende Menge nicht-resistenter, also gewöhnlicher Maisstärke in Wasser“ zugeführt wurde.
Durchweg vielversprechende Werte
Im Ergebnis hatte sich der Leberfettanteil jener Probanden, die „während der gesamten Versuchsdauer resistente Stärke zu sich genommen hatte“, nahezu halbiert, während die Kontrollgruppe bei identischer Diät, aber ohne die zusätzliche Gabe resistenter Stärke, nur einen minimal gesunkenen Leberfettanteil aufwies. (Für die genauen Zahlenangaben bitte den unten verlinkten Originalartikel studieren.)
Gleichzeitig konnte bei der „Verum-Gruppe“, also jenen Teilnehmern, denen regelmäßig resistente Stärke verabreicht worden war, nach den vier Monaten ein im Vergleich deutlich stärkerer Gewichtsverlust festgestellt werden. Und dies waren nicht die einzigen positiven Veränderungen: So „besserten sich durch den regelmäßigen Verzehr der resistenten Stärke die Leberwerte wie ALT, AST und GGT, aber auch die Blutfettwerte der Teilnehmer.“
Diese erfreuliche Entwicklung schrieben die Forscher in erster Linie der „Veränderung des Mikrobioms im Darm“ zu, denn sie fanden heraus, dass sich „unter anderem der Anteil des Stuhlkeims Bacteroides stercoris durch die Kur mit resistenter Stärke deutlich reduziert hatte.“ Und speziell dieses Bakterium ist dafür berüchtigt, dass es indirekt zur Entwicklung einer Fettleber beiträgt, denn:
Es „setzt die Fettsäure Valin frei, die durch die Darmschleimhaut ins Blut und anschließend über die Pfortader in die Leber gelangt. Dort begünstigt sie Zellexperimenten zufolge die Anreicherung von Fett.“ Die gleichen Effekte zeigten sich, als „Stuhlproben der Teilnehmer auf Mäuse“ übertragen wurden, deren Darm vorher steril gemacht worden war.
Was sagt uns das? Der beste Weg, einer Fettleber vorzubeugen, besteht in der Heranzüchtung eines gesunden Darmmikrobioms! Und welche Art der Ernährung die Leber zuverlässig entlastet, habe ich hier schon einmal zusammengefasst:
Ballaststoffe und besonders resistente Stärke (die Lieblingsspeise jener Darmbakterien, die Butyrate bilden) gehören auf jeden Fall dazu. Diese besondere Stärke entsteht z. B., wenn wir stärkehaltige Nahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Kartoffeln oder Hülsenfrüchte grundsätzlich zunächst kochen und dann dem Kühlschrank anvertrauen, bevor wir sie endgültig zubereiten.
Coole Idee
Durch das Abkühlen verändert die Stärke ihre chemische Struktur. Der Prozess dauert etwa 12 bis 24 Stunden. Die resistente Stärke wird für den Darm nahezu unverdaulich und hat so einen positiven Einfluss auf die Darmflora. Selbst erneutes Erhitzen zerstört die resistente Stärke nicht.
Warum dies so wichtig ist? Weil die Betroffenen meistens völlig ahnungslos sind, denn die Leber leidet stumm. Wenn aber eine NAFLD nicht frühzeitig erkannt wird, kann sich nicht nur leicht ein Typ-2-Diabetes mit all seinen Folgekrankheiten entwickeln. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Und natürlich ist die Leber selbst dann in Gefahr, irreversibel geschädigt zu werden und eine Leberzirrhose oder Leberkrebs auszulösen, wie ich es hier schon mal beschrieben habe:
Glücklicherweise hält die probiotische Medizin einiges bereit, um ein gesundes Gleichgewicht im Darm herzustellen. Wenn es z. B. darum geht, gezielt eine angegriffene Leber zu unterstützen und zu entgiften, würde ich OMNi-BiOTiC® HETOX empfehlen. Und sowohl OMNi-LOGiC® FIBRE als auch OMNi-LOGiC® IMMUN bestehen jeweils etwa zur Hälfte aus resistentem Dextrin.
Wieder einmal ziehe ich meinen Hut vor den Forschern, die nachweisen konnten, dass es möglich ist, eine Fettleber durch resistente Stärke zumindest im Frühstadium zu „verschlanken“. Das ist doch eine prima Nachricht – gerade jetzt zur schlemmerreichen Weihnachtszeit …
Herzlich, Ihre
Dagmar Praßler
* Alle wörtlichen Zitate entstammen einem Artikel, der im Oktober 2023 auf dem österreichischen Online-Portal „NetDoktor“ veröffentlicht wurde.
Quelle: https://www.netdoktor.at/news/resistente-staerke-verschlankt-fettleber
** LINK zur Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37673036/
Abbau von Fettleber
In meinem Blog beschreibe ich regelmäßig Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Neben den von mir beschriebenen Produkten gibt es fast immer auch weitere von anderen Herstellern.
Es handelt sich in den Beschreibungen um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie grundsätzlich ärztlichen Rat oder den einer Heilpraktikerin / eines Heilpraktikers einholen.
Im Wechsel zu den Berichten aus der Praxis widme ich mich hier aber auch (unter dem Rubrum „News“) aktuellen Studien, die ich für erwähnenswert halte oder einen direkten Bezug zum Mikrobiom haben. Auch hier handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge