Es gibt keinen Trick, den die Zuckerindustrie nicht versuchen würde, um uns immer mehr von dem süßen Zeug anzudrehen, das unser Mikrobiom in die Knie zwingt. Um der eigenen Zuckersucht Einhalt zu gebieten, muss man ein paar einfachen Wahrheiten ins Auge blicken!
Zucker ist für die meisten Zeitgenossen ein ganz alltägliches Lebensmittel. Doch längst nicht immer sind wir uns der Zuckermassen bewusst, die sich in unserer Nahrung verstecken. Generell machen wir uns über die „süße Sünde“ Zucker und ihre Auswirkungen auf unseren Körper wohl zu wenig Gedanken.
„Das stimmt leider total“, gab meine neue Patientin Claudia* (43) freimütig zu, „aber in letzter Zeit habe ich viel über den Zuckeranteil in unserer Nahrung gelesen und bin regelrecht erschrocken: Klar würde ich gern weniger Zucker konsumieren, aber was ist mit dem Zucker, von dessen Existenz ich gar nichts ahne, der mir quasi untergejubelt wird?“
Was Claudia umtrieb, war die bange Frage, ob sie nicht schon längst ein „Zucker-Junkie“ war: „Ich hab’ ja zuletzt viel Homeoffice gemacht, aber bei uns im Büro steht immer eine Schale mit Schokoriegeln und anderen Süßigkeiten auf dem Tisch“, berichtete sie, „und ich bilde mir auch ein, dass ich mich nach so einem Snack besser konzentrieren kann.“
Dafür gibt es auch Gründe, auf die ich noch zurückkommen würde, aber zunächst wollte ich meiner Patientin erklären, was Zucker eigentlich ist: Chemisch betrachtet sind Zuckermoleküle Bestandteile von Kohlenhydraten. Je nachdem, wie viele Zuckermoleküle miteinander verknüpft sind, unterteilt man sie in Mono-, Di- oder Polysaccharide, also Einfach-, Zweifach- oder Mehrfachzucker.
Je nach Untergruppe haben diese Moleküle ganz unterschiedliche Funktionen und Auswirkungen auf unseren Körper. Auf Vielfachzucker wie z. B. Stärke oder Ballaststoffe, die uns Energie liefern, wollen wir natürlich nicht verzichten, denn diese tragen maßgeblich zu unserer Energieversorgung bei.
Saccharose – ständiger Begleiter im Alltag
Der Haushaltszucker aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr, den man beim Stichwort Zucker gleich im Kopf hat, heißt Saccharose und zählt zu den Zweifachzuckern. Er besteht zu je 50% aus Glucose und Fructose.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine tägliche Zuckerzufuhr von maximal 25g, was circa 6 Teelöffeln entspricht. „Oh, das ist aber ganz schön wenig“, hakte Claudia ein, „das schaffe ich nie und nimmer.“ Tatsächlich gelingt es den wenigsten Menschen, unterhalb dieser Grenze zu bleiben.
Eins, zwei, drei, vier, Eckstein, Zucker will versteckt sein
Eines der großen Probleme hierbei ist der in vielen Nahrungsmitteln gut versteckte Zucker. Gerade bei Produkten wie Müsli, „Fruchtjoghurt“ oder Sandwiches rechnet man eben nicht mit den Mengen an Zucker, die sich in Wahrheit in verarbeiteten Lebensmitteln und „Fertignahrung“ verstecken. Beim Einkaufen grundsätzlich einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen ist daher nicht nur eine gute Idee, sondern absolut unabdingbar!
Über versteckte Zuckerbomben und alles rund ums Thema Zucker berichte ich auch in meinem Video „So schädlich ist Zucker für unser Mikrobiom“, das Sie hier sehen können:
Künstliche Fructose – ein ganz „schlimmer Finger“
Doch nicht nur die Saccharose versteckt sich in vielen Nahrungsmitteln. Schlimmer noch ist die künstlich hergestellte Fructose, zum Beispiel in Form von Glucose-Fructose-Sirup – ein weit verbreiteter Nahrungszusatz, der doppelt so süß daherkommt wie unser Haushaltszucker.
„Aber Fructose ist doch eigentlich gar nicht schlimm, oder?“ Claudia war erstaunt, dass der Stoff, der in Obst enthalten ist, auf einmal ungesund sein sollte. „Muss ich denn bei Obst auch auf den Zuckergehalt achten?“
Natürlich enthalten natürliche Quellen wie süßes Obst und Gemüse immer noch viel Zucker, doch im Vergleich lange nicht so viel wie stark verarbeitete, industriell gefertigte Lebensmittel. Außerdem beinhalten natürliche Zuckerquellen auch wichtige Vitamine oder Ballaststoffe.
Dennoch ist wegen der Menge an Fructose von einem intensiven Obstverzehr abzuraten. Das trifft besonders auf Obst-Smoothies zu. Durch das „Smoothen“ ist die Obstmenge besonders groß und wird getrunken, nicht gegessen/gekaut. So gärt Obst im Bauch wie in einem Weinfass – das führt zu einem aufgeblähten „Rettungsring“. Doch all dies ist nicht annähernd so gefährlich wie die als Süßungsmittel genutzte künstliche Fructose.
Von der Fructose zur Fettleber
Gerade mit dem in vielen Fertignahrungsmitteln eingesetzten, hoch konzentrierten Glucose-Fructose-Sirup kann unsere Leber nämlich nichts anfangen, weshalb sich die Fructose schnell in Form von Bauchfett oder direkt in der Leber anlagert und in der Folge eine Fettleber ausbilden kann.
So kann eine hohe Zuckeraufnahme schnell drastische Auswirkungen haben und zu einem metabolischen Syndrom (https://probiotische-praxis.blog/gewicht/das-metabolische-syndrom/) und Übergewicht führen – auch weil die Fructose weniger sättigend als unser Haushaltszucker ist.
Nehmen wir konstant zu viel Fructose zu uns, steigt auch die Harnsäurekonzentration in unserem Blut, denn die Harnsäure ist das Abbauprodukt des Fruchtzuckers. Das Fatale: Die Ausscheidung dieser Harnsäure wird gleichzeitig durch die Fructose gehemmt, die Harnsäure reichert sich also vermehrt im Blut an und kann so Gicht oder Nierensteine hervorrufen. Über diesen Zusammenhang habe ich mich bereits mehrfach ausgelassen:
Das ist jedoch nicht die einzige Auswirkung der Harnsäure: Auch die Insulinsensitivität unserer Körperzellen wird dadurch beeinflusst – mit der Zeit entwickelt sich nämlich häufig eine Insulinresistenz und somit ein Diabetes mellitus Typ 2.
Obwohl gerade Diabetiker*innen – aufgrund des insulinunabhängigen Verstoffwechselns – Fructose oft empfohlen wird, ist gerade dies im Übermaß eher kontraproduktiv bei Diabetes mellitus, wie Sie hier sehen können:
„Oh je, das schreit ja geradezu nach mehr Eigenverantwortung“, meinte Claudia und gelobte, in Zukunft „definitiv mehr auf die Inhaltsstoffe“ ihrer Lebensmittel zu achten.
Glucose – Energiequell par excellence
Der Einfachzucker Glucose, der auch als Traubenzucker bezeichnet wird, ist das Abbauprodukt der aufgenommenen Kohlenhydrate. Ob Milchzucker (Lactose) oder Stärke – alles endet als Glucose und kann so zur Energiegewinnung genutzt werden. Die aufgenommenen Kohlenhydrate werden im Dünndarm zerlegt und gelangen schließlich in Form von Glucose ins Blut.
Jetzt kommt das Insulin ins Spiel, über das die Glucose in die Körperzellen eingeschleust wird: Der Blutzuckerspiegel sinkt, die Glucose wird über die Glykolyse zu Pyruvat abgebaut, und das wird schließlich über den Zitratzyklus in die universelle Energieform ATP umgewandelt.
„Jetzt komm’ ich nicht mehr mit“, unterbrach mich Claudia, „ATP kenn’ ich eigentlich nur als Tennisturnier.“ Stimmt! Gemeint war hier jedoch das Adenosintriphosphat – jener unmittelbar verfügbare Energieträger, der unsere Zellen befeuert.
Kürzen wir es also ab: Wenn alle Gewebe ausreichend mit Glucose versorgt sind, kann die Glucose – in Form von Glykogen – auch in der Leber gespeichert werden. Das ist ganz praktisch, denn viele Gewebe haben einen konstanten Glucosebedarf. Nachts oder in Hungersituationen kann dann diese Energiereserve genutzt werden. Allein unser Gehirn benötigt beispielsweise täglich ungefähr 140 Gramm Glucose.
Von Geburt an auf Zucker konditioniert
Das ist auch der Grund, weshalb wir mit dem „Süßhunger“ auf die Welt kommen und nicht z. B. mit einem „Zitronenhunger“. Wir sind von Geburt an auf Zucker und Fett konditioniert – allerdings bei weitem nicht in den Mengen, in denen wir es heute zu uns nehmen.
Zurück zum Hunger: Dauert dieser über längere Zeit an, kann es sein, dass auch die Glykogenreserven in der Leber sich irgendwann dem Ende zuneigen. Der Körper beginnt damit, Fett zu verbrennen, um genug Energie herzustellen. Das passiert auch, wenn Typ-1-Diabetiker*innen vergessen, sich regelmäßig ihr Insulin zu spritzen.
Beim Fettstoffwechsel entstehen nun in der Leber sogenannte Ketonkörper, die in die Gewebe transportiert und dort zur Energiegewinnung genutzt werden können. Irgendwann kann die Bildung der Ketonkörper allerdings auch gefährlich werden – eine zu hohe Konzentration im Blut führt nämlich zur Absenkung des Blut-pH-Werts (Azidose) und einer Stoffwechselentgleisung, die zur Bewusstlosigkeit führen kann! Auffällig ist in so einem Fall der starke Acetongeruch des Atems.
Zuckerunverträglichkeit – gibt es das?
Tatsächlich gibt es auch Menschen, die bestimmte Zuckerarten überhaupt nicht verstoffwechseln können, zum Beispiel weil ihnen ein dafür nötiges Enzym oder ein Transporter fehlt – ihr Verdauungssystem kann einfach nichts mit normalem Haushaltszucker (Saccharose) anfangen. Wird er konsumiert, führt dies sofort zu starken Beschwerden.
Selten steckt hier die heriditäre (vererbte) Fructose-Intoleranz dahinter, bei der die Fructose und Glucose nicht verstoffwechselt werden. Da dies eine Erbkrankheit ist und im frühesten Kindesalter zu Beschwerden führt, wird sie meistens früh erkannt. Der totale Verzicht auf Haushaltszucker und Fructose ist eine schwere Last, muss aber in so einem Fall leider ein Leben lang befolgt werden.
Etwas ganz anderes ist die Fructose-Malabsorption: Hier herrscht im Dünndarm ein Mangel des Transporters Glut-5, der die Fructose durch die Darmschleimhaut in die Blutbahn schleust. Die Fructose wandert in den Dickdarm und wird von dort mit viel Getöse ausgeschieden.
Wichtig zu wissen: Das Tryptophan (die Vorstufe unseres Glückshormons Serotonin) bindet an Fructose und geht mit ihr gemeinsam ins Blut. Scheiden wir die Fructose vermehrt aus, wandert unser „Glück“ mit ins Klo! Eine Darmsanierung kann hier allerdings Abhilfe schaffen.
„Huckepack“ durch die Darmschleimhaut
Haben wir die richtigen Darmbakterien, erholt sich Glut-5 auch wieder. Nach meiner Erfahrung mit vielen Patient*innen ist es das Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® 6, das insbesondere bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten effektiv die guten Darmbakterien wieder aufzuforsten vermag. Allerdings kann dies Monate dauern, und während der Zeit sollten die Betroffenen auf Fructose (und Haushaltszucker) unbedingt verzichten. Ein Trick, wenn es gar nicht anders geht: Mit der Fructose ein Stück Traubenzucker zu sich nehmen. Die Glucose nimmt dann eine kleine Menge Fructose „huckepack“ mit durch die Darmschleimhaut.
Eine weitere Störung des Zuckerstoffwechsels ist die Laktoseintoleranz. Entweder fehlt dem Körper schon von Geburt an das Enzym Laktase, das die Laktose spaltet, oder die Verträglichkeit der Milchprodukte nimmt mit steigendem Alter ab, weil die Laktaseaktivität sinkt beziehungsweise einfach weniger von dem Enzym hergestellt wird.
„Das stelle ich an mir auch fest“, bestätigte Claudia. „Ich kann heute längst nicht mehr so viel Milch oder Joghurt zu mir nehmen wie früher, ohne Bauchschmerzen zu bekommen.“ Zum Glück ist es mittlerweile sehr einfach geworden, die Ernährung ohne den Milchzucker zu gestalten.
Aber auch die Glucosetoleranz unseres Körpers kann gestört sein, wie es beispielsweise beim Diabetes mellitus der Fall ist. Funktioniert die insulinabhängige Aufnahme der Glucose in unsere Zellen nicht mehr ausreichend, bleiben die Glucosespiegel im Blut hoch, und der Körper kann die Energie nicht verwerten.
Ein Warnschuss, der nicht zu überhören ist
Der Blutzuckerwert nach der Aufnahme von Glucose kann also ein Anzeichen für einen gestörten Stoffwechsel des Einfachzuckers sein, was beim Glucosetoleranztest überprüft wird. Finden sich hier erhöhte Werte, kann entweder ein Diabetes mellitus oder bei etwas niedrigeren Werten eine sogenannte Prädiabetes diagnostiziert werden. Dies ist ein Warnschuss, der nicht überhört werden darf – und Anlass für eine sofortige Anpassung des Lebensstils, der viel Bewegung einschließen muss!
Über den Erfolg so einer radikalen Maßnahme entscheidet letztlich der Darm der Betroffenen: Um durch vermehrte Bewegung eine Normalisierung des Zuckerstoffwechsels zu erzielen, bedarf es nämlich vieler Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren bilden können. Sie sehen: Auch der Weg aus der Prädiabetes heraus führt zwangsläufig immer über unsere Darmbakterien.
Macht Zucker leistungsfähiger?
„Mal abgesehen von den Unverträglichkeiten“, wandte meine Patientin ein, „hat Zucker doch auch etwas Gutes, oder? Ich meine, so als Energie-Booster.“ Klar kennt man die konzentrationssteigernde Wirkung von Zucker: Ob während der Arbeit oder beim Lernen vor einer Prüfung – ein süßer Snack zwischendurch kann kurzfristig bewirken, dass man sich leistungsfähiger fühlt, denn direkt nach der Zuckeraufnahme kommt es schnell zur Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse.
„Etwas Gutes“ tut man sich damit freilich nicht an: So macht ein ständig erhöhter Insulinspiegel den Körper anfälliger für Entzündungen, und die negativen Auswirkungen des Zuckers zeigen sich in all den mit Übergewicht assoziierten Krankheiten wie koronaren Herzerkrankungen und Diabetes mellitus. Zudem ist Zucker schlecht für die Zähne, kann Akne auslösen und hat schwerwiegende Folgen für unsere Darmbakterien.
„Schon klar“, warf Claudia ein, „ich dachte ja auch nur an die aufputschende Wirkung.“ „Die wird aber auch teuer erkauft“, stellte ich klar, „denn was passiert denn dabei: Zuckerkonsum regt die Serotonin- und Dopaminproduktion an, macht also in gewisser Weise glücklich, aber genau dieser Effekt birgt auch die Gefahr der Suchtbildung.“
Im Darm hinterlässt zu viel Zucker „verbrannte Erde“
In unserem Magen-/Darm-Trakt macht eine zu zuckerhaltige Ernährung das Leben für die erwünschten und dringend benötigten Bakterienstämme zur Hölle, werden sie doch zunehmend von unerwünschten Pilzen, Bakterienstämmen sowie Parasiten verdrängt. Für die ist Zucker nämlich eine köstliche Leckerei! Besonders der Pilz Candida in unserem Darm, der sich zu Lasten unserer physiologischen Mikrobiota ausbreitet, wird durch Zucker befeuert.
Sehr empfindlich reagieren dagegen die Gruppe der Bacteroidetes und andere nützliche Darmbakterien auf ständigen, intensiven Zuckerkonsum: Sie werden dadurch so erheblich dezimiert, dass es zu einer gravierenden Schädigung des Mikrobioms kommt, und bis zu einem Leaky Gut Syndrom ist es dann nicht mehr weit! Mehr zu diesem Thema finden Sie hier:
Dabei wäre ein Überhang jener Butyrat-bildenden Bakterien, zu denen eben auch die Bacteroidetes gehören, auch noch aus einem anderen Grund wünschenswert: Sie können nämlich das ständige Verlangen nach Süßem effektiv unterdrücken und uns so auf dem Weg helfen, die Zuckersucht zu überwinden!
„Jetzt sagen Sie bloß noch, die lassen sich züchten“, mokierte sich Claudia, und für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob sie mich auf den Arm nehmen wollte, predige ich doch genau das seit Jahren! Aber für meine Patientin war dies offenbar tatsächlich Neuland.
Wir essen für unsere Bakterien mit!
Um die schon vorhandenen Schädigungen ihres Darmmikrobioms zu beheben und wieder eine gute bakterielle Balance herzustellen, legte ich ihr ergänzend zu OMNi-BiOTiC® 6 das OMNi-BiOTiC® metabolic ans Herz – ein bewährtes Probiotikum, das enorm zur Bakterienvielfalt beiträgt und darüber hinaus die Bakterien unterstützt, die überschüssige Kohlenhydrate im Darm binden und mit hinausbefördern. Das erstaunte Gesicht meiner Patientin hätten Sie sehen sollen!
Um das Mikrobiom auf Dauer gesund zu erhalten, bedarf es freilich in erster Linie einer gesunden Ernährung – auch und gerade unter dem Aspekt, welche Nahrung in welcher Menge für die uns so nützlichen Bakterien richtig ist! Besonders gern verstoffwechseln diese nämlich Ballaststoffe aller Art. Eine hohe Ballaststoffzufuhr ist deshalb generell eine gute Idee für jede/n, der/die sich gesünder ernähren und Zucker mit all seinen negativen Auswirkungen reduzieren möchte.
Zum Thema Haferflocken habe ich ein separates Video erstellt. Schauen Sie doch mal rein:
Ballaststoffe und Stärke
Mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag sollten es allerdings schon sein, um eine langfristige Sättigung zu erzielen und so auch weniger Lust auf den süßen Snack zwischendurch zu haben. Wie man einen besonders gesunden Ballaststoff heranzüchten kann, ist komischerweise vielen nicht bewusst: Ob Nudeln, Reis oder Kartoffeln – werden sie nach dem Kochen mindestens 24 Stunden lang abgekühlt, entsteht resistente Stärke, die für uns Menschen nahezu unverdaulich ist!
Erst die Bakterien unseres Mikrobioms im Dickdarm können diese resistente Stärke verstoffwechseln und daraus Butyrat herstellen. (Resistente Stärke findet sich übrigens auch in Hülsenfrüchten und Bananen.) Allerdings ist die Bildung der resistenten Stärke beschränkt auf max. 15 %. Jetzt große Mengen an wieder aufgewärmten Nudeln zu verputzen ist also leider keine Lösung.
Wer sich mit einer hohen Ballaststoffaufnahme eher schwer tut oder auf Nummer sicher gehen will, dem empfehle ich OMNi-LOGiC® Apfelpektin – das bevorzugte Futter für unsere dringend benötigten Darmbakterien, die vermehrt Kohlenhydrate ausscheiden können. Claudia wollte es auf jeden Fall mal ausprobieren mit je drei Kapseln 30 Min. vor einer Mahlzeit. Und sie wollte auf ihren Appetit achten, der durch die Quelleigenschaften des OMNi-LOGiC® Apfelpektin reduziert wird.
Wenn der Zuckerkonsum zur Sucht wird
Die schon erwähnte Dopamin- und Serotoninausschüttung durch Zuckerkonsum kann auch mit einer wahren Sucht nach dem süßen Stoff zu tun haben. Viele Menschen sind sich dieser Sucht gar nicht bewusst und konsumieren einfach wie gewohnt dauerhaft große Mengen an Zucker.
„Aber wie merkt man das überhaupt? Vielleicht bin ich ja auch schon lange zuckersüchtig!“ Claudia war hin- und hergerissen zwischen Erkenntnisinteresse und der Angst vor möglichen Entzugserscheinungen. Um wirklich herauszufinden, ob sie vom Zucker abhängig ist, hilft nur eines: radikaler Verzicht. Schon nach einem bis zwei Tagen würde ihr auffallen, dass sie ohne den gewohnten Zuckerkonsum plötzlich gereizt und unausgeglichen wäre …
„Ich bin mir fast sicher, dass ich auch ein Zucker-Junkie bin“, gestand mir Claudia. „Aber so ein Leben ganz ohne was Süßes möchte ich auch nicht führen, ein wenig naschen ab und zu sollte schon noch drin sein.“
Über das gesunde Backen und Naschen habe ich hier geschrieben:
Wenn das mit dem „wenig“ und „ab und zu“ ernst gemeint sein sollte, ist dagegen nichts zu sagen. Um eine Zuckersucht zu überwinden und sich insgesamt gesünder und mit weniger Zucker zu ernähren, muss man Zucker nicht von jetzt auf gleich komplett aus der Ernährung streichen. Dennoch: Dem Thema Zucker im Alltag sollten wir alle etwas mehr Aufmerksamkeit schenken!
„Verstecktem Zucker“ auf der Spur
Gerade der prüfende Blick auf die Inhaltsstoffe und besonders den Zuckergehalt unserer Lebensmittel hilft versteckten Zucker zu entdecken.
Einen nützlichen Tipp, um sich besser im Dschungel der Bezeichnungen zurechtzufinden, habe ich noch:
Alles, was auf „-ose“ endet, ist eine Form von Zucker!
Es muss also nicht immer explizit „Zucker“ darauf stehen. Daneben gibt es natürlich auch noch andere Zuckerquellen wie z. B. Karamellsirup, Dextrin oder Honig.
Gerade übermäßig zuckerhaltige Nahrungsmittel wie z. B. gesüßte Getränke oder Limonaden sollten konsequent aus dem Alltag verbannt werden. Beim Frühstück anzufangen lohnt sich dabei besonders, denn hier werden oft unbewusst sehr viele Kalorien (und häufig viel zu große Portionen) vertilgt!
Allein ein industriell verpacktes Müsli ist eine wahre Kalorienbombe, erst recht in Kombination mit Trockenfrüchten! Ein Vollkornbrot mit Gemüseaufstrich oder ein warmes Porridge wären definitiv die gesündere Wahl, die obendrein nachhaltiger sättigen würde.
„Stimmt“, meinte Claudia, „mein Frühstück könnte eine Umstellung vertragen.“ Offenbar hatte ich meiner Patientin erfolgreich den Spiegel vorgehalten. Wie sie denn sonst noch den Zucker aus ihrem Alltag verbannen könnte, wollte sie nun von mir wissen.
Eine gute Möglichkeit, dem Zucker aus dem Weg zu gehen und gleichzeitig ihren Kolleg*innen oder Nachbarn eine Freude zu machen, wäre das konsequente Verschenken ihres Süßigkeitenvorrats. So käme Claudia zu Hause gar nicht erst in Versuchung, zu naschen. Zumindest – sollte das zu viel verlangt sein – dürften keine offenen Bonbontüten oder angebrochene Schokoladetafeln mehr offen herumliegen. Man muss sich ja nicht auf Schritt und Tritt neu einer Prüfung unterziehen! Ich konnte sehen, wie es in meiner Patientin arbeitete.
Zuckerersatz verzweifelt gesucht
„Was ist mit Zuckerersatzstoffen“ fragte Claudia hoffnungsvoll.
Leider sind diese gar nicht zu empfehlen. Zwar verwenden viele Menschen Süßstoff als Zuckerersatz, aber leider haben diese Produkte unangenehme Nebenwirkungen und erhöhen nicht nur das Risiko für Diabetes oder Schlaganfälle, sondern bringen auch unseren Stoffwechsel aus dem Konzept.
Auch auf unsere Darmflora hat Süßstoff enorme Auswirkungen: So kommt es bei manchen Menschen, den sogenannten „Respondern“, zu einem verstärkten Wachstum ausgerechnet jener Bakterienstämme, die Kohlenhydrate verstoffwechseln! Diese Veränderung kann schließlich sogar in eine Glucoseintoleranz münden! Es ist also nicht egal, womit man seine Nahrung süßt. Genaueres zum Thema Süßstoffe erfahren Sie in diesem kurzen Video:
Leider bleiben auch andere Zuckeraustauschstoffe wie z. B. Erythrit, Xylit oder Sorbit nicht ohne negative Auswirkungen. Für unseren Darm sind diese wahrlich kein Segen und führen häufig zu Blähungen, schädigen die Darmschleimhaut und führen im schlimmsten Fall zu einem Reizdarmsyndrom. Also bitte nicht regelmäßig und – wenn überhaupt – nur in geringen Mengen verwenden!
Gar nicht so viel Überwindung würde es beispielsweise kosten, den zuckerhaltigen Müsliriegel als Snack durch einen Apfel zu ersetzen. Dieser enthält zwar auch Zucker, aber ebenso wichtige Vitamine und Ballaststoffe, außerdem stillt er den fiesen „Schmachter“, unbedingt nach etwas Süßem greifen zu müssen. Natürliche Süße wie z. B. in Obst ist dem raffinierten Zucker und der zugesetzten Fructose auf jeden Fall vorzuziehen. Man darf nur nie vergessen, dass es sich hier immer noch um viel Zucker handelt …
Bitter ist das neue Süß!
Bitter statt süß – kann das funktionieren? Tatsächlich sind Bitterstoffe, wie wir sie in Salat, Kohl, Kräutern oder Spinat finden, ein gutes Mittel zur Überwindung aus der Zuckersucht. Der Verzehr dieser Bitterstoffe aus den genannten natürlichen Quellen oder auch in Form von Tropfen regt nämlich nicht nur unsere Verdauung an, sondern kann auch gegen den ständigen Heißhunger auf Süßes helfen!
So ungewohnt der bittere Geschmack am Anfang sein mag, so effektiv wirkt das Ganze doch: Die bitteren Stoffe in der Nahrung aktivieren nämlich die Bitterpapillen auf unserer Zunge und verdrängen mit der Zeit sogar die Süßpapillen! Das führt auch dazu, dass die von süßer oder salziger Kost bekannte „Lust auf mehr“ sehr wirkungsvoll eingedämmt wird.
Ein anderer Weg zu diesem Ziel ist der Tee CHARANTEA® metabolic Lemongrass-Mint, der gar nicht mal so bitter schmeckt, aber viele Bitterstoffe enthält. Gerade im Sommer ist er auch als Kaltgetränk ausgesprochen lecker. Für eine besonders effektive Anwendung sollte man dreimal täglich – jeweils nach der Mahlzeit – eine Tasse davon trinken. Wohlgemerkt: Dies soll die natürlichen Bitterstoffe in der Nahrung nicht ersetzen, aber es ist gut zu wissen, woher man sie gezielt beziehen kann.
Schon zwei Wochen Verzicht wirken Wunder!
Was viele Menschen ebenfalls nicht wissen oder sich nicht vorstellen können, ist die Tatsache, dass dieses Verlangen nach mehr Süßem relativ leicht abgestellt werden kann: Es geht im Grunde nur um die ersten zwei Wochen: Verzichten Sie für diese Zeit konsequent auf Zucker im Tee oder Kaffee, auf Konfitüre, Honig, Fruchtsäfte, Süßigkeiten, Weißbrot, Reis und Nudelgerichte. Sie werden staunen, wie gut Sie sich dabei fühlen!
Schon nach weiteren 14 Tagen wird das Verlangen nach Zucker deutlich dezimiert sein. Dann würde Ihnen ein Stück Milchschokolade bereits „abscheulich süß“ vorkommen. „Hm, das klingt so einfach“, unterbrach mich Claudia, „einen Monat durchzuhalten hört sich ja durchaus machbar an. Aber ob mir das im Büro-Alltag wirklich gelingen kann, da bin ich mir noch nicht so sicher.“
„Am besten suchen Sie sich Verbündete“, riet ich ihr, „und vielleicht überzeugen Sie ja auch Ihren Partner, das Entwöhnungsprogramm zu Hause gemeinsam mit Ihnen durchzuziehen.“
Ihre anfängliche Skepsis wich schnell einer optimistischen Einstellung: „Sie haben Recht, das werde ich auf jeden Fall probieren. Und überhaupt werde ich wie ein Luchs auf versteckten Zucker achten, das kann ja mit ihren ganzen Tipps gar nicht so schwer sein.“ Zum Abschied bat ich Claudia, mich über ihre Erfolge im Kampf mit der Überwindung der Zuckersucht auf dem Laufenden zu halten.
Auch Sie sollten beim Einkaufen stets die Lesebrille in Griffweite haben, um auf die Inhaltsstoffe Ihrer Lebensmittel achten zu können. Und wenn Sie gar keine Brille brauchen? Dann gibt’s auch keine Ausreden mehr!
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und Beharrungsvermögen bei allen süßen Versuchungen!
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
Zuckersucht überwinden
Titelbild: © Scifier / shutterstock
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.