Stress führt zu Erschöpfung – dieser banale Zusammenhang muss niemandem erklärt werden, der häufig stressigen Situationen ausgesetzt ist. Umso verwunderlicher, dass eine mögliche Folge – die Erschöpfung der Nebennieren oder genauer der Nebennierenrinden – eine relativ seltene Erkrankung darstellt. Ist die Diagnose aber gestellt, gilt es zu handeln!
Neulich stellte sich eine neue Patientin mit einer kuriosen Symptomatik bei mir vor. Laura* (Anfang 30) begann sofort zu erzählen: „Dass irgendetwas nicht mit mir stimmte, hab’ ich das erste Mal bemerkt, als ich keine Schambehaarung mehr an mir entdecken konnte. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie entsetzt ich war!“
Zugegeben: Aus dem Stegreif fiel mir dazu zunächst nur eine hormonelle Störung ein, aber Laura war mit ihrer Schilderung noch nicht am Ende: „Ich war auch immer schnell erschöpft und müde, das hab’ ich aber eher auf zu wenig Schlaf geschoben. Was allerdings unübersehbar war: Ich hatte kaum noch Hunger, allenfalls Appetit auf Salzstangen, und hab’ in den Wochen danach auch stark abgenommen.“
Beim Stichwort „Salzstangen“ wurde ich hellhörig, und auch die anderen Symptome ließen mich auf eine Störung der Nebenniere tippen. So war es dann auch, wie sich herausstellte, aber der Reihe nach.
Diagnose „Morbus Addison“
Es bedurfte zunächst eingehender Blutuntersuchungen und weiterer Tests durch einen Endokrinologen, bevor die Diagnose Nebennieren-Insuffizienz (Morbus Addison) klar war. Laura hatte schon einige Symptome beschrieben, hier noch mal eine Übersicht:
Mögliche Anzeichen für eine Nebenniereninsuffizienz:
- Niedriger Blutdruck
- Braunfärbung der Haut oder Blässe
- Gewichtsverlust
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Frösteln
- Verlust der Schambehaarung bei Frauen
- Potenzprobleme bei Männern
- Auffälliger „Salzhunger“
- Verdauungsbeschwerden
„Das geht wohl nie wieder weg, oder?“, wollte Laura dann auch als erstes von mir wissen. „Mein Arzt hat mir schon gesagt, dass ich jetzt wohl lebenslang Hormone einnehmen muss.“ Das konnte ich leider nur bestätigen.
Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Nebennieren-Insuffizienz unterscheiden, die beide eigentlich die Nebennierenrinde (NNR) betreffen. Die zwei Nebennieren sitzen den Nieren in einer Kapsel auf und bestehen aus dem inneren Nebennierenmark und der äußeren Nebennierenrinde.
Warum die Nebennieren so wichtig sind
Das Mark ist verantwortlich für die Produktion der Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. Die Rinde kann in drei Zonen unterteilt werden, die jeweils unterschiedliche Hormone bilden: Aldosteron, Cortisol und Androgene. Wenn die Rinde also beschädigt ist, kann man sich schon vorstellen, dass dies mit Problemen verbunden ist. Glücklicherweise ist eine Erkrankung der Nebenniere relativ selten, aber das ist ein sehr schwacher Trost für Laura.
Man unterscheidet eine primäre NNR-Insuffizienz, auch Morbus Addison genannt, und eine sekundäre NNR-Insuffizienz. In Lauras Fall handelte es sich leider um Morbus Addison – eine Zerstörung der Nebennierenrinde, die zu einer verminderten Produktion der Rindenhormone führt.
Gleichzeitig lässt sich bei Morbus Addison typischerweise eine Erhöhung des Spiegels des adrenocorticotropen Hormons (ACTH) der Adenohypophyse im Gehirn beobachten, was darauf zurückzuführen ist, dass die Bildung dieses Hormons nun nicht mehr von Cortisol gehemmt wird.
„Und warum passiert das gerade mir?“
Da war sie, die berühmte Frage. Eine Antwort fällt leider nicht so leicht, gibt es doch verschiedene Ursachen, warum die NNR nach und nach untergeht. Ein möglicher – und nebenbei der häufigste – Grund ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper die Nebenniere selbst zerstört. Eine solche Autoimmunerkrankung tritt oft im Rahmen des polyendokrinen Autoimmunsyndroms auf (auch polyglanduläre Insuffizienz genannt), bei der verschiedene endokrine Organe (z. B. Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse) ebenfalls betroffen sein können.
Wissbegierig?
Erfahren Sie mehr mit unserem Newsletter!
Im Zusammenhang mit der Hashimoto-Thyreoiditis habe ich darüber auch schon geschrieben:
Das besonders Kritische an Morbus Addison ist eine mögliche Addison-Krise. Die kann nämlich auftreten, wenn der Körper plötzlich mehr Cortisol benötigt, als er produzieren kann, etwa in Situationen, die für den Körper Stress bedeuten wie fieberhafte Infekte, Magen-Darm-Infektionen oder schwere psychische Belastungen. Auch nach Operationen kann es zu Magen-Darm-Problemen und Fieber kommen – bis hin zu einem gefährlichen Kreislauf-Kollaps.
Die sekundäre NNR-Insuffizienz
… beruht hingegen auf einer Störung im Hormonkreislauf. Dazu muss man wissen, dass die Produktion von Cortisol in der NNR durch die eben erwähnte Adenohypophyse und durch den Hypothalamus reguliert wird. Wenn nun eine Unterfunktion in einem der beiden vorliegt, wird nicht mehr genügend ACTH frei (s. o.), wodurch weniger Cortisol gebildet werden kann.
Im Vergleich zur primären NNR-Insuffizienz ist der ACTH-Spiegel hier also deutlich niedriger als normal. Außerdem ist hier nur der Cortisolspiegel niedrig; die anderen Hormone kommen in normaler Menge vor, weshalb sich die Symptome etwas unterscheiden.
„Ich frage mich halt in erster Linie, was ich sonst noch tun kann, um die schulmedizinische Therapie zu unterstützen,“ unterbrach mich Laura.
Wie schön – ein aufgeklärtes Gegenüber
Das ist für mich immer der Punkt, an dem ich innerlich aufatme, wenn ich merke, dass ich es mit einem aufgeklärten Gegenüber zu tun habe. Als erstes riet ich ihr, in Zukunft komplett auf koffeinhaltige Getränke zu verzichten. Laura seufzte vernehmlich, ohne etwas zu sagen, aber es war auch so zu merken, dass ihr dieser Verzicht sehr schwerfallen würde.
Das Problem ist nur: Koffein stimuliert den Körper – das ist ja auch der gewünschte Effekt! Das geht dann allerdings auf Kosten der Nebenniere, weil Blutdruck und Puls ansteigen, die auch durch die Nebenniere reguliert werden, und die ist dann schnell überfordert.
Auch auf die Regulation des Blutzuckers hat eine gesunde Nebenniere Einfluss – u. A. durch das Hormon Adrenalin. Da dieser Regulationsmechanismus bei einer Nebennierenrinden-Insuffizienz größtenteils wegfällt, sollte Laura also eher auf Vollkornprodukte anstatt Weißmehl setzen, denn so steigt der Blutzucker langsamer an, und die Nebenniere wird entlastet.
Wo Laura „zuschlagen“ darf
- Fisch
- Frisches Obst mit möglichst geringem Zuckergehalt
- Gemüse mit viel Natrium (z. B. Spinat, Sellerie, rote Paprika)
- Eier
- Nüsse, Körner, Samen
- Milchprodukte
- Avocados
- Hafer
- Wenn der Süßhunger zuschlägt: Dunkle Schokolade
mit mehr als 70 Prozent Kakao-Anteil
Besonders wichtig erschien mir, dass Laura Stress um jeden Preis vermeiden sollte – schließlich besteht für sie jetzt immer die Gefahr einer „Addison-Krise“ (s. o.). „Das sagt sich so leicht“, meldete sich meine Patientin resigniert zu Wort, „ich arbeite in der Altenpflege, und alle Bewohner adäquat zu versorgen ist eigentlich immer mit Stress verbunden.“
Das war natürlich eine vertrackte Situation, weil der Stress in ihrem Beruf durchaus die Nebennierenerschöpfung mit ausgelöst haben kann, aber auflösen konnte ich diesen Zwiespalt leider auch nicht. Um ihr wenigstens einen Lichtblick zu vermitteln, empfahl ich ihr zur Lektüre, wie ich mir mal den Stress von der Leber geschrieben hatte:
Zudem habe ich natürlich bereits mehrfach über eine Ernährung geschrieben, die Fröhlichkeit fördert, was ja auch einen Effekt auf das Stressempfinden hat:
Was der Nebenniere das Leben leichter macht
Um Stress abzubauen, bietet sich auch Sport an. Ich weiß selbst nur zu gut, dass man nach einem anstrengenden Tag oftmals nicht allzu motiviert ist, etwa joggen zu gehen, aber Sport hilft neben dem Abbau von Stress auch dabei, den Hormon- und Blutzuckerhaushalt zu regulieren, was wiederum den Nebennieren das Leben leichter macht.
„Ich werde auf jeden Fall versuchen, mehr Sport in meinen Alltag zu integrieren. Was können Sie mir denn sonst noch empfehlen, was mir helfen könnte?“, wollte Laura nun wissen.
Stress, lass’ nach!
Um noch mal auf die Stress-Problematik zurückzukommen: Bei viel Stress und großen psychischen Belastungen (wie z. B. nach so einer Diagnose!) kann ich das Multispezies-Probiotikum OMNi-BiOTiC® SR-9 nur empfehlen! Nach meiner eigenen Erfahrung nehmen die hierin enthaltenen, für unser Mikrobiom sehr wichtigen Leitkeimstämme direkt Einfluss auf unser Nervensystem im Darm und wirken über diesen Weg beruhigend und ausgleichend auf unsere Psyche.
Was vielen Menschen nicht so klar ist: Stress wirkt sich auch stark auf unser Verdauungssystem aus, das in Verbindung mit unserem Gehirn und somit auch unserem geistigen Wohlbefinden steht. Diese sogenannte Darm-/Hirn-Achse ist ausschlaggebend dafür, ob unser Körper gut oder schlecht mit Stress umgehen kann.
Es leuchtet also ein, dass es sich positiv auf ihre Psyche auswirken wird, wenn Laura ihr Darmmikrobiom durch OMNi-BiOTiC® SR-9 unterstützt. Doch nicht nur das: Durch dieses Multispezies-Probiotikum lässt sich auch Entzündungen des Darms vorbeugen, die gerade bei Stress gern mal auftreten. So lässt sich auch einem Leaky-Gut-Syndrom entgegenwirken.
Übrigens: Wie Löcher im Darm „gestopft“ werden können, können Sie hier nachlesen:
Und wenn Sie sich über Ihr Darm-Hirn schlau machen möchten:
https://probiotische-praxis.blog/parkinson/morbus-parkinson-symptome/
Außerdem legte ich Laura META–CARE® Griffonia Plus ans Herz. Der darin enthaltene Samen der afrikanischen Schwarzbohne ist reich an der Aminosäure 5-Hydroxytryptophan, woraus der Neurotransmitter Serotonin gebildet werden kann, und der ist dafür bekannt, bei Antriebslosigkeit oder depressiven Phasen das Gemüt zuverlässig zu erhellen.
Ein Hoch auf die „Goldene Wurzel“
Ebenfalls enthalten ist der Rosenwurz-Extrakt – ein Adaptogen, das den Körper bei der Anpassung an Stress-Situationen unterstützen kann. Diese „Goldene Wurzel“ stabilisiert Körper und Geist – gerade bei solchen widrigen Umständen, wie sie Lauras Erkrankung mit sich bringt.
Was noch? Auch B-Vitamine sind sowohl für die Funktionsweise der Nebenniere als auch für den Stoffwechsel der Neurotransmitter von großer Bedeutung, was sich ebenfalls positiv in stressigen Situationen auswirken kann. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sind die Vitamine B1, B5, B6 und B12.
In Studien konnte gezeigt werden, dass hochdosiertes Vitamin B Stress-Symptome lindern kann. Speziell zur Unterstützung der Nebennierenfunktion wurde Adrenal-Intercell® entwickelt, das neben den „aufmunternden“ Aminosäuren L-Tyrosin und Phenylalanin eine biologisch aktive und nicht synthetische Form von Folsäure (Methylfolat, 5-Methyl-THF) enthält sowie die wichtigen B-Vitamine und Mineralstoffe.
Neben Griffonia Plus von META-CARE® und OMNi-BiOTiC® SR-9 bildet das die ideale Unterstützung für Laura, weil gerade diese Kombination sich nicht nur positiv auf die Psyche auswirkt, sondern vor allem auch gegen einige Symptome von Morbus Addison wie Abgeschlagenheit oder Konzentrationsschwäche hilft!
Ich hoffe, dass ich Laura somit schon mal ein paar wichtige Tipps mit auf den Weg geben konnte, wie sie ihre Erkrankung in den Griff bekommen kann. In 6 Wochen wollen wir uns wiedersehen. Bis dahin wünschte ich Ihr alles Gute.
A propos: Auch Ihnen, liebe Leser*innen, wünsche ich natürlich alles Gute. Bleiben Sie zuversichtlich!
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
weitere Informationen unter: https://www.apotheken-umschau.de/Morbus-Addison
Titelbild: © SciePro / shutterstock
Nebenniereninsuffizienz Symptome
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.