Unkonzentriertheit und Impulsivität können durchaus Charaktereigenschaften sein, doch in Verbindung mit weiteren Auffälligkeiten ebenso gut auch Symptome von ADHS, von dem beileibe nicht nur Kinder betroffen sind, wie man sieht …
Das Kürzel ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und ist eine der häufigsten Störungen bei Kindern und Jugendlichen. (Nicht zu verwechseln mit ADS, einer Unterform von ADHS, bei der meistens in erster Linie Unaufmerksamkeit zu beobachten ist, nicht aber so sehr Unruhe und impulsives Verhalten.)
Bei rund 5% aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland wurde ADHS diagnostiziert, dabei nehmen Jungen einen deutlich größeren Anteil ein. Auffällig wird ADHS oftmals im Kindergarten- oder Schulalter, wenn die Kinder sich an neue Strukturen anpassen, länger konzentrieren und mehr sitzen müssen. Hier werden ADHS-Kinder dann gern erstmal pauschal als „Zappelphilipp“ abgeschrieben, bevor eine tiefergehende Analyse durchgeführt und ein mögliches ADHS diagnostiziert wird. Bezeichnenderweise hat sich im Volksmund der Begriff „Zappelphilipp-Syndrom“ etabliert …
Allerdings wäre es falsch zu meinen, dass nur Kinder und Jugendliche betroffen sein können. Mit dem Erwachsenenalter verändern sich die Symptome zwar, aber die Erkrankung kann bestehen bleiben. Manchmal wird ADHS sogar erst im Erwachsenenalter erstmals diagnostiziert.
Die Entstehung von ADHS
So war es auch bei meiner Patientin Maja* (24). Als sie zu mir in die Praxis kam, war ADHS erst seit wenigen Monaten überhaupt ein Thema in ihrem Leben. „Klar, meine Eltern meinten schon immer, dass ich kein einfaches Kind war, aber alle Kinder sind schließlich verschieden, deshalb haben sie nicht an eine psychische Störung gedacht. Tatsache ist: Ich habe mich in der Schule schon schwerer getan als die meisten, aber irgendwie hab’ ich es doch geschafft, und jetzt studiere ich sogar. Hier haben die Probleme allerdings erst so richtig angefangen.“
Die drei Hauptsymptome bei ADHS sind Impulsivität, Hyperaktivität und eben jene Aufmerksamkeitsbeeinträchtigung, die bei unterschiedlichen Personen unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Vor allem bei Mädchen bzw. Frauen ist die Hyperaktivität oftmals nicht so deutlich zu erkennen, wodurch ADHS bei Mädchen auch seltener diagnostiziert wird.
Mich interessierte daher, wie Maja zu dem Verdacht kam, sie könnte ADHS haben. „Als ich angefangen habe, Kommunikationswissenschaften zu studieren, war das erst mal ein schwerer Schock für mich. Es hieß in der Schule schon immer, dass man sich an der Uni um alles selbst kümmern müsse und es keine Klassenleiter mehr gäbe, die einem alles auf dem Präsentierteller servieren. Aber ich hatte mir nicht viel dabei gedacht, schließlich war ich zu dem Zeitpunkt endlich erwachsen und bereit, Verantwortung zu übernehmen“, berichtete sie.
Vom Leben überfordert
Es stellte sich dann aber schnell heraus, dass Maja mit der Organisation ihres Lebens und ihres Studiums völlig überfordert war und sie viele Fristen und Termine verpasste. Sie tat sich schwer, den langen und oftmals pausenlosen Vorlesungen zu folgen und fühlte sich im Vergleich zu ihren Kommiliton*innen immer einen Schritt zurück.
„Das frustrierte mich extrem, weil ich wirklich mein Bestes gab. Außerdem hatte ich heftige Stimmungsschwankungen und war sehr sprunghaft, woran dann leider auch meine Beziehung zu Bruch ging. Und dann waren da noch diese Darmbeschwerden, die schlimmer wurden, je unkonzentrierter und stressbelasteter ich wurde. Das kannte ich schon aus meiner Schulzeit. Das Gesamtpaket war einfach mega-nervig. Irgendwann wusste ich nicht mehr weiter und wandte mich an die psychologische Beratungsstelle meiner Uni. Von da an ging es langsam bergauf.“
Das hörte sich wirklich nach einer schweren Leidenszeit an. Nun wollte ich aber endlich wissen, was Maja letztendlich zu mir geführt hatte.
Geht’s auch ohne Medikamente?
„Ich hatte nach meiner Diagnose ein paar Psychotherapiesitzungen, wo mir dann auch Ritalin verschrieben wurde. Zuerst war ich überglücklich, weil ich eine deutliche Verbesserung bemerkte, aber mit der Zeit habe ich immer stärkere Schlafstörungen bekommen, so dass ich nun nach einem alternativen Weg suche, um auch ohne Medikamente das Leben führen zu können, das ich mir wünsche.“
Ein verständlicher Wunsch. Dazu muss man wissen: Eine Strategie zur Behandlung von ADHS ist die Verbesserung der Wirkung der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin. Bei Personen mit ADHS ist das Gleichgewicht der Überträgerstoffe gestört, so wird z. B. Dopamin schneller als erwünscht wieder abgebaut und wirkt deshalb nur für eine kürzere Zeit. Dies wiederum erschwert die Signalweiterleitung im Gehirn und führt dazu, dass ankommende Reize schlechter gefiltert werden können und der Zugriff auf bekannte Informationen schwerer fällt.
Medikamentös wird nun also die Wiederaufnahme der Neurotransmitter in die Nervenzelle gehemmt, wodurch sie länger im „synaptischen Spalt“ (dem schmalen Zwischenraum zwischen den Membranregionen) verbleiben und so länger ihrer Aufgabe (d. h. der Signalweiterleitung) nachgehen können. Glücklicherweise ist dies nicht der einzige Weg, denn auch die Natur hat da so einiges in petto …
Essen als kausale Therapie
Die Produktion von Neurotransmittern kann nämlich durch gewisse Lebensmittel gefördert werden. Darüber habe ich auch schon im Zusammenhang mit Depressionen geschrieben, hier daher nur eine kleine Zusammenfassung: So unterstützen z. B. Äpfel, Bananen, Walnüsse und Bohnen speziell die Bildung des oben erwähnten Dopamins, auch bekannt als eines der Glückshormone.
Die Synthese von Dopamin ist zudem abhängig von verschiedenen Mineralstoffen und Vitaminen wie Vitamin B6 und Vitamin C, Eisen, Zink Kupfer und Magnesium. Eine Blutuntersuchung würde Aufschluss über das Fehlen dieser orthomolekularen Substanzen bei Maja geben.
„Also, dass Schokolade ein Stimmungsaufheller ist, war mir schon klar“, warf Maja ein, „aber dass das auch mit gesunden Sachen gehen soll, hör’ ich heute zum ersten Mal.“
„Oh ja, da gibt es sogar eine ganze Menge geeigneter Lebensmittel“, erwiderte ich und verwies sie auf meinen Blog zur „glücklich machenden Ernährung“:
„Bei Kindern bietet sich übrigens auch die oligo-ketogene Diät an“, fuhr ich fort (oligos = wenig, ketogen = kohlenhydratarm, aber fettreich). Der Grundgedanke dabei ist, dass man die wenigen Lebensmittel, von denen man weiß, dass sie die Symptome des ADHS verstärken können, aus der täglichen Ernährung komplett streichen sollte.
„Hm, das kommt für mich wohl ein wenig zu spät“, stellte Maja lakonisch fest, „und wie hätten meine Eltern denn feststellen sollen, worauf ich zu verzichten hätte?“
Das ist eigentlich ganz simpel: Zunächst werden alle Nahrungsmittel, die potenziell ADHS verschlimmern, für vier Wochen ausgespart, dazu gehören z. B. Cerealien, Kuhmilch und Fisch. Diskutiert wird derzeit noch der Zusammenhang mit einer Histamin-Intoleranz (darüber finden Sie hier mehr:)
bzw hier:
Anschließend werden nach und nach die verschiedenen Lebensmittel wieder mit in die Ernährung aufgenommen, um zu beobachten, ob sich die Symptome verschlechtern. Falls ja, ließe man diese Nahrungsmittel eben weg.
Lebensmittelfarben bitte meiden
Diese Strategie führt tatsächlich häufig zu einer schnellen Besserung. Auffällig in den wissenschaftlichen Untersuchungen war aber auch ein ganz anderer Zusammenhang, nämlich zwischen dem verstärkten Auftreten von ADHS-Symptomen nach dem Genuss von Lebensmittelfarben. Diese finden sich leider häufig in unseren Lebensmitteln, besonders in Fruchtsäften, Süßigkeiten, Eis (farbigem Eis in der Eisdiele), bunten Cerealien.
Neben der Ernährung hat aber auch unser Mikrobiom einen merklichen Einfluss auf unsere Psyche und somit auch auf die Entstehung von ADHS. Schließlich steuert die Darm-Mikrobiota die mentale Gesundheit. Eine gestörte Darmflora gilt als Risikofaktor für verschiedenste Krankheiten. So gibt es Studien, die Zusammenhänge zwischen einer Antibiotikatherapie im Kindesalter und der Entwicklung einer späteren Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung zeigen (in diesem Begriff spiegelt sich exemplarisch die typisch deutsche Herangehensweise).
„Wo Sie das gerade sagen“, unterbrach mich meine Patientin an dieser Stelle, „fällt mir ein, dass ich als Kind häufig Mittelohr- und Mandelentzündungen hatte, und jedes Mal gab es Antibiotika.“ Na, da hatten wir ja schon einen möglichen Auslöser gefunden.
Über das Für und Wider von Antibiotika habe ich hier übrigens bereits geschrieben:
„ADHS und Darm-Mikrobiota hängen eng zusammen“
Weitere Risikofaktoren für ADHS
Daneben geht die Einnahme von Antibiotika im Kindesalter auch noch mit einem erhöhten Risiko für z. B. Allergien und Übergewicht einher. Prof. Paul Wendler von der Harvard Medical School hatte schon in den 70er Jahren die Erkenntnis, dass ADHS im Zusammenhang mit der Darm-Mikrobiota steht und deshalb womöglich auch auf diesem Wege behandelt werden kann. Aber wie lässt sich das nur erklären?
Das Gehirn und der Darm stehen über die Darm-Hirn-Achse in Verbindung. Zum einen zieht sich nämlich der zehnte Hirnnerv, der Vagusnerv, vom Gehirn bis zum Gastrointestinaltrakt und kann auf diesem Weg dem Gehirn mitteilen, in welcher „Stimmung“ der Darm – unser größtes Nervensystem – gerade ist.
Zum anderen wurde festgestellt, dass sich das Mikrobiom eines gesunden Menschen von einem mit ADHS deutlich unterscheidet, was darauf schließen lässt, dass die Zusammensetzung der Bakterienstämme im Darm (kaum überraschend!) ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.
Ähnliche Mechanismen treten übrigens auch beim Autismus auf, darüber können Sie hier mehr erfahren:
Potenziell pathogene Keime, die sich vermehren und dann für den Körper belastende Toxine produzieren, haben nach wissenschaftlichen Erkenntnissen einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten. Um diesem Einflussfaktor einen Riegel vorzuschieben, empfahl ich Maja, vier Wochen lang OMNi-BiOTiC® 10 einzunehmen.
Mit ausgewählten Bakterien zu einer gesunden Diversität
Dieses Multispezies-Probiotikum gilt nicht grundlos als DAS Mittel, um Antibiotika-Kuren zu begleiten, beinhaltet es doch zehn spezielle Bakterienstämme, die die Diversität des Mikrobioms nachweislich fördern und so ungute Keime und deren Toxine in die Flucht schlagen.
Zudem hatte ich das Gefühl, dass Maja schon ganz schön unter Strom stand, was aber auch zu ihrer Geschichte passte: Druck in der Uni, Frust in der Beziehung und dann noch eine verheerende Diagnose – wahrlich kein Zuckerschlecken. Glücklicherweise gibt es für solche Ausgangslagen OMNi-BiOTiC® SR-9, dessen B-Vitamine zur Gesundung des Nervensystems beitragen und ihr helfen werden, besser mit dem ganzen Stress klarzukommen. Nach ihrer vierwöchigen Kur mit OMNi-BiOTiC® 10 soll Maja daher OMNi-BiOTiC® SR-9 einnehmen, dann allerdings für einen langen Zeitraum über mindestens neun Monate.
Bedeutung der Lecithine
Die Substanz, die für Maja besonders wichtig ist, ist das Lecithin – sowohl für ihren Darm als auch für Ihr Nervensystem. Lecithin ist eine wichtige Ausgangssubstanz für Botenstoffe im Gehirn und Nervensystem, wie z. B. dem Dopamin. Es gehört zu den Phospholipiden, die zuständig sind für die Reizweiterleitung an den Zellmembranen. Indem sie die Nervenfortsätze isolieren und die Zellmembranen stabilisieren, sorgen Phospholipide für die reibungslose Weitergabe von Nervenimpulsen.
Wichtig ist es, Lecithine mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren aufzunehmen. So stärkt der Wirkstoff die Gehirn- und Nervenzellen und wirkt unterstützend bei Leistungsdruck, nervlicher Beanspruchung, in Stress-Situationen und bei Konzentrationsstörungen.
Maja habe ich das META-CARE® Colon Lecithin (aus Raps) empfohlen – ein Präparat, mit dem ich in ähnlichen Fällen sehr gute Erfahrungen gemacht habe, weil es über die Darm-Hirn-Achse wirkt. Nachvollziehbar also, dass man damit einen unruhigen Darm und Geist therapieren kann. Außerdem enthält es das ebenfalls hochwirksame L-Glutamin, Zink, die B-Vitamine B6 und B12 und einen Wermutblattextrakt. Maja wird davon 3 x 2 Kapseln pro Tag einnehmen – jeweils nach dem Essen.
Ob es sonst noch etwas gebe, was ich ihr raten könnte, wollte Maja zum Abschluss wissen. Ich riet ihr, sich mit Entspannungstechniken wie autogenem Training oder Meditationsübungen zu befassen, die bekanntlich ebenfalls helfen, mit Stress besser umzugehen. Außerdem bestärkte ich sie darin, weiter ihren Psychotherapeuten aufzusuchen. In Kombination mit den oben genannten Tipps wird Maja hoffentlich bald – trotz ADHS-Diagnose – eine „Überfliegerin“ in der Uni und in ihrem Leben sein.
Auch für Sie und mich gilt natürlich: Stressvermeidung sollte stets ganz oben stehen, der Gesundheit zuliebe! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein entspanntes Wochenende.
Herzlich
Ihre
Dagmar Praßler
* Name geändert
ADHS
Titelbild: © Radu-Bercan / shutterstock
In meinen Blogs beschreibe ich Erfahrungen aus meiner Praxis, insbesondere den Verlauf einiger konkreter Behandlungen. Ich weise darauf hin, dass die beschriebenen Verläufe Einzelfälle sind und keine allgemein verbindlichen Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Andere Menschen können anders reagieren, auch wenn sie die gleiche Behandlung erfahren. Es handelt sich um meine subjektiven Wahrnehmungen, ein Heilversprechen ist darin nicht zu sehen. Bei Beschwerden sollten Sie einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen. Bei meinen Blogs handelt es sich ausschließlich um redaktionelle Beiträge. Neben den beschriebenen Produkten gibt es noch weitere von anderen Herstellern.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich lese mit Freuden ihre Berichte!
Ich wäre sehr am den Themen Bluthochdruck und Gelenk Rheuma ( Handgelenke) interessiert. Habe meine Ernährung umgestellt, esse kein Schweinefleisch, mein Essen ist sehr Fisch lästig, Omega 3 und 6, hochdosierte Vitamin D3, OPC und MSM. Habe fast 8 Jahre Ruhe vor geschwollenen Gelenken gehabt, nun nach der 2. Biontech/Pfizer Impfung trat es unmittelbar bar als Nebenwirkung auf und tritt nun in kürzeren Abständen auf.
Ich freue mich über Anregungen und Unterstützung von Ihnen.
Mit besten Dank und freundlichen Grüßen
Beatrix von Wildemann
Liebe Frau von Wildemann!
Herzlichen Dank für Ihr Feedback! Über Bluthochdruck haben wir schon geschrieben, aber es kommen ein der Tat viele Patient*innen mit diesem Problem in die Praxis, so dass wir das Thema gern noch einmal aufgreifen können. Auch das Gelenk-Rheuma war schon Thema. Mal sehen, vielleicht konzentrieren wir uns in einem weiteren Beitrag auf die kleineren Gelenke. Omega 6 bei Gelenkbeschwerden bitte meiden, es ist pro-entzündlich! Curcuma wäre noch empfehlenswert, gern in liposomaler Form. Tja, die Impfnebenwirkungen sind sehr vielfältig und treten eher häufig auf als selten, leider sind weder Politiker noch Wissenschaftler in den Medien oder die Journalisten selbst willens und in der Lage, das auch zu thematisieren. Da sind Erfahrungsberichte wie Ihrer sehr wichtig. Liebe Grüße! Dagmar Praßler